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Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett
Autoren: Gaby Hauptmann
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war also, strenggenommen, keine Lügengeschichte, sondern eine simple Selbsttäuschung. Vielleicht kann sie es ihr so erklären.
    »Donnerwetter!« Karin dreht sich in der schwarzweißen Küche um ihre eigene Achse, während Nina ein scharfes Messer aus der Schublade nimmt. »Sag bloß, er kocht auch noch! Ein wahrer Wundermann. Kannst du mir den mal ausleihen?«
    »Mich?«
    Nina fährt herum, wird rot bis unter die Haarwurzeln. Hinter ihnen in der Tür steht Gabriel. Nina hat ihn vor lauter Aufregung nicht kommen hören. O Gott! Jetzt ist alles zu spät.
    »Gabriel!«
    »Hast du damit etwas vor?« Er zeigt auf ihr Messer, das sie im Schreck gegen ihn gerichtet hat.
    Nina fällt nichts ein, sie ist einfach sprachlos. Sie legt das Messer neben die Blumen.
    Gabriel reicht Karin die Hand. »Tag, ich bin Gabriel!«
    »Und ich bin Karin!«
    »Meine beste Freundin«, setzt Nina erklärend hinzu. Das war die leichte Nummer. Was soll sie aber zu Gabriel sagen? Und - ist Nic etwa auch da? »Möchtest du einen Begrüßungsschluck mit uns trinken?« lenkt sie ab.
    »Mit deiner besten Freundin immer!« Er wirft Karin einen tiefen Blick aus seinen glänzenden Augen zu, und Nina sieht, wie Karin sofort dahinschmilzt. Nicht schon wieder, denkt sie. Aber im Vergleich zu ihr hat Karin einen gewaltigen Erfahrungsvorsprung mit Männern: Sie dürfte bald bemerken, daß Gabriels Augen von Natur aus verführerisch wirken und nichts mit ihr zu tun haben.
    Gabriel nimmt Nina die Flasche ab, entkorkt sie fachmännisch und schenkt drei Gläser ein.
    Nina versorgt inzwischen die Blumen und sieht dabei aus den Augenwinkeln, wie Karin Gabriel studiert. Was sie wohl denkt?
    »Na denn, herzlich willkommen!« Gabriel stößt mit Karin an.
    »Hieß dein Freund nicht Nic?« will Karin dann von Nina wissen. »Oder habe ich da was mißverstanden?«
    Am liebsten würde sich Nina mit der Flasche Wein im Kühlschrank verkriechen. Muß Karin so direkt werden?
    »Wo ist da der Unterschied?« sagt Gabriel mit dem selbstverständlichsten Ton der Welt.
    Klar, denkt Nina, für ihn nicht!
    »Ach, so ist das!« Karin lacht laut los. »Na, Nina, da kann ich nur gratulieren!« und prostet ihr zu.
    Nina versteht zwar kein Wort, aber sie stößt mit Karin an.
    Die schüttelt bewundernd den Kopf. »Das nenne ich ein Schnäppchen! Du bist ja besser als ich!«
    »Na ja, sie hat's, glaube ich, ganz gut getroffen!« Auch Gabriel grinst und prostet ihr zu.
    »Man tut, was man kann!« Mehr als diese Floskel fällt Nina dazu nicht ein, denn sie hat vor jedem falschen Wort Angst. Nur: was ist falsch, und was ist richtig?
    »Und«, fragt Gabriel Karin, »wo kommen Sie her?«
    »Aus Bad Tölz!«
    »Ach, aus dem Ort mit der streitbaren Bäuerin?«
    Sie lacht. »Richtig. Aber sie hat doch recht, diese Frau, daß sie ihr Eigentum verteidigt. Ein eklatantes Beispiel für Machtkungelei und gemeinsame Interessen von Banken und Gemeinde gegen eine einzelne Frau. Fehlt nur noch die Hexenverbrennung!«
    Nina ist froh, daß sie einen gemeinsamen Gesprächsstoff gefunden haben. »Ich hab's auch gelesen. Der Frau haben die rechtschaffenen Bürger noch nichts getan, aber einige ihrer Tiere auf der Weide aufgeschlitzt.«
    »Menschen!« sagt Karin voller Abscheu.
    »Menschen?« fragt Nina betont.
    Und alle drei fallen von einem Beispiel ins nächste. Nina berichtet von Tim und dem sinnlosen Überfall und von den verfolgten Straßenkindern in Brasilien, Gabriel erzählt von einem alten Verwandten im Osten, dem ein Spekulant allen Besitz auf schäbigste Art abgeluchst hat.
    Dann resümiert Karin: »Macht, Geld, Glaube. Und da der Glaube von den Machthabern gesteuert wird, geht es denen da oben, die die Fäden ziehen, wahrscheinlich nur um Macht und Geld. Die Marionetten, die unten dranhängen, glauben dagegen, es ginge um hehre Ziele, und bringen sich im Namen ihres jeweiligen Gottes erbarmungslos gegenseitig um. Was gewinnen sie dadurch? Nichts! Tod, Schmerz, Trauer. Aber sie vermehren damit fremdgesteuert und gottergeben Macht, Geld und Ansehen der Drahtzieher. Die Menschheit ist leider bescheuert!«
    In der Zwischenzeit sind sie ins Wohnzimmer gegangen, haben sich an den großen Tisch gesetzt und die Flasche Wein ausgetrunken.
    »Ich spüre den Alkohol schon, ich muß was essen!« Nina faßt sich an den Bauch.
    »Gute Idee«, Karin schaut sich um. »Aber was? Sollen wir selbst etwas kochen?«
    »Nic dürfte bald kommen. Vielleicht sollten wir damit auf ihn warten!« Gabriel schaut auf seine
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