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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits
Autoren: Georg R. Kristan
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Ihr Boot geholt, dort erwürgt und mit einem Betonklotz an den Füßen weit draußen in der Fahrrinne des Rheins versenkt. – Ihr Pech waren die Baggerarbeiten an der Beueler Platte; ohne diesen ›Betriebsunfall‹ wäre die Leiche für immer verschwunden – zerfetzt von den Schiffen und der Strömung. Wollen Sie sich hierzu äußern?«
    »Den Teufel werde ich tun, meinen Kopf für diesen feinen Diplomaten hinzuhalten«, brauste Muskitus auf. »Amara hat mir von seiner Auseinandersetzung mit der Ehefrau erzählt. – Dafür sollte sich die Kripo interessieren! Von Campen hat hier ein paar Tage zu tun, reist ab, erklärt Amara, daß der Hochzeitstermin festgesetzt werden kann – und dann ist das Ehehindernis auf einmal beiseite geräumt; Scheidung nicht mehr erforderlich.«
    »Sie werden sich etwas anderes überlegen müssen, wenn wir Sie dem Kellner vom Rolandsbogen gegenüberstellen«, sagte Lupus ohne die geringste Schärfe in der Stimme.
    »Zeugen sind unsichere Kantonisten – das wissen Sie so gut wie ich – und kaufen kann man sie auch. Nun, Herr Kommissar, Sie wollten mir doch noch eine zweite Tote anhängen?!«
    Freiberg blieb gelassen. »Ich hätte es schon nicht vergessen. Aus Ihrer Sicht hatten Sie gar keine andere Wahl, als auch Subin Tairong zu beseitigen. Sie haben Sie – vielleicht mit freundlichen Worten und Versprechungen – in Ihr Geschäft am Nicolaifleet gelockt und dort umgebracht. Der vorgetäuschte Selbstmord war zu dilettantisch arrangiert – kein Wasser in der Lunge; ein solcher Fehler hätte Ihnen nicht passieren dürfen.«
    Paolo Muskitus lehnte sich zurück und zog gönnerhaft die linke Schulter hoch. »Haben die Herren Ermittler vergessen, daß sich Botho von Campen wiederholt in Hamburg aufgehalten hat? Wer weiß, welche Gefahr ihm aus der Connection Bari – Subin drohte.«
    »Und welches Motiv sollte er Ihrer Meinung nach gehabt haben, beide umzubringen?«
    Muskitus lachte hart auf. »Ich denke, Sie führen die Ermittlungen – oder wird das in Bonn anders gehandhabt?«
    »Das glaube ich nicht«, erklärte Freiberg. »Und darum begleiten Sie uns jetzt zum Liegeplatz Ihres Bootes. Falls Sie so unschuldig sind, wie Sie uns vormachen wollen, müßte es für Sie das reine Vergnügen sein, wenn wir uns das Schmuckstück ganz genau ansehen.«
    Auf der Fahrt nach Oberwinter saß Lupus auf dem Rücksitz, links von Paolo Muskitus. Damit konnte er jede Bewegung seines Nachbarn beobachten und seinem Chef den Rücken freihalten. Diese Vorsichtsmaßnahme gehörte zur Routine beim Tramsport eines Verdächtigen, auch wenn der Satz »Sie sind vorläufig festgenommen« noch nicht gefallen war.
    Gesprochen wurde während der Fahrt kaum. Kurz vor dem Ziel, in Höhe der Großbaustellen bei Rolandseck, stellte Lupus fest: »Von hier stammt der Betonklotz.«
    Muskitus ließ keine Reaktion erkennen.
    Als UNI 81/12 auf dem Hafengelände hielt, kam ihnen der Bootswart beflissen entgegengeeilt. Überschwenglich begrüßte er Muskitus; offensichtlich eingedenk guter Trinkgelder meldete er sofort: »Aufgetankt habe ich, dreihundert Liter, voll. Der neue Cockpittisch und das Kabrioverdeck sind bestellt. Die Reparatur allerdings ist noch nicht…«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Muskitus. »Die Herren wollen sich das Boot ansehen.«
    »Sie bleiben hier!« hielt Lupus den Wart zurück. »Wir müssen uns noch etwas eingehender unterhalten.«
    Heute war nicht viel Betrieb im Hafengelände. Einige Sportsfreunde werkelten an ihren Booten herum.
    Freiberg ließ Muskitus über die Brücke zum Schwimmsteg vorangehen. Das schneeweiße Boot mit den spitz zulaufenden roten Bordstreifen und der niedrigen Windschutzscheibe stach von den anderen Schiffen deutlich ab. Auch ein Laie konnte erahnen, daß der Typ Gobbi 23 offshore für hohe Geschwindigkeiten entwickelt worden war.
    Mit geübten Handgriffen knüpfte Muskitus die Persenning ab und warf sie auf den Steg. Freibergs Blick fiel auf einige deutlich sichtbare Schrammen an der Steuerbordseite, die auch den Bootsnamen »Felicidad« in Mitleidenschaft gezogen hatten. Interessiert beugte er sich vor, um den Schaden genauer anzusehen. Unbemerkt löste Muskitus inzwischen die Leinen des Bootes, ohne sie allerdings aus dem Ring zu ziehen. Gemächlich machte er sich daran, die Persenning zusammenzufalten.
    »Das hat Zeit!« sagte Freiberg. »Sie gehen bitte zuerst an Bord.«
    Mit einem abgefederten Sprung landete der Skipper auf dem Deck seiner »Felicidad«. Der Kommissar
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