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Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Titel: Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
Autoren: Cairiel Ari
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wohl dauern würde, bis er seine ganze Kraft zurückerlangt hatte? Sekunden? Wochen? Jahre? Jahrhunderte? Bruchstücke seiner Erinnerungen kamen ihr wieder in den Sinn. Was hatten die gehässigen Geflügelten zu ihr gesagt? Wie schwach er war, trotz seines Alters? Es musste Jahrhunderte gedauert haben, bis er zu der Kraft gelangt war, die sie von ihm kannte. Wenn sie ihn jetzt erwischten …
    »Serrashil?« Delren drückte kurz ihre Hand, um sie in die Gegenwart zurückzuholen. Serrashil blinzelte.
    »Verzeih mir, ich war in Gedanken versunken. Was hast du gesagt?«, fragte sie entschuldigend.
    »Ich habe mich gewundert, was in deinem Kopf vorgeht. Nicht zufällig, wie du die anstehende Prüfung bestehen wirst?« Delren schmunzelte und Serrashil unterdrückte ein Seufzen. Er kannte sie einfach zu gut.
    »Ich … Wenn ich etwas aus den Geschehnissen der letzten Tage gelernt habe, dann dass ich nicht länger mein Leben damit verbringen will, das zu tun, was meine Eltern von mir erwarten.« Serans Worte drängten sich in ihre Erinnerung, all seine Sticheleien bezüglich ihrer begrenzten Lebenszeit. Zumindest darin hatte er recht. Ihr blieb nur eine bestimmte Zeit auf Erden und die wollte sie dazu nutzen, um ihren eigenen Weg zu gehen.
    Delrens Lächeln wurde schief. »Das habe ich mir gedacht.«
    Serrashil schluckte, doch es half nicht gegen den Kloß, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte. »Du bleibst hier, nehme ich an.« Ihr Blick fiel auf die Bartstoppeln in seinem Gesicht. Er rasierte sich nicht mehr, weil es in seiner Heimat Ledapra üblich war, sich einen Bart wachsen zu lassen, sobald man seine Liebe fürs Leben gefunden hatte. Ebenso wie den Zopf an der linken Seite seines Kopfes. Serrashil griff danach und strich liebevoll mit den Fingern darüber. Wenn sie die Hohe Schule verließ, würde sie Delren verlassen müssen.
    Delren wandte den Blick ab. »Mein Studium ist mir sehr wichtig, wie du weißt. Ich verstehe, dass du deinen eigenen Weg gehen willst, aber …« Flehend sah er wieder zu ihr. Es zerbrach Serrashil fast das Herz, ihn so zu sehen. Hilflos rang sie nach Worten. Sie stand vor der Wahl zwischen ihrer großen Liebe und einem Leben in Freiheit jenseits der hohen Schulmauern, wie sie es sich immer erträumt hatte.
    »Ich unterbreche euer Gesülze nur ungern, aber ich habe noch etwas zu erledigen«, kam es auf einmal von Kie. Serrashil warf ihrer Freundin einen ungläubigen Blick zu. Wie konnte sie nur … Sie erstarrte, als ihre Blicke sich trafen. Eine Eiseskälte breitete sich in ihr aus. Keuchend legte sie sich eine Hand auf die Brust. Was hatte das zu bedeuten?
    Ihre Freundin erhob sich schwungvoll, ein Lächeln auf den Lippen, das Serrashil nicht gefallen wollte. »Fürs Erste sollte dieser hier genügen«, plauderte sie zusammenhangslos.
    »Kie? Geht es dir gut?«, fragte Serrashil besorgt. Unwillkürlich rückte sie ein Stück näher an Delren heran.
    »Mir ginge es weitaus besser, wenn ihr mir nicht meine Kraft geraubt hättet«, erwiderte sie und ihr Lächeln nahm raubtierartige Züge an. »Aber genug der Worte. Die Zeit der Rache wird noch kommen.« Immer noch lächelnd drehte sie sich zur Tür um und öffnete sie.
    »Kie?«, rief Serrashil ihr hinterher. Hatte ihre Freundin jetzt völlig den Verstand verloren? Alles in ihr schrie danach, sie aufzuhalten, aber eine unbestimmte Furcht hatte von Serrashil Besitz ergriffen und ließ sie verharren.
    Ein letztes Mal drehte Kie ihnen den Kopf zu.
    Ihre sonst braunen Augen waren grau.
    »Fangt mich doch«, trällerte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht und huschte zur Tür hinaus.
     

Epilog
     
    Jin war gerade dabei, die abendliche Opfergabe vorzubereiten, als ein heftiger Energiestrom ihn aus seiner Arbeit riss. Die Gewalt der magischen Kraft riss ihn fast von den Füßen und schnürte ihm die Luft ab. Keuchend musste er sich am Tisch festhalten, um nicht umzuknicken wie ein zertretener Grashalm.
    Die erste Kraftwelle verflog und auch wenn die mächtige Präsenz vorhanden blieb, konnte sich Jin wieder frei zu bewegen. Zitternd tastete er sich am Tisch entlang zur Tür, die in den Altarraum führte. Normalerweise konnte er in jedem Gegenstand den winzigen Energiestrom sehen, der sich darin befand, und sich daran orientieren, doch die grellweiße Präsenz überstrahlte alles in ihrer Umgebung.
    Endlich erfühlte er den Durchgang und eilte in den Altarraum, seine blinden Augen fast geblendet von der mächtigen Energie, deren pulsierendes
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