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Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Titel: Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
Autoren: Cairiel Ari
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Erster Stock, Zimmer 19. Der spärlich beleuchtete Flur führte Serrashil zu einer Treppe. Sie folgte den Stufen ein Stockwerk höher und ging die Türen ab, bis sie die mit der Zahl 19 fand. Nachdem sie zweimal dagegen geklopft hatte, trat sie ein.
    Delren lehnte in sitzender Position gegen mehrere Kissen und sah von dem Buch auf, das gegen seine angewinkelten Beine lehnte. Seine Lippen verzogen sich zu einem sanften Lächeln und Serrashil erlaubte sich, kurz den Wärmeschauer auszukosten, den er in ihr auslöste. Dann wanderte ihr Blick weiter zu Kie, die auf einem Stuhl hinter Delrens Bett saß. Bei der Erinnerung an ihr letztes Zusammensein schnürte sich Serrashils Kehle zu. Ob sie die Neuigkeiten über Seran schon wusste?
    Delren streckte einen Arm nach ihr aus und riss sie damit aus ihren Überlegungen. Zögerlich trat sie näher, ergriff seine Hand und ließ sich von ihm näher zu sich ziehen. Sein Kopf und sein Arm waren immer noch bandagiert, aber seine Augen strahlten und sein Gesicht hatte wieder eine gesunde Farbe angenommen. Serrashil konnte dem Verlangen nicht länger widerstehen und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Er erwiderte ihn und schlang dabei seine Arme um ihre Hüfte, um sie ganz zu sich aufs Bett zu ziehen. Serrashil löste erschrocken von ihm.
    »Bin ich dir nicht zu schwer? Du bist doch verletzt!«, protestierte sie, doch ihr Liebster hielt sie an ihrem Platz und sie wagte es nicht, seinen bandagierten Arm fortzustoßen.
     »Du glaubst doch nicht etwa, dass ich mich von den paar Schrammen unterkriegen lasse?« Delren lächelte kurz, dann wurde sein Gesichtsausdruck wieder ernst. »Kie hat mir erzählt, was geschehen ist.«
    »Hat sie das?« Serrashils Blick huschte zu ihrer Freundin, die mit unbewegter Miene neben ihnen saß und sie musterte.
    »Die ganze Hohe Schule hat miterlebt, was geschehen ist«, erwiderte sie schulterzuckend. Von ihrer einstmaligen Leichtigkeit und Unbeschwertheit war nichts mehr zu spüren.
    Serrashil schluckte. »Es tut mir leid, dass ich dir nichts von Seran erzählt habe«, zwang sie sich zu sagen. »Aber es war nur zu deiner Sicherheit. Du hast ja gesehen, was er mit Nedrin getan hat, nachdem dieser von unserem Verdacht erfahren hatte.«
    Kie schüttelte den Kopf. In ihrer wie immer zu zwei Zöpfen gebändigten Lockenpracht bimmelten keine Glöckchen. »Das war nicht Seran. Es war dieser falsche Priester, Kerib. Er wollte damit euren Verdacht auf Seran lenken, was ihm auch geglückt ist. Dasselbe gilt übrigens für die Entführung von Caraths Wolf und Rinartins Tod.«
    Serrashil starrte ihre Freundin mit offenem Mund an. Täuschte sie sich oder verteidigte Kie Seran immer noch, obwohl zweifelsfrei bewiesen war, dass es sich bei ihm um den Verfluchten Fünften Gott gehandelt hatte? Sie wollte zu einer wütenden Erwiderung ansetzen, aber Delren legte ihr beschwichtigend einen Finger auf den Mund.
    »Sie sagt die Wahrheit. In Nedrins Habseligkeiten wurden Aufzeichnungen gefunden, die alles bestätigen. Er selbst hat Kerib angeheuert, um einen Winterelfen zu besorgen, der eigentlich Seran töten sollte. Die Großmeister sind sich noch nicht einig, ob Carath seinen Befehl missverstanden und versehentlich Rinartin getötet hat oder ob Kerib ihn bewusst umlenkte, um Seran letztendlich vor allen bloßzustellen.«
    »Aber warum sollte Kerib dann Nedrin töten?« Verständnislos blickte Serrashil von ihrem Liebsten zu Kie. Delren zuckte mit den Schultern und verzog das Gesicht, als sein Körper die Bewegung nicht gutzuheißen schien.
    »Das werden wir wohl nie erfahren. Nedrin wurde jedoch mit derselben Klinge getötet, die später in Serans Leib steckte und alle sind sich einig, dass Seran ihn wenn dann mit Magie ermordet hätte.«
    Serrashil kniff die Lippen zusammen. Sowohl Nedrin als auch Kerib und Seran waren tot. Bei letzterem zumindest der Körper. Sie würden die Wahrheit nie ans Licht bringen können.
    »Die Prüfungen werden jetzt dann wiederholt«, wechselte Delren das Thema so abrupt, dass es einige Augenschläge dauerte, bis Serrashil ihm folgen konnte. Die Prüfungen … Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht. Sie spielte mit seiner unverletzten Hand, während ihre Gedanken abschweiften. Vielleicht wurde in ebendiesem Moment irgendwo dort draußen Seran wiedergeboren, der Verfluchte Gott. Wie konnte sie da an so etwas Unbedeutendes wie ihr Studium der Waffenlosen Kampfkünste denken? Er wäre noch ein Säugling, wehrlos und schwach. Wie lange es
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