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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits
Autoren: Georg R. Kristan
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Javakul ist Chef-Stewardeß bei der Swirna-Airlines und muß rechtzeitig vor Abflug ihrer Maschine in Hamburg sein.«
    »Das wird sich schon einrichten lassen«, beruhigte Ahrens die beiden Reisenden.
    Amara hatte kein Wort gesagt. Sie schien sich nur darüber zu wundern, daß sie in einen anderen Streifenwagen einsteigen mußte als ihr Begleiter. Der Zufall wollte es, daß bei der Abfahrt der dritte Streifenwagen mit Botho von Campen auf den Bonner Talweg einbog. Amara sah kurz zu ihm hinüber, ohne ein Zeichen des Erkennens zu geben. Ihr Blick richtete sich sofort wieder nach vorn auf die Straße.
    Wenn Paolo Muskitus mit den räumlichen Verhältnissen im Bonner Polizeipräsidium vertraut gewesen wäre, hätte er sich sehr darüber gewundert, daß die beiden Fahrzeuge, in denen er und Amara transportiert wurden, in den Hof des Polizeigewahrsams fuhren. Schwere Eisengitter rumpelten herunter und sperrten den Ausgang hermetisch ab. Von hier gab es kein Entkommen.
    Ahrens führte Muskitus an den Zellen vorbei zum Gefangenenaufzug, mit dem sich die Etagen der Kriminalpolizei erreichen ließen, ohne daß andere Besucher des Hauses die Vorführung wahrnehmen konnten. Einer der uniformierten Beamten fuhr mit, der andere folgte mit Amara Javakul.
    Fräulein Kuhnert wartete bereits vor der Tür von Zimmer 306. Nach einem kurzen Gruß sagte sie: »Der Chef möchte zunächst mit Frau Javakul sprechen.«
    Ahrens brachte Muskitus in das Wartezimmer und gab seinem uniformierten Kollegen ein Zeichen, den Gang vor den Räumen des 1. Kommissariats nicht zu verlassen. Inzwischen war auch Botho von Campen in Begleitung von Peters eingetroffen. Ahrens wies auf die Tür zum freien Nachbarzimmer, in dem Singer ein ziemliches Chaos hinterlassen hatte. Er war noch draußen, um das Asiatica-Geschäft im Auge zu behalten.
    Kommissar Freiberg und Lupus standen auf, als Amara Javakul das Zimmer betrat.
    »Nehmen Sie bitte Platz«, sagte der Kommissar. »Sie befinden sich bei der Mordkommission; mein Name ist Freiberg – das ist mein Kollege Müller. Fräulein Kuhnert übernimmt das Protokoll. Wären Sie bereit, mir ein paar Fragen zu beantworten, oder könnte es Sprachprobleme geben?«
    »Ich habe mich schon seit langem mit der deutschen Sprache vertraut gemacht. Das gehört zu meinem Beruf als Chefstewardeß«, erwiderte Amara mit unaufdringlichem Selbstbewußtsein. »Ich werde Ihre Fragen beantworten.«
    »Danke! Wir haben zwei Mordfälle aufzuklären, zwischen denen es einen Zusammenhang gibt.«
    »Zwei?« vergewisserte sich Jamara.
    »Ja; hier in Bonn wurde Bari von Campen als Leiche aus dem Rhein geborgen; in Hamburg hat man eine andere Tote aus dem Nicolaifleet geholt. Beide Frauen wurden erst ermordet und dann ins Wasser geworfen – wahrscheinlich von demselben Täter.«
    Amara stieß einen Laut des Erschreckens aus und legte die Hand auf den Mund.
    Freiberg sah sie prüfend an. »Das haben Sie doch gewußt?«
    »Nein! Herr von Campen hat mir nur vom Tod seiner Frau erzählt. Ich habe mit alledem nichts zu tun.«
    »Sie wollten Botho von Campen nach der Scheidung von seiner Frau Bari heiraten?«
    »Ja, das war geplant, aber jetzt hat sich das erledigt – ich will mit ihm nichts mehr zu tun haben.«
    Ohne Übergang kam die nächste Frage: »Was verbindet Sie mit Paolo Muskitus?«
    Lupus schob eine sanfte Drohung nach. »Sie sollten uns die volle Wahrheit sagen. Wir haben einige interessante Informationen von der Hamburger Kriminalpolizei erhalten.«
    Amara zuckte zusammen. »Ich habe mit alledem nichts zu tun«, wiederholte sie ihre früheren Worte.
    »Aber Sie haben doch Beziehungen zu Herrn Muskitus? – Sonst würden Sie wohl nicht zusammen wohnen.«
    »Ich helfe bei Geschäftsabwicklungen zwischen ihm und meinem Vater. Der ist ein angesehener Kunsthändler in Swirnabad und liefert nach ganz Europa.«
    »Die Geschlechtsbeziehungen haben Sie wohl vergessen«, schleuderte Lupus ihr entgegen. »Halten Sie uns nicht für dumm.«
    »Paolo und ich sind gute Freunde«, räumte sie ein. »Wir kennen uns schon lange.«
    Freiberg ging die Sache von der anderen Seite an. »Herr Muskitus hat noch ein ganz besonderes Geschäft; haben Sie dafür nicht auch gewisse Dienste geleistet?«
    Die bisher recht selbstsichere Stewardeß senkte den Kopf.
    »Reden Sie schon«, fuhr Lupus sie an. »Oder möchten Sie in Polizeibegleitung zur Vernehmung nach Hamburg gebracht werden? Unsere Kollegen dort haben mehr Erfahrung mit Frauen- oder Mädchenhändlern;
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