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Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Titel: Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
Autoren: Cairiel Ari
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fort, genommen von einem Menschen. Töten, hatte der Mensch gesagt, er sollte für ihn töten. Dann erst würde er sie wiedersehen. Doch Jadestadt schien so weit fort, er würde es niemals finden.
    Kraftlos fiel er nach vorne. Längst zur Ruhe gekommene Schneeflocken stoben davon, als er gänzlich zu Boden ging. Sie bildeten ein weiches Bett für ihn.
    Schlafen. Das war gar keine so schlechte Idee.
    Er hielt die Augen geschlossen und rührte sich nicht mehr.
    Warum auch?
    Seine Reise war zu Ende. Er war gescheitert. Langsam sammelte er seinen Geist tief in seinem Körper.
    Verzeih mir, Arkanura , flüsterten seine Gedanken noch, bevor auch sie von Finsternis verschlungen wurden.

Kapitel 1
     
    In knapp einem Monat waren die Prüfungen. Danach die Jahresabschlussfeier für alle Großmeister und Studenten der Hohen Schule. Und dann … Serrashil lächelte beim Gedanken daran. Dann waren endlich Ferien. Sie sah sich schon in ihre Heimatstadt reisen und ihren Eltern von der bestandenen Aufnahmeprüfung für den dritten Grad berichten. Freudestrahlend nahmen die beiden ihre Tochter in die Arme und …
    Ein Schlag auf ihren Kopf riss sie nicht nur von den Füßen, sondern auch in die Realität zurück. Hart schlug sie auf dem steinernen Hallenboden auf und blieb benommen liegen. Stechender Schmerz lähmte ihren ganzen Körper. Noch ehe sie realisiert hatte, was gerade geschehen war, tönte eine tiefe Stimme durch den Raum.
    »Ein Moment der Unachtsamkeit kann euch bereits zum Verhängnis werden, wie Serrashil gerade sehr anschaulich demonstriert hat.«
    Sie keuchte und presste eine Hand an die Schläfe. Hammerschlägen gleich dröhnte der Schmerz durch ihren Kopf und sie hatte Mühe, ihre Umgebung zu erkennen. Ein Schatten beugte sich über sie und sagte etwas, was Serrashil nur am Rande ihres Bewusstseins wahrnahm.
    Sie biss die Zähne zusammen. Nein! Sie durfte jetzt nicht aufgeben! Mühevoll stemmte die Studentin die Arme in den Boden und rappelte sich nicht besonders elegant wieder auf.
    Das erste, was sie wahrnahm, als sie wieder auf den Beinen stand, war die große, schlaksige Gestalt Randefs, ihres Lehrmeisters für waffenlose Kampfkunst. Sein kantiges Gesicht war ausdruckslos, aber funkelte da etwas wie Enttäuschung in seinen braunen Augen?
    Sie wandte beschämt den Blick ab. Jetzt erst wurden ihr die andern elf Studenten bewusst, die betreten um sie herumstanden. Genau wie Serrashil trugen auch sie braune Anzüge, wie es sich für Studenten des waffenlosen Kampfes gehörte. Ihr Lehrmeister hatte dieselbe Kleidung an, allerdings mit dem Unterschied, dass auf seinem Brustteil ein goldener Drache eingestickt war.
    Ebenjenen musterte sie mit plötzlichem Interesse und fuhr mit den Augen die Linien nach, wie sie es immer tat, wenn der Großmeister tadelnd vor ihr stand. Eine saubere Arbeit. Wer den wohl eingearbeitet hatte?
    »Wo sind wir?«, fragte Randef ruhig.
    Zwangsläufig hob Serrashil den Blick, um nicht auch noch unhöflich zu erscheinen.
    »In der Übungshalle der Hohen Schule von Jadestadt, Meister«, erwiderte sie mit dünner Stimme, ein leises Piepsen im Vergleich zu seinem volltönenden Bass.
    »Genau. Und wo warst du?«
    »Gedanklich nicht anwesend«, murmelte sie noch leiser. Was für eine grenzenlose Dummheit! Wenn sie doch nur die letzten Minuten rückgängig machen könnte …
    »Sehr gut.« Randef kehrte ihr den Rücken zu und machte eine ausladende Handbewegung. Die anderen Studenten beeilten sich, an ihre fest zugeteilten Plätze in der Halle zu kommen. »Ich denke, es ist besser, wenn du den Rest des Tages aussetzt. Wie du weißt, kann ich keine unaufmerksamen Studenten in meiner Halle gebrauchen.« Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, wandte er sich wieder seiner Klasse zu.
    »Jawohl, Meister.« Sie ballte die Hände zu Fäusten. Verdammt. Das war überhaupt nicht gut. So kurz vor den Prüfungen für das nächste Schuljahr konnte sie es sich nicht leisten, eine Trainingseinheit zu versäumen. Aber sie wusste, dass es zwecklos war, beim Großmeister der waffenlosen Kampfkünste um Verzeihung zu betteln. Im Gegensatz zu einigen der anderen Meister war er zwar schwer in Rage zu bringen, doch es gab Dinge, die man in seinem Unterricht besser unterließ. Tagträumen war eines davon.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als aufzustehen und nach einer tiefen Verbeugung zu verschwinden. Serrashil spürte die Blicke der anderen in ihrem Rücken, während sie zum Ausgang der Halle ging. Sie
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