Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Zauberquelle

Titel: Die Zauberquelle
Autoren: Judith Merkle-Riley
Vom Netzwerk:
Margaret. Habt Ihr Kunde von Sir Gilbert? Wir haben für sein Wohlergehen in der Fremde gebetet. Der Ruhm seines Gönners bringt unserem Kirchspiel Ehre.« O ja, dachte ich, und nicht unerhebliche Weinbestellungen. Gott des Handels, hab Dank für meine falschen Freunde. Immer noch besser als gar keine.
    »Papa kommt bald nach Haus«, verkündete Peregrine.
    »Ei, und wie der liebe Kleine gewachsen ist. Ei, es kommt mir vor wie gestern, daß Ihr ihn zusammen mit Sir Gilbert aus der Fremde heimgebracht habt. Eideidei, was bist du doch für ein großer Junge.«
    »Ja, ich bin schon ganz groß. Ich krieg ein Pferdchen. Hat Großvater gesagt.«
    »Und auch schon ein eigenes Pferd. Ei, der wird eines Tages ein gar prächtiger Edelmann.« Ich spürte, wie Cecily und Alison, die hinter mir standen, innerlich kochten.
    »Und meine Guteste, falls Ihr wieder ein so großartiges Fest plant wie damals, als Sir Gilbert aus Frankreich zurückkehrte, vergeßt uns bitte nicht. Mein Mann soll Euch vom Allerbesten zurücklegen – aber laßt es uns möglichst lange im voraus wissen! Ei, das ist ja unvergeßlich! Die Leute reden noch immer darüber. Die Gedichte – wie originell! Und Euer edler Schwiegervater und seine vornehmen Gäste – diese Ehre! Können wir uns schon bald auf seinen Besuch freuen?«
    »Zweifellos«, gab ich zurück, doch allmählich schlug ihr Geschwätz mir auf den Magen. Unangekündigte Besuche sind typisch für ihn, wollte ich noch hinzufügen, biß mir aber auf die Zunge. Dieser gräßliche alte Mann hält mein Heim für sein privates Stadthaus. Er stellt alles auf den Kopf, ißt alles auf, was nicht eingeschlossen ist, schüchtert Kinder und Dienstboten mit seinem Gebrüll ein und versucht, die Mägde zu verführen. Das einzig Gute an diesem Feldzug ist, daß er außer Landes ist; desgleichen Hugo, der unleidliche ältere Bruder meines Mannes. Wollte Gott, sie würden sich eine französische Burg aneignen und in der Fremde bleiben. Jede Ehre wäre mir dafür recht: Gouverneur von Calais, eine Festung und Ländereien in Aquitanien – Hauptsache, weit weg von hier, lieber Gott! Und meine Schwägerin, Dame Petronilla, die die Nase so hoch trägt, können sie auch gleich mitnehmen! Wenigstens ist sie bis zur Rückkehr der Männer in Brokesford gut aufgehoben.
    »Gemahlin«, sagte Sir Robert und nickte freundlich, aber nicht zu freundlich, »wir müssen gehen. Dame Margaret, Ihr versteht, die Pflicht ruft. Meine tägliche Mühsal beraubt uns Eurer angenehmen Gesellschaft. Grüßt bitte Sir Gilbert von uns und richtet ihm aus, daß unsere Gebete ihn und die anderen Helden im Dienst unseres ruhmreichen Königs begleiten.« Alsdann rauschte er mit seiner Frau und seinem Gesinde in Richtung seines großen, mit Steinen ausgemauerten Fachwerkhauses, seiner Trutzburg, das wie unser Haus unweit des Sommer's Key steht. Du liebe Zeit, dachte ich, seine Dienerschaft wird von Mal zu Mal größer. Ob Krieg, ob Frieden, den Weinhändlern gedeiht alles.

    Am nächsten Tag brachte uns ein Bote einen verdreckten Brief mit vielen Siegeln.
    »Mutter, was starrst du ihn so an?« fragte Cecily, während Alison herumtanzte und verlangte, daß der Brief sofort geöffnet wurde, und Peregrine auf dem Fußboden des Söllers herumrutschte, den Deckel eines alten Kruges vor sich herschob und Pferd und Reiter spielte.
    »Die Siegel… Alle sind unten angeschmolzen, als hätte man sie abgenommen und neu angebracht.«
    »Papa Brief«, sagte Peregrine, ohne aufzublicken.
    »Na schön, jemand muß wohl alle Briefe aus der Fremde lesen«, meinte ich und musterte die Anschrift: ›An mein treugesinntes und vielgeliebtes Eheweib Margaret de Vilers, wohnhaft in der Thames Street, London, mit der Bitte um eilige Zustellung.‹
    »Mama, was steht drin, steht drin, steht drin?« tirilierte Alison.
    »Hmm. Ich weiß nicht so recht. Er fängt ganz verständlich an, aber dann werde ich nicht mehr schlau daraus. Er beginnt mit ›Mein treugesinntes und innigst geliebtes Eheweib, ich grüße Euch und hoffe, daß dieser Brief Euch und die Kinder bei guter Gesundheit antrifft.‹ Dann steht da etwas über die Ländereien von Whithill, was ich ohnedies weiß, und dann schreibt er, wegen der vielen Siege des Königs wird er noch sehr lange in Frankreich zu tun haben, und dann schreibt er, daß er das große Glück hatte, vor Paris einem hochgelehrten Mann zu begegnen – Du liebe Zeit, er sagt nicht einmal, wo, ob das etwas zu bedeuten hat? Und dabei hat er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher