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Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Titel: Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
Autoren: Cairiel Ari
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einem knappen Blick bedacht hatte.
    Zu ihrer Überraschung sank der Galdana vor Mashdin in den Schnee. Arkanura legte winselnd die Ohren an.
    »Keine Worte werden dazu in der Lage sein, den Schmerz zu lindern, den ich Euch bereitet habe. Dennoch möchte ich Euch sagen, wie sehr ich meine Taten bereue.« Er senkte seinen Kopf, bis seine Stirn den Schnee berührte.
    Mashdins Blick wanderte langsam von Serrashil zu Carath. Mit ausdrucksloser Miene sah er auf den Galdana hinab. »Ich kann dir weder verzeihen noch dich töten. Beides würde dein Verbrechen nicht ungeschehen machen, deshalb will ich aufhören, mir Gedanken darüber zu machen. Yuas Leben ist erloschen und meines wird ihm bald folgen, auf dass Makraza uns in seine Hände aufnehmen möge.«
    Carath richtete sich langsam auf, wagte es aber nicht, dem Utera in die Augen zu blicken. »Ich werde ihn ebenfalls um Vergebung bitten.«
    Mashdin schnippte mit der linken Hand, eine Geste, die Serrashil nicht kannte. Carath straffte die Schultern und senkte den Kopf. »Er hat dir längst vergeben. Yua hat immer allen vergeben, immer allen vertraut …« Sein Körper bebte, geschüttelt von einem Fieberkrampf, und er wandte sich kraftlos seinem Pferd zu.
    »Mashdin«, hielt Serrashil ihn davon ab, sich in den Sattel zu schwingen. Er warf ihr einen fieberverschleierten Blick zu. Sie zögerte einen Moment und wog ab, ob es angebracht war, ihn noch damit zu belasten. Auf der anderen Seite konnte es gut möglich sein, dass er Dinge wusste, von denen selbst die Großmeister keine Ahnung hatten.
    »Ist es möglich, einen Gott mit einem Garshakin zu fangen?«
    »Vielleicht. Wenn der Stein stark und der Gott schwach ist. An welchen Gott denkst du?« Er lehnte sich erschöpft gegen sein Pferd.
    »An den Verfluchten Fünften Gott«, erwiderte Serrashil möglichst ruhig, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Stimme alleine bei dem Titel zitterte. Ob vor Aufregung oder Furcht vor dem Kommenden wusste sie nicht zu sagen.
    Mashdins Augen weiteten sich kurz, dann fing er sich wieder. »Dieser Gott ist sehr mächtig.«
    Serrashil schüttelte den Kopf. »Nicht mehr. Wenn wir ihn rechtzeitig finden …«
    Er unterbrach sie mit einer Handbewegung und strich sich durchs Haar, wobei er sich vier davon ausriss und sie ihr überreichte. Serrashil nahm sie überrascht entgegen und betrachtete sie. In der Sonne schimmerten die Haare wie Fäden aus reinem Gold.
    »Die könnten sich für dich noch als nützlich erweisen.« Mashdin zog sich in den Sattel seines Pferdes. »Tu, was du für richtig hältst. Was auch immer es sein mag, ich wünsche dir alles Gute.«
    Serrashil neigte den Kopf. »Ich danke dir für alles.«
    Mashdin schenkte ihr ein Lächeln und gab seinem Pferd den Befehl, loszugehen. Serrashil beobachtete wehmütig, wie er den Hügel hinabritt, um gleich darauf in den Galopp zu fallen und Richtung Osten davonzuziehen. Auch wenn sie ihn nicht lange gekannt hatte, schmerzte sie der Gedanke, ihn zum letzten Mal zu sehen. Sie mühte sich, Carath keine Vorwürfe zu machen, doch es tat ihr unendlich leid für den ehrgeizigen und überaus sympathischen Schulleiter und seinen Gefährten – auf welche Weise sie auch immer miteinander verbunden gewesen waren.
    Mashdins Worte ungeachtet trat Carath zu dem Baum, sank vor ihm in die Knie und murmelte etwas in einer fremden Sprache. Serrashil wartete geduldig ab, bis er fertig war, und lächelte ihn dann aufmunternd an.
    »Lass uns zur Hohen Schule zurückkehren. Es ist vorbei.« Nach einem letzten Blick auf den Baum wandte sie sich um und machte sich auf den Weg. Hinter sich hörte sie den Schnee unter Caraths Schritten knirschen. Gedankenversunken sah sie in den grauen Himmel hinauf. Es war tatsächlich alles vorbei. Das sagte zumindest ihr Verstand. Warum also wurde sie das Gefühl nicht los, dass die Gefahr immer noch unter ihnen lauerte? Es war fast so, als hätte Seran einen unauslöschlichen Abdruck auf ihr hinterlassen, als sie in seinen Geist gesehen hatte. Die Vorstellung behagte ihr gar nicht.
    An Caraths und Arkanuras Seite kehrte sie nach Jadestadt zurück. Die beiden verabschiedeten sich bei einem Gasthaus, in dem sie eingekehrt waren, bis Caraths Strafe für Rinartins Ermordung feststand. Ganz ungestraft konnte er schließlich nicht davonkommen. Den Rest des Weges zur Hohen Schule legte Serrashil alleine zurück.
    Im Krankenflügel ging sie mit hastigen Schritten an Kedo vorbei. Sie wusste bereits, wo sie Delren finden würde.
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