Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dienerin zweier Herren

Dienerin zweier Herren

Titel: Dienerin zweier Herren
Autoren: Sira Rabe
Vom Netzwerk:
überfuhr keine roten Ampeln, brach auch sonst keine Gesetze. Es konnte sich nur um einen Irrtum handeln.
    «Wann haben Sie Ihre Frau zuletzt gesehen, Herr Doktor Berger?»
    Domenico fühlte ein dumpfes Ziehen im Bauch. Was hatte das zu bedeuten? Die Nacht mit Juliane war wundervoll gewesen. Ein wenig enttäuscht hatte er festgestellt, dass sie schon fort war, als er aufwachte.
    «Warum, um Himmels willen, fragen Sie? Ist etwas passiert?», antwortete Antonino beunruhigt.
    «Beantworten Sie bitte erst meine Frage. Wann haben Sie Ihre Frau zuletzt gesehen?», wiederholte Kommissar Degenhart.
    Antonino wurde ärgerlich. «Nun sagen Sie mir endlich, was los ist!»
    «Bitte antworten Sie.»
    «Ich habe meine Frau zuletzt gestern Abend gesehen, als wir zu Bett gegangen sind. Sie hat heute sehr früh das Haus verlassen, weil sie eine Verabredung mit einem Vertreter hatte. Ich bin nicht aufgewacht, als sie aufgestanden ist. Was soll diese dumme Fragerei – was ist mit ihr?»
    Wie souverän er schwindelt, dachte Domenico verblüfft. Antonino hatte keine Ahnung, wann Juliane aufgestanden war und das Haus verlassen hatte, weil sie heute Nacht gar nicht das Bett mit ihm geteilt hatte. Wäre die Stimmung nicht so angespannt und ernst gewesen, hätte er gegrinst.
    «Ihre Frau hatte heute Morgen einen Autounfall und liegt im Krankenhaus!», erklärte Werner. Seine Miene war teilnahmslos. Wahrscheinlich hatte er schon so viele schlechte Nachrichten in seiner langjährigen Dienstzeit überbringen müssen, dass er sich jede persönliche Emotion abgewöhnt hatte.
    «Warum sagen Sie das nicht gleich?», stieß Domenico fast zeitgleich mit Antonino hervor. Es ärgerte ihn, dass die beiden Beamten nur zögerlich mit ihren Informationen herausrückten.
    «Was ist mit ihr?» Domenico hörte die Besorgnis aus Antoninos Stimme heraus.
    «Genaues wissen wir noch nicht. Sie ist im Augenblick nicht ansprechbar. Laut einer Zeugenaussage hat sie versucht, einem entgegenkommenden Pkw auszuweichen, der sie möglicherweise absichtlich geschnitten und von der Fahrbahn gedrängt hat.»
    Werner sah abwechselnd von Domenico zu Antonino und zurück, als erwarte er eine bestimmte Reaktion. «Sie fahren beide das gleiche Auto, soviel ich weiß. Ähnlich dem, das am Tatort beobachtet wurde. Deshalb frage ich Sie jetzt: Wann haben Sie beide heute Morgen Ihr Haus verlassen?»
    «Ist das hier ein Verhör? Wollen Sie behaupten, dass einer von uns …? So etwas Absurdes habe ich schon lange nicht mehr gehört!» Domenico schnaubte verärgert. «Sagen Sie uns lieber, in welches Krankenhaus man meine Schwägerin gebracht hat! Wir müssen sofort zu ihr.»
    Kommissar Werner lächelte kühl und ignorierte Domenicos Frage. Er sah Antonino prüfend an.
    «Wir waren beide um genau acht Uhr hier. Sie können unsere Sprechstundenhilfe fragen. Aber ich verstehe nicht, was das mit Julianes Unfall zu tun hat.»
    «Nun, dann stelle ich Ihnen eine andere Frage, Doktor Berger. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum die Hand- und Fußgelenke Ihrer Frau frische Spuren von Fesseln zeigen, die sich tief in ihre Haut eingeschnitten haben? Ihr Rücken ist völlig verstriemt, ihr Po voll blauer Flecken. Kann es sein, dass sie sich auf der Flucht vor Ihnen befand, weil sie von Ihnen verprügelt wurde oder sexuelle Praktiken ertragen musste, denen sie nicht zustimmte?»
    Domenico sah, wie Antonino schlagartig erblasste. Für einen Augenblick starrte er fassungslos zuerst den Kommissar an, dann seinen Bruder, aber als Domenico hastig etwas erwidern wollte, legte er ihm schnell die Hand auf die Schulter. «Warte, Domenico. Sag nichts. Lass uns unseren Anwalt anrufen!»
    Kommissar Werner nickte. «Das wollte ich Ihnen auch gerade raten. Alles, was Sie ab jetzt sagen, kann gegen Sie verwendet werden! Sie sind hiermit vorläufig wegen Nötigung festgenommen.»
    «Wie bitte? Soll das ein Scherz sein? Juliane lebt doch – und überhaupt!» Domenico holte tief Luft, aber Degenhart fiel ihm ins Wort. «Es wäre besser, Sie holen Ihre Jacke und kommen freiwillig mit.»
    «Verdammt, ich muss zu meiner Frau in die Klinik!», stieß Antonino mühsam beherrscht hervor.
    Degenhart zuckte mit den Schultern. «Das können Sie alles heute Nachmittag dem Untersuchungsrichter erzählen.»
    Die Kriminalbeamten gestatteten Domenico und Antonino, ihrer Sprechstundenhilfe ein paar Anweisungen zu geben. Sie würde die Praxis am Nachmittag wegen eines vorgetäuschten Notfalls schließen und versuchen, für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher