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Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Titel: Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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an.«
    »Gut. Und schicke eine Patrouille zu den Dörfern in der Nähe. Dreifache Stärke. Wir sollten wieder ein wenig Präsenz zeigen, nicht dass das Volk glaubt, ich wäre hier oben eingeschlafen.«
    »So wie sie für Euch rackern, ist das schwer vorstellbar.« Jetzt war das Lächeln deutlich zu erkennen. Sie verbeugte sich und ging zur Tür. »Ich werde Ludewig die Patrouille führen lassen.«
    ’te Kall nickte zustimmend. »Ja, tut das. Tut das!«
    Axarel verbeugte sich noch einmal und schloss die Tür hinter sich. ’te Kall blickte wieder aus dem Fenster seiner Festung. Das alles gehörte ihm, ihm ganz allein – und er wollte es behalten.

3
    Illwar hatte sich in der Stadt umgehört und erfahren, dass sein Freund Elldrig, der Schmied, wirklich hier nach Kargendein gekommen war. Allerdings hatte er sich nicht durchsetzen können, bei der großen Konkurrenz die hier herrschte. Illwar schüttelte den Kopf. Warum war er nicht im Dorf geblieben? Dort war er nicht nur ein guter Schmied, er war auch konkurrenzlos. Gute Schmiede gab es in Kargendein mehr, als Pferde, die ein Hufeisen verloren hatten.
    Er hatte erfahren, dass sich Elldrig häufig in einer Kaschemme herumtrieb, die eindeutig in einem der heruntergekommeneren Vierteln der Stadt lag. Sie hieß ›Zum fröhlichen Eber‹. Wenn die Geschichten stimmten, dann war der Eber das einzig Fröhliche an dieser Kneipe.
    Er bog in eine Gasse, die ihn in das entsprechende Viertel brachte, da wurde er aus vollem Lauf umgerannt. Er konnte sich gerade so auf den Beinen halten, indem er sich an der jungen Frau festklammerte, mit der er kollidiert war. Sie war außer Atem und wehrte sich unter seinem Griff. Illwar holte Luft, um sich lauthals zu beschweren, ob sie denn keine Augen im Kopf habe, als sein Blick vertäut wurde von eben diesen Augen.
    Dunkelbraune Augen, in denen er zu versinken drohte. Schwarze Locken kräuselten sich nach dem abrupten Stopp über ihnen. Sie rahmten ein blasses Gesicht ein, das eines Engels würdig wäre. Eines Engels unwürdig war ihr Knie, das sie Illwar in den Schritt rammte. Illwar sank stöhnend in den Dreck. Er hatte nicht mal genug Atem, sie zu verfluchen. Der boshafte Engel blickte sich hektisch um, wählte eine Gasse und rannte weiter.
    Während sich Illwar noch im Schmutz der Straße seinen Schmerzen hingab und keinen Gedanken daran verschwendete, ob er jemals Kinder zeugen könnte, kam eine aufgebrachte Menge herangestürmt, angeführt von der Stadtwache. »Wo ist sie? Wo ist die Diebin?« Hörte er den Anführer des Wachtrupps schreien. Eine Passantin murmelte etwas und deutete auf die Gasse, in der der gelockte Teufel verschwunden war. Die Meute hetzte hinterher. Illwar betete, dass sie das Miststück kriegten.

4
    Spelunke! Das war das erste Wort, das ihm einfiel, als er die Wirtschaft betrat. Es war eine Spelunke. Trübes Licht, schmutzige Tische, dreckige Krüge. Illwar machte sich nichts daraus. Der noch dumpfe Schmerz zwischen seinen Beinen lenkte ihn ab. Abgesehen davon ging er öfter in diese Art Etablissement. Er war kaum etwas Besseres gewohnt, denn er konnte sich kaum etwas Besseres leisten. Aber Elldrig sollte sich etwas Besseres leisten können. War er wirklich so tief gesunken? Illwar fand ihn nicht unter den Gästen, daher beschloss er zu warten und ging, immer noch ein wenig breitbeinig, zur Theke.
    Die Bardame, die offensichtlich dem Wirt auch als Matratze diente, wiegte ihre tonnenförmige Gestalt in seine Richtung. Sie strich sich das fettverschmierte Haar aus dem Gesicht und blickte ihn zermürbt an. Er bestellte ein Bier und hielt dies für die beste Wahl, aber schon bei dem Geruch, der beim Zapfen in seine Nase strömte, bereute er es sofort.
    Die Luft war stickig, wie in einer seit Monaten nicht gelüfteten Leichenhalle in welcher der Dunst von Pfeifentabak die normale Luft ersetzte. Er schnitt sich durch die Tabakwand zum nächsten freien Tisch. Das Knarren des Schemels zerrte an seinen Ohren, als er sich daraufsetzte. Es klang nach einer Warnung, diesen Sitz nicht zu benutzen und sein Heil woanders zu suchen. Illwar ignorierte sie.
    Seine Finger strichen über die feine Schnitzarbeit obszöner Worte auf verschlissenem Holz, umrahmt vom Speck tausender Hände, die vor seinen genau das gleiche getan hatten. Die Dame kam herüber und verdrängte die muffige Luft durch das Knallen des schäbigen Bierkruges auf die ächzende, vom Alter gebeugte Tischplatte. Sie brummte etwas, das keine Aussicht auf Erbarmen
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