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Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Titel: Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)
Autoren: Manfred Spitzer
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vielen bekannten großen Herausforderungen der Gegenwart – gerne dazu entschließt, selbst Kinder zu bekommen, ist mir ein hohes Ziel. Es ist mir ein Bedürfnis, an dieser Welt zu arbeiten: Gemeinschaft, Zukunft, Freiheit, das Sich-Kümmern um die Menschen und ihre tatsächlichen Probleme, das selbstbestimmte Handeln aufgeklärter kritikfähiger Menschen zu fördern und sich für diejenigen einzusetzen, die das noch nicht können – unsere Kinder – oder nicht mehr können – Kranke und Ältere. Das sind meine Werte, die ich als Kind von meinen Eltern vorgelebt, wie eine Impfung aufgenommen und fürs Leben mitbekommen habe.

    Ulm, an Pfingsten 2012
Manfred Spitzer

Einführung
Macht Google uns dumm?
    »Macht Google uns dumm?« – so lautet der Titel eines medienkritischen Essays des amerikanischen Publizisten und Internetexperten Nicholas Carr. [1]   Wenn man sich mit den digitalen Medien und den von ihnen ausgehenden möglichen Gefahren befasst, dann sollte sich die Aufmerksamkeit allerdings nicht nur auf Google richten – und es kann auch nicht allein um Dummheit gehen. Die moderne Gehirnforschung legt nämlich nahe, dass wir bei der Nutzung der digitalen Medien in einem größeren Rahmen allen Grund zur Sorge haben. Denn unser Gehirn befindet sich in einem fortwährenden Veränderungsprozess, und daraus folgt zwingend, dass der tägliche Umgang mit digitalen Medien eines nicht haben kann: keine Auswirkungen auf uns, die Nutzer.
    Digitale Medien – Computer, Smartphones, Spielkonsolen und nicht zuletzt das Fernsehen – verändern unser Leben. In den USA verbringen Jugendliche mittlerweile mehr Zeit mit digitalen Medien – gut siebeneinhalb Stunden täglich – als mit Schlafen, wie eine repräsentative Studie mit mehr als zweitausend Kindern und Jugendlichen im Alter von acht bis achtzehn Jahren ergab.
    In Deutschland liegt die Mediennutzungszeit von Neuntklässlern bei knapp 7,5 Stunden täglich, wie eine große Befragung von 43 500 Schülern ergab. Das Nutzen von Handys und MP3-Playern ist dabei noch nicht mitberücksichtigt. Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht nach Medien und Geschlecht aufgeschlüsselt.
Mediennutzung in den USA in den Jahren 1999, 2004 und 2009 in Stunden und Minuten pro Tag [2]  

  
 
 1999
 
 2004
 
 2009
  
Fernsehen  
  
  3:47
  
  3:51
  
  4:29
  
Musik  
  
  1:48
  
  1:44
  
  2:31
  
Computer  
  
  0:27
  
  1:02
  
  1:29
  
Videospiele  
  
  0:26
  
  0:49
  
  1:13
  
Bücher, Zeitschriften  
  
  0:43
  
  0:43
  
  0:38
  
Kino  
  
  0:18
  
  0:18
  
  0:25
  
Gesamtzeit Mediennutzung  
  
  7:29
  
  8:33
  
  10:45
  
Anteil des Multitaskings  
  
  16%
  
  26%
  
  29%
  
Zeit  
  
  6:19
  
  6:21
  
  7:38
Mediennutzung von Neuntklässlern in Deutschland im Jahr 2009 [3]  

  
 
 Jungen
 
 Mädchen
 
 Mittel
  
  TV, Video, DVD
  
  3:33
  
  3:21
  
  3:27
  
Im Internet chatten  
  
  1:43
  
  1:53
  
  1:48
  
Computerspiele  
  
  2:21
  
  0:56
  
  1:39
  
Gesamt  
  
  7:37
  
  6:50
  
  7:14
    Auch hierzulande wird mit Medienkonsum mehr Zeit zugebracht als in der Schule (knapp vier Stunden). [4]   Eine ganze Reihe von Studien zum Medienkonsum zeigt mittlerweile überdeutlich, dass dies im höchsten Maße Anlass zur Besorgnis geben sollte. Darum habe ich dieses Buch geschrieben. Es wird in den Augen vieler Menschen ein unbequemes Buch sein, ein sehr unbequemes. Als Psychiater und Gehirnforscher kann ich aber nicht anders. Ich habe Kinder und möchte nicht, dass sie mir in zwanzig Jahren vorhalten: »Papa, du wusstest das alles – und warum hast du dann nichts getan?«
    Weil ich mich seit Jahrzehnten mit Menschen, dem Gehirn, Lernprozessen und den Medien beschäftige und weil ich Entwicklungen – sicherlich durch die Brille des Vaters und auch durch die des Gehirnforschers – anders sehe als die meisten Menschen, möchte ich die Fakten, Daten und Argumente so klar wie möglich auf den Tisch legen. Ich beziehe mich dabei in der Hauptsache auf wissenschaftliche Studien aus guten, bekannten und für jedermann zugänglichen wissenschaftlichen Fachblättern. »Ach, Sie mit Ihrer Wissenschaft«, höre ich Kritiker schon entgegnen.
    Hierzu nur ganz kurz: Wissenschaft ist das Beste, was wir haben!
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