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Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Titel: Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
Autoren: Cairiel Ari
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ein Becher mit Wasser. Sie trank ihn aus, um die Wüste aus ihrer Kehle zu verbannen, und warf die Decke zurück. Ihre Studentenkutte war einem einfachen weißen Leinengewand gewichen. Am Bettende sah sie eine frische braune Kutte liegen und zog sich rasch um. Ihr Körper war erfüllt von einer unbestimmten Sorge, die ihr Angst bereitete. Der Verfluchte Gott, der jahrelang unerkannt unter ihnen geweilt hatte, war fort. Wovor fürchtete sie sich noch?
    Eiligen Schrittes verließ Serrashil ihr Krankenzimmer. Zunächst wollte sie unbedingt bei Delren vorbeisehen, um sich zu vergewissern, dass es ihm gut ging – zumindest soweit die Umstände es zuließen . Vor ihrem Zimmer stieß sie beinahe mit jemandem zusammen, der direkt vor der Tür gestanden hatte. Mit wild klopfendem Herzen fuhr sie zurück, erkannte im nächsten Moment jedoch Carath und atmete erleichtert aus. Der Galdana stand erhobenen Hauptes und mit leuchtenden Augen vor ihr . Neben ihm saß ein grauer Wolf, der ihm bis an die Hüften reichte. Es erwärmte Serrashils Herz, die beiden zusammen zu sehen. Das Band zwischen ihnen konnte man selbst als Außenstehender wahrnehmen.
    »Es freut mich, dass du dein Haelra wiedergefunden hast«, sagte sie und lächelte. Zumindest das war gut gegangen. »Wo war sie denn versteckt?«
    »Die Wächter haben sie gefunden, sie befand sich von Zaubern verborgen in den Kellergewölben des Tempels.« Carath neigte den Kopf. »Ich habe dafür eine große Dummheit begangen. Es tut mir leid, was ich getan habe.«
    »Das solltest du nicht mir sagen.« Serrashil musterte ihn ernst. Auch wenn Carath jetzt, da seine Wölfin wieder bei ihm war,  deutlich zuversichtlicher wirkte, stand ihm seine Reue ins Gesicht geschrieben.
    Carath nickte, zuckte jedoch gleichzeitig irritiert mit dem Ohr. »Wie bittet man gestorbene Menschen um Vergebung?«
    Serrashil zögerte mit ihrer Antwort. Konnte man Rinartin wirklich als einen Menschen bezeichnen? Eher war er durch den Pakt mit Mashdin zu einem halben Utera geworden, so wie dieser zu einem halben Menschen geworden war. »Wie bittet man verstorbene Utera um Vergebung?«, fragte sie deshalb zurück.
    »Man geht zu ihrem Baum.« Carath hob seine Stimme und formulierte es fast wie eine Frage.
    Serrashil nickte. Mit so etwas in der Art hatte sie gerechnet. Eigentlich hatte sie zuerst nach Delren sehen wollen, aber im Gegensatz zu Carath konnte sie sich bei ihrem Lebensgefährten sicher sein, dass dieser ihr nicht davonlaufen würde. Außerdem konnte sie hoffentlich durch einen Besuch des Grabes ihres Schulleiters endgültig mit dem Geschehenen abschließen. Vielleicht vertrieb das dieses seltsame Gefühl, das sie immer noch tief in sich verspürte und ihr gar nicht gefallen wollte. »Gut. Dann lass uns zu Rinartins Baum gehen.«
    Falls sie Carath mit ihren Worten verwunderte, ließ er es sich nicht anmerken. Gemeinsam verließen sie den Krankenflügel. Anschließend holte sich Serrashil einen Mantel aus ihrem Zimmer, wobei sie den vielen Fragen ihrer Hausverwalterin Fandaril ausweichen musste, und machte sich mit Carath und seiner Wölfin auf den Weg. Sie gingen zur Stadt hinaus und erspähten bald die grüne Baumkrone, die gut sichtbar auf dem Hügel über der schneebedeckten Landschaft thronte. Serrashil stieg mit ihren Begleitern den Hügel hinauf und fand zu ihrer Überraschung Mashdin unter dem Blätterdach des Baumes vor. Der Utera hatte eine Handfläche auf den Stamm gelegt und blickte daran empor. Ein Pferd döste wenige Schritte hinter dem Stamm vor sich hin, die Zügel lose vom Hals baumelnd.
    Serrashil blieb in einigen Metern Entfernung stehen und wartete geduldig, bis Mashdin sich von selbst rührte. Carath und Arkanura hielten ebenfalls in respektvollem Abstand inne. Es wunderte Serrashil, dass Mashdin noch nicht gegangen war. Wie lange er wohl  noch zu leben hatte?
    Nach einiger Zeit wandte sich der Utera vom Baum ab, holte das Pferd und trat zu ihnen. Er wirkte um Jahrhunderte gealtert. Sein Haar war ergraut, seine Wangen eingefallen und unter die matten Augen hatten sich tiefe Furchen gegraben. Das Lächeln auf seinen rissigen Lippen wirkte kraftlos. Serrashil bemerkte, dass sich Carath neben ihr versteifte. Kein Wunder, bei ihrer letzten Begegnung hätte Mashdin ihn um ein Haar getötet. Doch der Utera wirkte nicht so, als würde er sich auf den Winterelfen stürzen wollen.
    »Es freut mich, dich zu sehen, Serrashil«, begrüßte er sie, nachdem er Carath und seine Wölfin nur mit
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