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Hoffnung am Horizont

Hoffnung am Horizont

Titel: Hoffnung am Horizont
Autoren: Kerry Greine
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Kapitel  1
     
    Das
Flugzeug schlingert kurz, als es in ein Luftloch fällt. Oh herrje, ich hasse
fliegen. Zum Glück setzen wir gerade zur Landung an. Nach den Turbulenzen der
letzten Stunde habe ich das Gefühl, meinen Mageninhalt nicht mehr lange
kontrollieren zu können. Das Flugzeug setzt nicht gerade sanft auf dem Rollfeld
auf, doch die Passagiere klatschen alle artig. Schließlich hat der Pilot uns
unbeschadet durch die Luftlöcher gebracht und wir sind nicht abgestürzt. Ich
atme tief durch, als die Anschnallzeichen endlich erlöschen und alle Leute gleichzeitig
versuchen auf die Ausgänge zuzuströmen. Zum Glück habe ich gleich wieder festen
Boden unter den Füßen. Noch schnell meine Koffer holen und dann nichts wie ab
nach Hause.
    An
den Kofferbändern ist wie erwartet ein riesen Gedränge. Ich werde von allen
Seiten geschubst, Ellenbogen rammen in meine Rippen und eine Frau mit Highheels
tritt mir voll auf die Zehe. Das gibt bestimmt einen blauen Fleck. In diesem
Tumult schaffe ich es nicht einmal in die Nähe der Bänder. Naja, dann hole ich
mir halt erst einen Gepäckwagen. Suchend schaue ich mich um, während ich durch
die Ankunftshalle stolpere. Als ich endlich einen ergattert habe und zurück zum
Kofferband komme, auf dem auch mein Gepäck gleich ankommen dürfte, leert sich
die Halle allmählich und ich halte nach meinen Koffern Ausschau. Nur noch
wenige fahren auf dem Band im Kreis, aber meine sind leider nicht dabei. Ich
warte noch zehn Minuten, aber sie tauchen nicht auf. Oh bitte, nicht das auch
noch. Da bin ich froh, nach über dreißig Stunden unterwegs, endlich nach Hause
zu kommen und jetzt darf ich mich noch auf die Suche nach meinen Koffern
machen. Ich gehe zum Schalter meiner Fluglinie und frage die gelangweilt
aussehende Dame dahinter. Erst guckt sie mich sekundenlang nur an, als würden
wir nicht dieselbe Sprache sprechen, aber dann kommt sie tatsächlich in
Bewegung. Nach einigen Minuten Suche im Computer hat sie die ernüchternde
Auskunft „Ist wohl in Toronto hängen geblieben.“
    In Toronto??? Okay, da
hatte ich einen Zwischenstopp auf dem Weg von Tokio hierher, aber der
Zwischenstopp dauerte fünf Stunden! Man sollte doch meinen, das wäre genug
Zeit, zwei Koffer umzuladen. Ich bin zu erschöpft um lange mit ihr zu
diskutieren. Bringt sowieso nichts, sie hat ja meine Koffer nicht verschlampt
und kann auch nichts für meine schlechte Laune. Nachdem sie mir erklärt hat,
dass mir die Koffer nach Hause gebracht werden, sobald sie da sind, mache ich
mich auf dem Weg zum Taxistand. Nur noch ein Taxi da, jetzt aber schnell. Ich
greife schon nach der Tür, als ich unsanft zur Seite geschubst werde und
beinahe auf meinem Hintern lande. Ein Typ im Businessanzug sieht aus mindestens
1,95 Meter mit schokobraunen Augen auf mich hinab und zieht spöttisch eine
Augenbraue hoch, als ich ihn anblaffe.
     „Hey, das ist mein Taxi!“
    Er grinst nur.
    „ So? Steht da dein Name
dran? Krieg dich ein Mädchen, das hier ist ein Taxistand, da gibt’s noch mehr
von diesen Wagen. Ich habe es eilig.“
    Spricht, steigt ein und
zieht die Tür so schnell hinter sich zu, dass ich keine Chance mehr habe zu
reagieren. Nicht, dass mir so schnell irgendetwas Sinnvolles als Erwiderung
eingefallen wäre. Normalerweise bin ich nicht auf den Mund gefallen, aber der
Typ hat mir echt die Sprache verschlagen und ich bekomme meine offene Klappe
nicht mehr zu.
    Mädchen? Hat er mich
gerade Mädchen genannt? Für wie alt hält der mich? Zwölf? Okay, ich gebe mit
Sicherheit kein schönes Bild ab, in meiner grauen Jogginghose und dem
Kapuzenshirt. Meine Schminke hat sich im Laufe der letzten Stunden verabschiedet
und meine ursprünglich zu einem straffen Knoten geschlungenen, rotbraunen Haare
haben sich halbwegs gelöst und stehen in alle Richtungen ab. Ich muss furchtbar
aussehen, aber Mädchen? Auch wenn ich nur 1,63 Meter klein bin und schon immer
für jünger gehalten wurde, als ich bin, mit siebenundzwanzig bin ich von
Mädchen schon ganz weit entfernt. Heute scheint aber auch wirklich alles schief
zu gehen. Naja, genaugenommen die kompletten 48 Stunden, die ich jetzt
geschätzt schon auf den Beinen bin. In Tokio, wo ich das letzte halbe Jahr
verbracht habe, um einen Windpark zu planen, zu berechnen und den Beginn des
Aufbaus zu überwachen, musste ich am Tag meines Abfluges noch ins Büro, um
meinen Nachfolger einzuweisen. Eigentlich sollte der schon seit einer Woche da
sein, um die Übergabe zu erleichtern,
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