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Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett
Autoren: Gaby Hauptmann
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konnte denn das passieren?« will Nic von Gabriel und Nina wissen.
    »Frag, warum der Wind bläst!«
    »Wie?«
    »Sie meint, die Frage ist genauso blöd wie deine!« Gabriel seufzt.
    »Was mach ich jetzt?« fragt Nic sich selbst.
    »Wir könnten zusammenbleiben, dann hat jeder den, den er liebt!« Gabriel zuckt die Achseln.
    »Das ist nicht dein Ernst!« Nic zieht die Stirn kraus. »Ich fasse es einfach noch immer nicht!« Er schaut Nina nachdenklich an. »Du warst die ganze Zeit über in mich verliebt? Die ganze Zeit?«
    »Falsch!« korrigiert Nina. »Ich bin in dich verliebt!«
    »Und du bist mit mir zusammen, obwohl du in Nina verliebt bist?«
    »Korrekt!«
    »Die Katze beißt sich in den Schwanz!«
    »In deinen oder meinen?«
    »O Gott, könnte das Leben einfach sein!« Wider Willen muß Nina lachen. »Und? Was ändert das schon? Ich kann dich nicht haben, Gabriel kann mich nicht haben, und du wirst wohl Gabriel nicht mehr haben können - ist das nicht die perfekte Basis für einen lebenslänglichen Dreier?«

NACHWORT
     
    In meiner Erinnerung ist Gaby Hauptmann immer noch ein zwölfjähriges Kind. Ich war damals ein junger Lehrer am Trossinger Gymnasium, und in meinem dritten Schuljahr bekam ich eine sechste Klasse in Deutsch und Mathematik als Klassenlehrer. Gaby saß von mir aus gesehen auf der rechten Seite in der vorletzten Reihe neben ihrer Freundin Kornelia, die immer sehr adrett und mädchenhaft angezogen war. Gaby stelle ich mir mit kurzem Haar, in Hosen und mit Bluse und Weste vor. Die verräterisch männliche Sprache nennt diese Frisur Bubikopf und die Kleidung jungenhaft, aber ich weiß nicht, ob Gaby lieber ein Junge sein wollte. Sie war einfach noch ein Kind, offen und interessiert, sehr spontan, ablenkbar, lustig, aber auch empfindlich, was Gerechtigkeit und Korrektheit nicht nur ihr gegenüber betraf.
    Ich denke, daß Gaby damals gerne zur Schule ging, einfach weil es unterhaltend war und ihr viele neue Anregungen brachte. Aber ehrgeizig im schulischen Sinn war sie nicht, und was sie langweilig fand, konnte sie auch schleifen lassen. Ich erinnere mich auch noch an ihren Vater, der vielleicht zehn Jahre älter als ich war. Anders als die meisten Eltern schien er das Schwanken ihrer Interessen und Leistungen und den fehlenden Schulehrgeiz nicht als Katastrophe zu empfinden, sondern zu tolerieren oder sogar für richtig zu halten.
    In Deutsch stand in dieser Stufe Spracherziehung auf dem Plan, das Entwickeln der Fähigkeit, mit der deutschen Sprache aktiv und passiv differenzierter umzugehen. Dazu gehörten auch die Rechtschreibung und Zeichensetzung. Davon hielt Gaby nicht viel. Ob man »ich mußte« oder »ich musste« schreibt, war uninteressant, und daß es wichtig war, behaupteten nur die Lehrer.
    Aufsatzthemen waren Schilderungen von Ereignissen, erlebten oder erfundenen. Es ging um eine Geschichte, ihre Darstellung und Ausgestaltung. Gaby schrieb immer von der ersten bis zur letzten Minute, zum Durchlesen blieb ihr keine Zeit und auch nicht zum Überlegen eines Gesamtkonzepts. Ihre Aufsätze waren Phantasiereisen, die sich vom ursprünglich gestellten Thema manchmal weit entfernten, Traumszenarien mit plötzlichen und unerwarteten Realitätssprüngen, und sie ließ sich von Einfall zu Einfall weiterreißen und hatte am Anfang eines solchen Werkes wahrscheinlich noch keine Vorstellung davon, wo sie dieses Mal landen würde. Die äußere Form ihrer Aufsätze war ihr gleichgültig und deshalb oft sehr verwegen, dafür war ihr Inhalt immer unerwartet, phantastisch und faszinierend, gelegentlich sogar aufgelockert durch eine kleine Illustration. Sie waren deshalb nicht einfach zu benoten, aber es war immer ein Vergnügen, sie zu lesen.
    In der siebten Klasse hatte ich Gaby in Mathematik und Französisch, in der achten nur noch in Mathematik. Ich habe keine Vorstellung mehr davon, wie sie am Ende dieser Zeit war, denn es sind inzwischen gut dreißig Jahre vergangen. Für mich bleibt sie vor allem die zwölfjährige Aufsatzschreiberin.
    Im darauffolgenden Jahr verließ ich Trossingen, und unsere Wege trennten sich für eine Weile. Aber einige Zeit später fand ich in einer Verlagsankündigung Gaby Hauptmann mit ihrem neuen Roman. Als Antwort auf meine vorsichtige schriftliche Anfrage beim Verlag meldete sich wenig später am Telefon »ein Gespenst aus meiner Vergangenheit«.
    Wir haben zunächst einmal unsere Werke ausgetauscht. Für einen Band historischer Porträts aus dem Mittelalter erhielt ich
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