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Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Titel: Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
Autoren: Cairiel Ari
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sie und drängte so sehr in ihr Bewusstsein, dass sie das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können. Serrashil versuchte, sich dagegen zu stemmen, aber genauso gut hätte sie versuchen können, mit bloßen Händen den Wind einzufangen.
    Du bist sicherlich nicht bei ihm , sondern dort, wo du nicht sein solltest.
    Seran? , zwang sie sich, zu denken. Er drängte ihr Bewusstsein so weit zurück, dass jede mentale Tätigkeit eine ungeheure Anstrengung war. Wa…rum?
    Warum? Warum ich bin, wer ich bin? Die Wut ebbte schlagartig ab und seine Präsenz verschwand fast gänzlich. Langsam tastete sich ihr Geist vor. Die plötzliche Leere um sie herum war nicht leicht auszufüllen. Aus weiter Ferne spürte Serrashil einen Hauch von Erheiterung.
    Das, kleine Menschentochter … Das wissen nicht einmal die Götter.
    Mit einem Ruck verließ er sie gänzlich und ließ sie mit der weiten Leere allein.

Kapitel 29
     
    Serrashil blinzelte und schlug die Augen auf. Eine steinerne Decke befand sich über ihr und sie lag in einem Bett aus weichen Federkissen. Tief einatmend regte sie ihren Körper und stellte erleichtert fest, dass er ihr gehorchte. Endlich schien sie ganz wieder Herrin ihrer selbst zu sein.
    »Serrashil?«
    Träge drehte sie ihren Kopf, um zu sehen, wer gesprochen hatte. Als sie ihren Großmeister Randef erblickte, wollte sie erschrocken auffahren, aber die Kraft verließ sie und sie sank stöhnend zurück in die Kissen.
    »Bleib liegen«, beschwichtigte er sie. »Wie fühlst du dich?«
    »Erschöpft«, erwiderte sie wahrheitsgemäß und war erstaunt darüber, wie schwach ihre Stimme klang. »Wie komme ich hierher?«
    »Nachdem der Garshakin in deinen Händen zersplittert ist, bist du bewusstlos liegen geblieben.« Randef musterte sie eingehend. »Ist irgendetwas vorgefallen, von dem ich wissen sollte?«
    Serrashil atmete tief durch. Bei der Erinnerung daran schlug ihr Herz schneller. »Ich glaube, ich habe in Serans Geist geblickt. Ich …« Ihre Stimme versagte.
    »Was hast du gesehen?«, hakte Randef nach, die Augenbrauen zusammengekniffen. »Es ist wichtig, dass du es mir sagst. Der Verfluchte Gott ist augenscheinlich entkommen und es ist damit zu rechnen, dass er wiedergeboren wird. Je mehr Informationen wir über ihn erhalten, desto besser.«
    »Entkommen«, flüsterte sie heiser. Seran. Er war es gewesen. Die ganze Zeit über. Der Verfluchte Gott des Hasses und der Niedertracht. Randef betrachtete sie mit einem besorgten Gesichtsausdruck und erst jetzt bemerkte sie, dass sie zitterte. Trotz der dicken Federdecke war ihr kalt. So kalt.
    »Was hast du gesehen?«, wiederholte er seine Frage eindringlich.
    Serrashil schwieg noch einen Moment länger, den Blick an die Decke gerichtet. »Ich war er. In seinen Erinnerungen. Ich war in seinem Körper, in seinem Geist. Ich habe die Hohen Götter gesehen. Lichter im endlosen Nichts. Makraza war wütend auf mich, auf ihn. Dann waren Geflügelte um mich herum, sie verspotteten mich. Ein anderer, mit größeren Schwingen. Furcht, Trauer. Ich stand an einer Klippe und plötzlich war alles fort. In mir war es leer und ich sagte … Er sagte …« Serrashil stockte. Die Bilder in ihrem Kopf verblassten immer weiter und je stärker sie versuchte, danach zu greifen, desto undeutlicher wurden sie. »Er sprach mit mir. Ich fragte ihn, wer er ist und warum, aber er hat mir nur eine uneindeutige Antwort gegeben.« Sie lachte auf, es klang fast schon hysterisch. Gleichzeitig spürte sie, wie ihr heiße Tränen in die Augenwinkeln traten. »So wie er es immer getan hat. Seran …« Sie blickte wieder zu Randef, der sie mit einer Mischung aus Sorge und Furcht betrachtete. »Warum?«, fragte sie ihn mit der kindlichen Hoffnung, er würde es wissen. Er war ihr Lehrmeister, er musste es wissen.
    Randef schüttelte den Kopf und erhob sich. »Ruh dich aus. Die letzte Zeit war sehr anstrengend für dich.« Mit diesen Worten ließ er sie alleine.
    Serrashil versuchte noch eine Zeitlang, sich an das Gesehene zu erinnern, doch es war vergeblich. Ihr Bewusstsein war träge und ließ kaum einen vernünftigen Gedanken zu und bald darauf dämmerte sie in einen unruhigen Schlaf.
    Als sie das nächste Mal erwachte, war sie allein.
    Serrashil richtete sich in ihrem Bett auf. Einen Moment lang war sie benommen, dann lichtete sich der Schleier vor ihrem Blick. Durch ein Fenster fiel fahles Tageslicht. Wie lange sie wohl geschlafen haben mochte? Stunden, Tage? Auf dem Tischchen neben ihrem Bett stand
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