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Cool und Lam 13 - Die goldgelbe Tuer

Cool und Lam 13 - Die goldgelbe Tuer

Titel: Cool und Lam 13 - Die goldgelbe Tuer
Autoren: A. A. Fair
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1

    Ich stand im Anmelderaum vor dem Schrank, der unser Archiv beherbergt, und las das Aktenmaterial über einen Erpresser, als plötzlich eine menschgewordene Kletterstange zur Tür hereinstolzierte. Der Mann war 1,85 Meter groß, dünn wie ein Strich und trug ein kariertes Jackett, Hosen mit messerscharfen Bügelfalten und zweifarbige Sportschuhe. Er bat um eine Unterredung mit dem Seniorpartner unseres Detektivbüros und äußerte diesen Wunsch mit der Miene eines Menschen, der grundsätzlich das Beste verlangt, sich dann aber mit dem begnügt, was er bekommt.
    Die Empfangsdame blickte erwartungsvoll zu mir herüber, aber ich rührte mich nicht. Der Seniorpartner war Bertha Cool. Folglich kam er bei Bertha vor die rechte Schmiede.
    »Mit dem Seniorpartner?« wiederholte das Mädchen unschlüssig, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    »Ganz recht. Ich glaube, er heißt B. Cool«, erklärte er und warf einen Blick auf die beiden Namen, die in vergoldeten Lettern auf der Milchglasscheibe der Außentür prangten.
    Sie nickte, hob den Hörer ab und wählte die Nummer von Bertha Cools Apparat. »Wie ist Ihr Name?«
    Der Besucher zog eine krokodillederne Brieftasche aus dem Jackett, nahm eine Visitenkarte heraus und überreichte sie der Empfangsdame mit einer schwungvollen Handbewegung.
    Sie betrachtete die Karte stirnrunzelnd, als fiele es ihr schwer, den Namen zu entziffern. »Mr. Billings, wie?«
    » Mr. John Carver Billings der...«
    Aber gerade in diesem Moment meldete sich Bertha Cool, und das Mädchen sagte hastig: »Ein Mr. Billings — ein Mr. John Carver Billings möchte Sie sprechen .«
    »Der Zweite«, rief der Mann ungehalten dazwischen und tippte auf seine Visitenkarte. »Können Sie denn nicht lesen, Der Zweite !«
    »Ach ja, der Zweite«, fügte das Mädchen rasch hinzu.
    Das überstieg jedoch Berthas Horizont. Sie verlangte anscheinend eine Erklärung.
    »Der Zweite«, wiederholte die Empfangsdame verzweifelt. »So steht’s auf seiner Karte, und er sagt auch, daß es so heißen muß. Sein Name ist John Carver Billings, und nach dem Billings kommen zwei senkrechte Striche und ein Punkt .«
    Der Mann runzelte ungeduldig die Stirn. »Schicken Sie doch meine Karte hinein.«
    Das Mädchen fuhr mit der Daumenspitze mechanisch über die eingeprägten Buchstaben auf der Visitenkarte und murmelte: »Ja, Mrs. Cool.«
    Dann legte sie auf und wandte sich an Billings. » Mrs. Cool möchte sogleich mit Ihnen sprechen. Bitte gehen Sie hinein.«
    » Mrs. Cool ?« erkundigte sich Billings überrascht.
    » Ja .«
    » Mrs. Cool ist also B. Cool?«
    »Ja. Das B bedeutet Bertha.«
    Er zögerte merklich. Dann straffte er sich, wodurch seine Figur noch länger erschien, zog sein kariertes Sportjackett zurecht und lief grimmig entschlossen auf die Tür zu.
    Die Empfangsdame wartete, bis er in Berthas Büro verschwunden war, und sah dann vorwurfsvoll zu mir herüber. »Er wollte eigentlich mit einem Mann sprechen.«
    »Kleiner Irrtum Ihrerseits«, erwiderte ich. »Er verlangte doch ausdrücklich den Seniorpartner, oder nicht?«
    »Ja, aber wenn er jetzt doch noch nach Ihnen fragt, was soll ich ihm dann sagen?«
    »Sie unterschätzen Bertha, meine Liebe. Zuerst wird sie sich über seine Zahlungsfähigkeit orientieren, und falls diese ihren Erwartungen entspricht, wird sie mich zu einer Konferenz hereinbitten. Sollte sich John Carver Billings der Zweite jedoch als finanzieller Versager entpuppen und seinem Mißtrauen weiblichen Privatdetektiven gegenüber allzu deutlich Luft machen, dann werden Sie’s erleben, wie schnell John Carver Billings der Zweite vor die Tür gesetzt wird.«
    Sie rümpfte die Nase. »Sie drücken sich doch sonst nicht so vorsichtig aus, Mr. Lam.«
    Ohne auf diese spitze Bemerkung zu antworten, zog ich mich wieder in mein Büro zurück.
    Zehn Minuten später läutete das Telefon. Elsie Brand, meine Sekretärin, nahm den Hörer ab und sah mich fragend an. » Mrs. Cool möchte wissen, ob Sie zu einer Besprechung in ihr Büro kommen können.«
    »Sicher, warum nicht?« antwortete ich und zwinkerte der Empfangsdame verständnisinnig zu, bevor ich die Tür zu Berthas Privatbüro öffnete.
    Ein Blick auf Berthas Gesicht genügte mir. Das Barometer stand offensichtlich auf >heiter<. Berthas kleine, gierige Augen glitzerten, und ihr Lächeln war eitel Wonne und Sonnenschein. »Donald«, sagte sie in ihren sanftesten Tönen, »das ist Mr. John Carver Billings.«
    »Der Zweite«, fügte dieser hinzu.
    »Ganz recht,
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