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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl
Autoren: Daniela Larcher
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kommt endlich wieder aus der Küche.«
    »Ich muss dich dringend was fragen«, sagte Morell und zog Stefan zur Seite. »Ich muss wissen, ob Andreas irgendwelche Leidenschaften oder Träume hatte. Irgendetwas, das er schon immer einmal gerne tun wollte.«
    Stefan überlegte. »Warum ...«
    »Bitte keine Fragen. Denk einfach nach.«
    »Na ja, er hat gerne mal einen über den Durst gekippt. Wie die meisten Männer mochte er Fußball und schnelle Autos.«
    »Da muss noch mehr sein. Denk nach«, drängte Morell.
    »Er wollte früher mal Archäologe werden. Das ist aber schon ziemlich lange her. Ich erinnere mich nur daran, weil er so begeistert davon war, Leander zu treffen und mit ihm darüber zu reden.«
    Morell nickte. »Vielen Dank, lasst euch nicht weiter stören«, sagte er und rannte zurück in die Küche.
    Stefan schüttelte den Kopf und sah dem Chefinspektor verwundert nach. »Man merkt, dass er sich den Kopf gestoßen hat«, sagte er zu seiner Gesprächspartnerin und trank einen Schluck Wein.
     
    »Es könnte tatsächlich ein Muster sein«, sagte Morell zu Capelli, die nervös begonnen hatte, an ihren Nägeln zu kauen.
    »Andreas wollte früher Archäologe werden ...«
    »... und wurde eingegraben.«
    »Ich kann mich auch dunkel erinnern, dass Thomas gerne Berufsfeuerwehrmann geworden wäre. Hier in Landau gibt es aber nur eine Freiwillige, und seine Frau wollte nicht von hier wegziehen ...«
    »... und er starb bei einem Brand.« Capelli sprang auf und hastete zur Tür.
    »Wo willst du hin?«
    »Ich rufe Leanders Mitbewohner an. Er hat uns damals bei einem der Rätsel geholfen. Irgendwo in meinen Unterlagen habe ich seine Nummer notiert. Wir müssen ganz schnell herausfinden, was Leanders heimliche Leidenschaft ist. Vielleicht hilft uns das, ihn zu finden.«
    »Ja, ist gut«, sagte Morell und setzte sich an den Tisch. Er griff sich an den dicken Verband um seinen Kopf und nahm eine von den Tabletten, die ihm der Arzt verschrieben hatte. Was gerade geschah, war definitiv zu viel für ihn.
     
    »Hier spricht Nina, Nina Capelli. Ja, die aus Landau. Du, ich muss kurz mit dir reden«, rief Capelli ins Telefon.
    »Was gibt’s denn?«, wollte Peter wissen, der sich anscheinend gar nicht über die späte Störung wunderte. »Habt ihr schon wieder eines von diesen komischen Rätseln bekommen?«
    »Nein, es geht diesmal um etwas anderes. Es geht um Leander.«
    »Oh je«, lachte Peter. »Was hat er denn diesmal wieder angestellt.«
    »Es dauert zu lange, dir das alles zu erklären. Ich muss wissen, welche Leidenschaften Leander hat. Was sind seine Träume? Was wollte er immer schon einmal machen?«
    »Da gibt’s viel. Du kennst doch Leander. Von Nobelpreis gewinnen bis Supermodels flachlegen ist bei ihm alles drin.«
    Capelli wurde immer ungeduldiger. »Denk mal richtig nach. Irgendwas Realistisches.«
    Peter überlegte. »Er wollte einmal ein Buch schreiben. Früher habe ich ihn ein paar Mal dabei erwischt, wie er heimlich, still und leise an irgendeinem Roman herumgewerkelt hat. Aber irgendwann hat er damit aufgehört. Sonst fällt mir eigentlich spontan nichts ein. Und jetzt sag mir doch, was Leander wieder angestellt ...«
    »Danke!«, würgte Capelli ihn ab und legte auf. Sie drängelte sich durch ein paar Gäste und stürmte wieder auf die Küche zu, in der Morell verzweifelt versuchte, seine Kopfschmerzen in den Griff zu bekommen.
    »Er wollte mal ein Buch schreiben«, rief sie, während sie die Tür öffnete. »Fällt dir dazu was ein.« Sie konnte es fast nicht mehr aushalten. Nervös hüpfte sie von einem Bein auf das andere.
    »Wenn du so rumzappelst, kann ich mich nicht konzentrieren.«
    »Bitte«, flehte Capelli.
    Die nächsten Sekunden erschienen ihr wie eine kleine Ewigkeit. Endlich hob Morell den Kopf und sah sie an. »Die Bibliothek«, sagte er.
    »Na, dann los«, rief sie und riss den Chefinspektor am Ärmel mit sich fort.

»Die zwölf maurischen Reiter schleuderten ihre Speere,
und schwer getroffen stürzte dein Bruder zusammen.«
    Felix Dahn, Ein Kampf um Rom
    »Es ist doch das Backsteingebäude, nicht wahr?«, fragte Capelli, während sie ihr Auto mit Vollgas Richtung Bibliothek steuerte.
    Morell nickte nur. Ihm war übel, aber er wusste nicht, ob das von den Schmerztabletten oder Capellis Fahrstil herrührte.
    »Okay, dann weiß ich, wo ich hinmuss. Ich bin ein paar Mal daran vorbeispaziert.«
    »Das ist nicht gut, was wir hier tun«, stöhnte Morell. »Du bist Medizinerin und keine Polizistin,
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