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Dienerin zweier Herren

Dienerin zweier Herren

Titel: Dienerin zweier Herren
Autoren: Sira Rabe
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künstliches Koma versetzt, damit sie den Schock besser verkraftet. Denn man geht ja davon aus, dass sie sich auf der Flucht befand. Das war alles, was ich aus dem Arzt herauskriegen konnte.»
    «Künstliches Koma?», knurrte Antonino. «So ein Blödsinn. Sie ist die Einzige, die dieses Missverständnis sofort aufklären könnte! Der Verdacht, unter dem uns diese unfähigen Kriminaler festhalten, ist einfach lächerlich!»
    Kress nickte verständnisvoll. «Die Ärzte vermuten, dass Juliane panikartig und zu schnell mit dem Auto unterwegs war, sozusagen auf der Flucht. Und sie möchten ihr nach der Operation eventuellen psychischen Stress ersparen und haben sie deshalb erst mal ruhiggestellt.»
    Domenico seufzte laut auf. «Wegen der Striemen und so?»
    «Ja – man hat die Striemen entdeckt, als man sie für die OP ausgezogen hat. Es sah aus, also ob sie mehrere Stunden oder Tage streng gefesselt worden ist. Die langen Ärmel des Sweatshirts hatten zunächst alles verdeckt. Und dann fand man auch noch die Striemen auf ihrem Rücken und Po.» Er runzelte die Stirn und sah mit strenger Miene von einem zum anderen. «Und nun mal Klartext. Ihr habt für das alles hoffentlich eine plausible Erklärung? Praktiziert ihr etwa heiße Fesselspiele oder steckt etwas anderes dahinter?»
    Antonino sah seinen Bruder auffordernd an. Domenico hielt seinem Blick mit zusammengepressten Lippen stand.
    «Ja, ich habe eine Erklärung», erwiderte er an Kress gerichtet und schaute dann zu Antonino. «Aber sie wird meinem Zwilling nicht gefallen.»
    «Dann erzähl mal …», forderte Kress, dem eine gewisse Neugier anzumerken war.
    «Na ja, alles begann damit, dass …»
    «Warum hat man uns nicht sofort angerufen und von Julianes Unfall in Kenntnis gesetzt? Warum hat das so lange gedauert?», fiel Antonino ihm ins Wort.
    «Man hat Juliane zunächst ohne Papiere ins Krankenhaus gebracht. Die Handtasche wurde erst später gefunden», erwiderte Kress. «Man hätte natürlich das Kennzeichen überprüfen können, nun ja.»
    Domenicos Lippen zitterten ein wenig. «Wer hat denn den Unfall beobachtet oder den Notarzt gerufen?»
    «Ein Lastwagenfahrer. Er hat sofort angehalten, um nachzusehen, ob Hilfe benötigt wird. Bei der Polizei hat er eine Fahrzeugbeschreibung des flüchtigen Unfallgegners gegeben, die auch auf eure Autos passen würde.» Kress sah von einem zum anderen, aber beide schwiegen. «Nun erzähl mal, Domenico. Schön der Reihe nach und von Anfang an. Wir haben genügend Zeit. Der Untersuchungsrichter ist der Meinung, dass Fluchtgefahr besteht, und will eurer Freilassung gegen Kaution vorläufig nicht zustimmen. Ich brauche also Fakten, eine glaubwürdige Erklärung, Beweise, die uns weiterhelfen, bis Juliane vernehmungsfähig ist.»

2
    Die dreistöckige Fassade bestand fast nur aus Glas. Das Café im Erdgeschoss des Bürogebäudes bot reichlich Platz für die Gäste, die um die Mittagszeit von überall hereinströmten. Die Inneneinrichtung war hell und freundlich. Die runden Tische und kleinen Nischen am Rand, die nostalgischen Wandleuchten, von Goldrahmen umgebene Spiegel und die Stuckverzierungen an der Decke vervollständigten das gemütliche Ambiente. Ein betörender Duft nach frisch gemahlenen Kaffeebohnen lag in der Luft.
    Die beiden Frauen, die mit elegant übereinander geschlagenen Beinen an einem der hinteren Tische saßen, unterhielten sich angeregt.
    «Mensch, Jul! Wie lange bist du nun schon alleine? Ein Jahr? Eineinhalb?» Bea schaute sie vorwurfsvoll an. «Du wirst noch zu einer alten Jungfer mutieren, wenn du so weitermachst.»
    Juliane zog die Nase kraus. Sie mochte es nicht, Jul genannt zu werden. Sie fand, jeder Name hätte eine Berechtigung auf volle Länge, sonst hätten ihre Eltern sie von Anfang an nur Jul getauft. Aber sie stritt sich nicht mit Beatrice über dieses Thema, die ihrerseits darauf bestand, Bea gerufen zu werden.
    «Ja, ja, ist schon recht. Du kannst einen wirklich aufmuntern!», kritisierte sie. «So brav, dass ich noch Jungfrau wäre, bin ich ja auch nicht! Im Übrigen muss ja nicht jeder so herumvögeln wie du!»
    «Ich habe wenigstens meinen Spaß.» Bea zog eine gekränkte Schnute.
    Juliane lenkte ein. Obwohl Bea selbst sehr offensiv war und kein Blatt vor den Mund nahm, konnte sie ihrerseits sehr schlecht Kritik annehmen. «Sollst du ja auch. Schau, ich hab ja nichts gegen Männer. Ich geh halt nur nicht gleich mit jedem ins Bett. Und die richtig Netten sind leider meistens vergeben.
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