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Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett
Autoren: Gaby Hauptmann
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VORWORT
     
    »Hat es dir Spaß gemacht?«
    »Mmh.«
    »Was soll das heißen, mmh?«
    »Natürlich hat es mir Spaß gemacht!«
    »Wirklich? Du siehst aber nicht so aus!«
    »Es ist dunkel. Wie willst du da sehen, wie ich aussehe!«
    Er dreht sich um, sie liegt still neben ihm. Dann lauscht sie seinen regelmäßigen Atemzügen und ärgert sich, wie immer, am meisten über sich selbst.
    Am nächsten Morgen sitzt Nina brütend an ihrem Schreibtisch. Nichts läuft momentan in ihrem Leben so, wie sie es sich vorstellt. Mit Sven hat sie in jeder Hinsicht den Höhepunkt überschritten. Aber sie fürchtet das offene Gespräch, weil er bei der privaten Fernsehanstalt, bei der sie als freie Redakteurin arbeitet, ihr Vorgesetzter ist. Sie weiß nicht, wie er auf eine Trennung reagieren würde. Sicherlich nicht mit Beförderung.
    Nina seufzt und zwirbelt eine Haarsträhne. Auf der anderen Seite sieht sie mit Sven als Chef beruflich auch keine Zukunft. Er fördert und hemmt sie zugleich. Er gibt ihr zwar Aufträge, aber verhindert gleichzeitig ihren Aufstieg. Sie ist jetzt neunundzwanzig und von ihrem Ziel, es mit dreißig geschafft zu haben, weiter entfernt denn je.
    Wütend starrt Nina Löcher in die Luft. Er läßt ihr einfach keine Chance! Den Drehauftrag in Brasilien, auf den sie so scharf war, bekommt ihre Kollegin Sarah, weil ein Kameramann mitfliegt, der angeblich ein Auge auf Nina geworfen hat. Meint zumindest Sven. Und sie ist machtlos.
    Neidisch schaut sie zu Sarah hinüber, die gut gelaunt ihr Projekt vorbereitet. Seit Tagen hängt sie mit herausfordernder Fröhlichkeit am Telefon und organisiert mit ihrem brasilianischen Kontaktmann die Drehtermine, Unterkünfte, Interviewpartner. Eine Low-Budget- Produktion. Keine Kohle, wie immer. Deshalb ist Sarah Redakteurin, Autorin, Moderatorin und Aufnahmeleiterin zugleich. Wenigstens eine Funktion hätte Sven ihr übertragen können!
    Nina zwirbelt die nächste Strähne ihres schwarzen Pagenschnitts. Gerade lacht Sarah laut nach Südamerika hinüber. Für den heißen Draht reicht das Budget offensichtlich. Nina mustert Sarahs lange Beine, die sie genüßlich unter dem Schreibtisch hervorstreckt. Könnte sie sich nicht wenigstens eines davon brechen? Kleiner Treppensturz? Dann müßte sie, Nina, einspringen.
    Sei nicht so gemein, sagt sie sich gleichzeitig. Kündige, zieh bei Sven aus und werde erfolgreich! »Wenn du zurück bist, fliege ich erst mal in Urlaub!« sagt sie unvermittelt zu Sarah, die erstaunt ihr Telefongespräch unterbricht.
    »Ach, so?« Sarah verzieht ihren Mund spöttisch »Und Sven?«
    »Ich fliege allein!«
    Sarah grinst nachsichtig und flirtet auf englisch weiter.
    Blöde Kuh! Aber wie war das? Wegfliegen? Allein? Nina hat überhaupt kein Geld dazu. Sie ist das ärmste Mäuschen auf Gottes weiter Erde. Nina seufzt einmal tief, als die Tür aufgeht und Sven hereinkommt. Er streift sie mit einem schnellen Blick. Sarah beendet sofort ihr Telefonat in kühlem Geschäftston: »See you!« Und zu Sven: »Alles in Butter, die spuren gut, das wird ein Reißer!«
    »Na denn!«
    Er nickt ihr kurz zu, eine Spur zu wohlwollend, findet Nina, aber vielleicht macht er das ja nur, um sie zu ärgern. Dann nimmt er sich eine Tasse Kaffee. Nina beobachtet ihn. Er ist groß und blond, stolz auf seine unbehaarte Brust und seine mickrigen fünfzehn Zentimeter. Ein Jeanstyp, der auch im Anzug wirkt. Nina erinnert sich gut, was sie alles veranstaltet hat, ihn zu kriegen. Sie war rettungslos verliebt, sah in ihm ihren Prinzen, ihre Zukunft, ihr Leben. Schlichtweg alles. Zwei Jahre ist das her. Und jetzt?
    Er rührt sich gerade fünf Würfelzucker in den Kaffee. Früher fand sie das witzig, jetzt nervt es sie. Zu Hause schüttet er in alles Süßstoff, um bloß kein Gramm zuzunehmen. Hier tut er so, als könne ihm Zucker nichts anhaben.
    »Hast du deine Story zusammen?« will er plötzlich von ihr wissen.
    Fast hätte sie gefragt, welche Story denn? Aber sie kann sich gerade noch beherrschen. Sie hat mit der Recherche noch nicht einmal angefangen. Und überhaupt. Der Machtkampf bei Daimler interessiert sie nicht. Die Tochtergesellschaft Mercedes noch viel weniger. Sie fährt einen alten Golf ohne Chancen auf die nächste TÜV- Plakette. Mit dreißig wollte sie spätestens ein Cabrio ihr eigen nennen. Wollte sie.
    Nina seufzt: »Mittagszeit. Habe noch keinen erreicht!«
    Sven schweigt.
    Nina zuckt die Schultern. »Um die Zeit arbeitet doch keiner!«
    Außer mir, sollte das
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