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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits
Autoren: Georg R. Kristan
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übrigens auch.«
    »Wo haben Sie Ihre Geschäfte in Hamburg?«
    »In der südlichen Altstadt, nicht weit von St. Nicolai.«
    Freiberg erinnerte sich an ein Wochenende – Hamburg per Bus –, das er sich mit seiner studentischen Hilfskraft gegönnt hatte, um wenigstens einen Eindruck von der Metropole im Norden zu bekommen. Die Gegend zwischen dem Michel und dem Chilehaus hatten sie in ermüdenden Fußmärschen durchstreift; daher war ihm das Viertel nicht ganz unbekannt. »Zum Nicolaifleet hin?« fragte er.
    »Ja, ich habe sogar mein rückwärtiges Lager mit einem Wasserzugang. Aber meine antike Handelsware ist kein Sperrgut, und so benutze ich ihn nicht. Leider muß man als Mieter ein derart begehrtes Objekt so nehmen, wie es angeboten wird.«
    »Würden Sie Menschen als Sperrgut betrachten?« Lupus hatte Mühe, seine Stimme unter Kontrolle zu halten.
    Muskitus ignorierte die Frage und sah den Kommissar an.
    »Wissen Sie, daß man Subin Tairong vor ein paar Tagen als Leiche aus eben diesem Fleet an Land geholt hat?« fuhr Freiberg fort.
    »Nein, wieso sollte ich?! – Ich bin geschäftlich viel unterwegs; Sie sehen ja, auch in Bonn.«
    »Können Sie mir sagen, warum Subin Tairong mit Bari von Campen, auch Thailänderin, Kontakt aufgenommen hat?«
    »Nein, das kann ich nicht!«
    »Haben Sie sich mit Bari von Campen in Verbindung gesetzt und sie getroffen?«
    Paolo Muskitus ließ sich durch keine der Fragen aus der Ruhe bringen. »Nein – immer wieder nein! Ich bin mit Amara Javakul nach Bonn gekommen – geschäftlich und der herrlichen Landschaft wegen. Wir wollten noch eine schöne Bootsfahrt machen, aber Amara muß vorzeitig zurück, weil die Crew neu zusammengestellt wird.«
    »Mit welchem Boot wollten Sie fahren?«
    »Na, wissen Sie, Herr Kommissar, solche sinnlosen Fragen würde man mir in Hamburg nicht stellen. – Aber bitte, wenn es für Sie wichtig ist – ich wollte mir den Katamaran ›Filia Rheni‹ ansehen. So ein Doppelrumpfschiff für den Ausflugsverkehr ist doch recht ungewöhnlich.«
    »Ihr Motorsportboot wollten Sie also nicht benutzen?«
    Diese Bemerkung schien einen Nerv getroffen zu haben. Paolo Muskitus preßte die Lippen zusammen, zog seine Krawatte zurecht und hatte sich schon wieder gefangen. Sein überlegenes Lächeln gelang diesmal nur unzureichend. »Für Bewirtung und Tanz ist mein Boot einfach zu klein. Es liegt auch erst seit ein paar Tagen in Oberwinter, und ich habe mich noch nicht mit den Flußverhältnissen vertraut gemacht. – Aber warum interessiert sich die Bonner Kriminalpolizei für meinen Wassersport?«
    »Weil er uns Leichen beschert!« sagte Lupus ungehalten.
    »Also, Herr Muskitus«, nahm Freiberg die Vernehmung wieder in die Hand, »jetzt wollen wir mal Tacheles reden. – Ich verdächtige Sie des Mordes an Bari von Campen und an Subin Tairong, und ich mache Sie darauf aufmerksam, daß es Ihnen freisteht, sich zur Sache zu äußern oder nicht auszusagen. Sie haben auch das Recht, sich von einem Anwalt beraten zu lassen. – Aber diese Formalien dürften Ihnen wohl geläufig sein.«
    Das Lächeln in dem glatten Gesicht wirkte wie eingefroren. Einem Mann mit solcher Selbstbeherrschung hatte Freiberg noch nicht oft gegenüber gesessen. Auch Lupus würde mit seinen Methoden kein Geständnis aus diesem Kotzbrocken herausbekommen.
    »Ich bin Manns genug, um auf Ihre Fragen zu antworten. Einen Rechtsanwalt brauche ich später, um herauszufinden, mit welchen Tricks sich der saubere Herr von Campen von einem Mordverdacht reingewaschen hat, um ihn mir anzuhängen.«
    »Jetzt reicht’s!« sagte Lupus. »Noch eine solche Unterstellung, und wir zwei unterhalten uns allein. Widerstand bei der Durchsuchung nach Waffen wird mit allen polizeilichen Mitteln gebrochen. – Kapiert?«
    Kommissar Freiberg winkte mit einer energischen Handbewegung ab. Sehr förmlich und souverän formulierte er seine Vorhaltungen: »Subin Tairong ist Ihnen gefährlich geworden, weil sie sich an eine Landsmännin gewandt hat, die ausgerechnet mit einem Diplomaten in Bonn verheiratet ist und das miese Geschäft schnell durchschaut hat. Das haben Sie schon vermutet, als Sie die Telefonnummer mit den Anfangszahlen 0228 für Bonn im Reisepaß Subins entdeckt hatten. Spätestens, als Bari von Campen bei Ihnen anrief und mit der Polizei drohte, wußten Sie, was Ihnen bevorstand. Darum mußte Bari von Campen als erste und ganz schnell ausgeschaltet werden. Sie haben sich mit ihr am Rolandsbogen getroffen, sie auf
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