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Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Titel: Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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hatte ihm dieses Handwerk beigebracht, er war auch ein vorzüglicher Kämpfer. Von ihm lernte er den richtigen Umgang des Schwertes und auch wie man sich mit dem Stock Ärger vom Leib hielt. Oder einen Schwachkopf wie Igidor. Er vermisste Elldrig. Hoffentlich fand er in der Stadt etwas über Elldrigs Verbleib heraus. Im Dorf konnte ihm niemand genauere Auskunft geben.
    Nach mehr als anderthalb Stunden Fußmarsch lag das Stadttor vor ihm. Kargendein, benannt nach der kargen Steppe, war die größte Siedlung in der unmittelbaren Nähe der Veste. Die einzige Ortschaft, die den Namen ›Stadt‹ verdiente. Ein Schutzwall unbehauener Steine umgab die Häuser. Ein unübersehbarer Händlerstrom führte aus den umliegenden Dörfern hierher. Illwar sog den geschäftigen Gestank der Stadtluft ein, ging durch das Tor und blieb auf der großen Straße. Die Pflastersteine unter seinen Füßen führten ihn direkt seinem Schicksal entgegen.

2
    Sanft blickten seine Augen über die Berge. Seine runzelige Hand strich beruhigend über den gestutzten Vollbart. Das alles, die Berge, die Täler und alles was dahinter lag, gehörte ihm – nur ihm. Er war am Ziel. Schon so lange, seit Jahren. Eigentlich sollte er die Dinge mittlerweile gelassener sehen. Ein nervöses Zucken seines rechten Mundwinkels belehrte ihn eines besseren. Da war es wieder. Irgendetwas stimmte nicht, etwas behagte ihm ganz und gar nicht. Die gutmütig schweifenden Augen fixierten den Blick und wurden hart. Was zur Hölle war da draußen, das er fürchtete? Einen Aufstand? Dazu waren die Leute doch viel zu verängstigt. Jeder, der als Anführer für einen Aufstand in Frage käme, wurde schon von seinem Vorgänger, Tang Ok, beseitigt, bevor der gute Tang sein unglückliches Ende nahm. Vernichtet durch die Macht des Rings.
    Grinn ’te Kall hielt mit dem Streicheln seines Bartes inne und studierte seine Hand genauer, oder besser den Ring, der seinen Finger zierte. Ein unglaublicher Ring. Soviel Macht, so wenige Schranken, die sie bezähmten. Selbst ohne diesen Ring, war er Magier genug, um sich als Herrscher dieses Landes zu behaupten. Er war der letzte des Rates der Zwölf, des Rates von Gishalta, den er geholfen hatte zu vernichten. Er war einer der letzten Kralten, des Herrschergeschlechts dieses Landes von jeher. Aber er hatte diesen Ring, er hatte seine Macht, also warum diese Zweifel, warum diese – Angst!
    ’te Kall ging auf und ab. Ja, es war Angst. Er war nicht so alt geworden als verhasster Magier und Feind des Rates, ohne es sich eingestehen zu können, wenn er sich fürchtete. Es hielt ihm am Leben. Er musste seinem Instinkt trauen. Etwas bahnte sich an und es war außerhalb seiner Kontrolle. Oder lag es einfach nur daran, dass er zu viele Jahre in einer Glaskugel verbracht hatte als Tang Oks Gefangener? War er übervorsichtig?
    Sein volles weißes Haar peitschte nach links und rechts, als er den Kopf schüttelte und blieb dann wieder ruhig in der Mitte der Schulterblätter liegen.
    »Axarel!« Er wartete mehrere Sekunden ungeduldig auf- und abgehend, bevor eine Reaktion auf seinen Ruf eintraf. Die Tür öffnete sich und ’te Kall musste unwillkürlich lächeln. Die herbe Schönheit seiner Beraterin faszinierte ihn immer wieder aufs Neue. Die schmale Gestalt, heute in ein weißes Kleid gehüllt, die langen blonden Haare glatt an Kopf und Körper liegend, eine dominierende Nase und ein Blick, der Männer weinen und Steine bersten ließ. »Axarel, wie ist die Lage im Land? Was melden meine Spione? Wird das Volk unruhig?«
    »Das einzig Unruhige im Land seid Ihr, Gebieter.«
    ’te Kall hörte prompt damit auf, hin und her zu wandern. Mit väterlicher Milde betrachtete er seinen Schützling. Diese Frau hatte sich in den letzten Jahren als sehr talentiert erwiesen, in mehr als nur einer Hinsicht. »Ich habe Dich nicht gerufen, um mir Vorwürfe zu machen, sondern um meine Sorgen zu zerstreuen – oder zu bestätigen. Was treiben meine ach so geliebten Untertanen?«
    »Sie versuchen Eurem Sarkasmus zu trotzen, so wie ich.« Sie rang sich eine Bewegung ihrer Mundwinkel ab; vermutlich versuchte sie zu lächeln. »Das Volk verhält sich ruhig und hörig. Was beunruhigt Euch so?«
    »Ich weiß es nicht. Genau das macht mir Angst. Ich weiß nicht, was da draußen vorgeht. Doch ich kann einen Sturm wittern, wenn er heraufzieht. Und glaube mir, die Winde sammeln sich.«
    »Ich lasse die Kundschafter ausschwärmen und fordere neue Berichte von allen Spionen
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