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Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Sarah Mlynowski
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Kapitel 1

    Der Anfang
    S obald es zur Pause klingelt, laufen die Kinder aus mei ner neuen fünften Klasse alle hinaus, um Fangen zu spielen. Wir zählen ab, Ene mene muh, und raus bist du!, und ich bin dran. Ich, die Neue. Großartig.
    Nicht wirklich.
    Ich halte mir die Hände vor die Augen und zähle bis zehn (okay, bis fünf), damit die anderen weglaufen können, und dann renne ich los. Als Erstes sehe ich Penny, denn Penny ist ganz schön groß. Na ja, größer als ich jedenfalls. Was aber auch keine Kunst ist, denn die meisten in meinem Alter sind größer als ich. Außerdem trägt sie einen Pulli in Knallorange, in dem sie nicht zu übersehen ist. Von vielen weiß ich den Namen noch nicht, aber Pennys Namen kann ich mir leicht merken, denn sie hat einen super kurz geschnittenen Pony, und ich denke immer bloß: Pennys Pony, Pennys Pony, Pennys Pony.
    Ich flitze zu ihr hinüber und tippe sie am Ellenbogen. »Du bist, Pennys Pony! Ich meine … Penny.«
    Da guckt sie mich ganz komisch an und sagt: »Ähm, nein. Ich bin versteinert.«
    Häh? Versteinert? Ich finde, sie sieht ziemlich lebendig aus.
    »Was?«, frage ich.
    Penny runzelt die Stirn. »Du hast mich gefangen, und jetzt bin ich versteinert.«
    »Neeiin«, sage ich langsam. »Ich war dran. Ich habe dich gefangen, und jetzt bist du dran. Jetzt musst du jemand anders fangen. Deswegen heißt das Spiel so. Fangen.«
    »Wer dran ist, muss alle fangen«, sagt Penny. Sie sagt das in einem Ton, als wüsste sie sehr viel besser über Fangen Bescheid als ich, und ich merke, wie ich vor Wut ganz rot werde. Weil das nämlich nicht stimmt. »Wenn du gefangen wirst, bist du versteinert. Und wer als Letztes gefangen wird, ist dran. Kapiert?«
    Wer als LETZTES gefangen wird, ist dran? Wer als Letztes gefangen wird, ist doch die Beste und hat gewonnen! Und wer gewonnen hat, sollte einen Freudentanz aufführen und von den anderen mit Konfetti beworfen werden! Wenn die Beste als Nächstes dran ist, ist das doch überhaupt keine Belohnung!
    Fassungslos schaue ich sie an. Jetzt bin ich also so lange dran, bis ich jede und jeden aus der Fünften erwischt habe und alle versteinert sind? Das wird aber ein sehr, sehr, SEHR langes Spiel werden.
    Ich gebe mir ja wirklich die größte Mühe mit meiner neuen Schule. Aber was soll ich denn tun, wenn die Kinder hier ALLES falsch machen?
    Wenn ich meinen Fall kurz darlegen darf:
    1. In Smithville sagen sie immer Limonade statt Brause. Lächerlich, oder? Limonade klingt doch total langweilig. Dabei ist Brause ein viel schöneres Wort. Da hört man gleich, wie es prickelt! Limonade dagegen klingt nach abgestandenem Abwaschwasser.
    2. Die Leute hier haben keine Ahnung, wie man ein Sandwich mit Erdnussbutter und Banane macht. Die einzig richtige Art ist nämlich, die Banane in Scheiben zu schnei den und die Scheiben eine nach der anderen in die Erd nussbutter zu drücken, vorzugsweise in ordentlichen Rei hen. Aber die Kinder an meiner neuen Schule zermatschen die Bananen, rühren einen Löffel Erdnussbutter darunter und streichen die schleimige Matschepampe dann auf ihr Brot. Wie kommt man denn bloß auf so eine Idee, frage ich mich?!
    3. Und jetzt wollen sie, anstatt ganz normal Fangen zu spielen, auch noch so tun, als wären sie versteinerte Statuen, zwischen denen Abby wie eine Blöde herum läuft.
    Hohes Gericht!
    Ich will nicht Limonade statt Brause sagen.
    Ich will keinen schleimigen Bananenmatsch essen.
    Und ich will jetzt nicht dran sein.
    »Ich weiß ganz genau, dass es so geht, wie ich es kenne«, sage ich, obwohl sich mir dabei der Hals zuschnürt. Ich habe recht. Ganz bestimmt.
    »Nein«, erklärt sie. »Ich bin versteinert. Und du solltest besser weitermachen, sonst wird’s nämlich immer schwie riger.«
    Tränen brennen mir in den Augen. Ich will nicht, dass alles immer schwieriger wird. Ich will, dass alles so ist, wie es früher war. Normal!
    »Nein, danke«, sage ich ganz vorsichtig, damit meine Trä nen nicht zu kullern anfangen. Wahrscheinlich klingt meine Stimme jetzt etwas gepresst. Oder nach Heulsuse. Oder vielleicht auch nach verwöhntem Gör.
    »Du gibst auf?«, fragt Penny und zieht die Augenbrauen hoch. »Nur weil du deinen Willen nicht kriegst?«
    »Nein! Ich bin einfach nur … müde.« Das ist noch nicht einmal gelogen. Ich bin müde. Ich bin es müde, dass alles so anders ist. Warum kann nicht alles so sein wie früher?
    Ich gehe zu Mrs. Goldman, der Aufsichtslehrerin, und frage sie, ob ich in die Bücherei
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