Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dienerin zweier Herren

Dienerin zweier Herren

Titel: Dienerin zweier Herren
Autoren: Sira Rabe
Vom Netzwerk:
Ich bin nun mal der romantische Typ.»
    Sie nippte an ihrem Cappuccino und leckte sich den Milchschaum von der Oberlippe. Bea konnte eine richtige Nervensäge sein. Einerseits waren sie schon seit der Schulzeit befreundet und kannten voneinander jede Macke. Andererseits ging Juliane das Thema Männer auf die Nerven. Natürlich hätte sie gerne eine liebevolle oder auch stürmische Zweierbeziehung gehabt, aber sie war nicht besonders kompromissbereit. Entweder der Richtige oder gar keiner. Vielleicht war sie aber auch für One-Night-Stands einfach nicht locker genug. Man konnte ja nie wissen, an wen man geriet.
    Zum zweiten Mal während ihrer Unterhaltung nahm sie die Brille ab, auf der ihre Wimpern schon wieder einen leichten Fleck hinterlassen hatten, hauchte die Gläser an und wischte sie mit einem sauberen Taschentuch ab.
    «Du weinst doch nicht etwa immer noch diesem Kerl hinterher. Wie hieß er doch gleich?»
    Juliane winkte ab. «Weißt du, genau genommen müsste es für enttäuschte Frauen wie mich einen Puff geben, in dem man sich einen Mann für eine Stunde mieten kann, so eine Art Wünsch-dir-was-Mann. Der macht dann genau das, wonach mir ist. Wieso gibt’s das eigentlich nur für Männer?»
    Bea lachte über Julianes Idee ihr typisches keckerndes Lachen, das wie so oft eine Spur zu laut und zu aufdringlich war. Es durchdrang das Gemurmel der vielen, die Luft erfüllenden Stimmen. «Wenn du zu viel Geld übrig hast, kannst du dir ja einen Callboy buchen. Oder zieh heute Abend mit mir um die Häuser, da finden wir bestimmt einen kostenlosen Bettwärmer für dich!»
    Juliane machte einen angewiderten Gesichtsausdruck. «Du hast es immer noch nicht verstanden, Bea, oder? Die wollen doch alle nur eine schnelle Nummer, nein danke. Oder willst du behaupten, die Kerle, die du abschleppst, nehmen auf deine Wünsche Rücksicht?» Ihre Augen nahmen einen verträumten Ausdruck an. «Natürlich habe ich es satt, alleine zu leben, keiner zu Hause, mit dem ich reden oder etwas unternehmen könnte. Ein Mann zum Anlehnen, der mir alles abnimmt, ohne es mich spüren zu lassen – der wäre recht.»
    «Klingt wie aus einem Kitschroman, findest du nicht? Du willst wohl einen Prinzen, der dir alle Wünsche von den Augen abliest.» Bea verdrehte genervt die Augen. «Diese Sorte Männer gibt’s nicht. Wach auf aus deinen Mädchen-Träumen, Prinzessin, und benutz weiter deinen Vibrator!»
    «Ich bin eben nicht so wie du. Bevor ich mich mit einem schlechten Kompromiss zufriedengebe, bleibe ich lieber alleine. Sex ohne Liebe mag ich nicht. Dann mach ich es mir lieber selbst.»
    Bea gab auf. Sie rückte ein wenig näher und sprach leiser weiter. «Hast du schon gesehen, dass es auch hier attraktive Männer gibt, sogar im Doppelpack? Warte, nicht umdrehen!» Sie kramte in ihrer Handtasche und reichte Juliane einen kleinen Spiegel.
    «Hast du den immer dabei?», fragte sie stirnrunzelnd, denn der Spiegel vergrößerte nicht, war also für kosmetische Belange ungeeignet.
    Bea grinste. Juliane tat so, als ob sie etwas im Auge hätte, und lenkte den Spiegel mit Beas Hilfe, bis sie die beiden Männer darin erkannte. Tatsächlich. Zwillinge, im besten Alter, gut gekleidet.
    Juliane gab den Spiegel zurück. «Ja, attraktiv, und bestimmt schon vergeben.»
    «Soll ich rübergehen und sie fragen?», frotzelte Bea und erntete ein Kopfschütteln. «Ach, du verstehst auch gar keinen Spaß. Wäre doch lustig, wenn du den einen nimmst und ich den anderen.»
    «Genug! Themenwechsel.»
    Eine Weile sprachen sie über Belanglosigkeiten, dann stand Bea auf.
    «Du kannst es dir ja noch überlegen, ob du heute Abend mitkommst. Immerhin sehen wir uns die nächsten Wochen wahrscheinlich nicht, weil ich viel unterwegs bin. Verdammt, wo bleibt denn wieder diese langweilige Bedienung. Zahlst du für mich? Ich revanchiere mich nächstes Mal.» Sie wartete Julianes Antwort nicht ab, zupfte an ihrem hautengen Rock, der sich beim Sitzen zu weit nach oben geschoben hatte. «Wenn du Lust hast, vielleicht ist das Flair, die neue Tanzbar zwei Straßen weiter, das richtige Pflaster für dich. Ciao.»
    Sie umarmte ihre Freundin flüchtig, hauchte ihr mit ihrem leuchtend rot geschminkten Mund links und rechts einen Kuss an der Wange vorbei und wandte sich zum Gehen.
    «Hm, ich glaube nicht, dass ich hingehe. Wenigstens nicht heute. Ciao, bis ein andermal», rief Juliane ihr hinterher und war sich sicher, bis zum nächsten Mal hatte Bea vergessen, dass Juliane für sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher