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Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Titel: Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
Autoren: Cairiel Ari
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wieder. Da in Jadestadt Menschen aus aller Herren Länder lebten, gab es eine fantastische Vielzahl von Gebäuden. Eckige, schlichte Häuser standen neben Prachtbauten aus Kuppeln und Türmchen, einige andere bevorzugten einen Mix aus allem. Zwischen all den unterschiedlichen Häusern gab es nur eine Gemeinsamkeit: Da es viele Vorkommen von Jadestein gab, bestanden sie ausschließlich aus dem sanft grünen Gestein.
    Serrashil löste sich von dem Anblick und besann sich auf ihr Vorhaben. Nach ein paar Dehnungen, die sie mitten auf Vorhof machte, lief sie gemächlich los.
    Von der Hohen Schule war es nur ein kurzer Weg, bis man sich direkt in der Innenstadt wieder fand. Es war ein sanfter Abhang, links und rechts mit Blumen und Sträuchern bewachsen, die jetzt zur kalten Jahreszeit grau und welk aus dem Schnee herausragten.
    In der Innenstadt begegneten Serrashil wenige Menschen, die sich bei diesen Temperaturen auf die Straße wagten. Es war überwiegend arbeitendes Volk. Von Pferden gezogene Lieferwagen standen wartend vor Eingängen, bis ihre Fracht auf- oder abgeladen war. Männer und Frauen kamen mit Körben vom Einkaufen zurück oder machten sich auf den Weg in die Läden. Sogar ein paar Kinder spielten dick eingepackt im Schnee, während ihre Mütter plaudernd die Köpfe zusammengesteckt hatten.
    Serrashil ignorierte die Leute und lief hindurch. An der Hauptstraße befanden sich überwiegend Läden und Gasthäuser, aber dazwischen zweigten immer wieder Straßen und Gassen in die Wohnbereiche der Stadt ab. Um Jadestadt zu verlassen musste sie jedoch einfach geradeaus laufen. Die beiden Stadtmauern, die sie dabei passierte, erzählten vom schnellen Wachstum des Stadtstaates. Außerhalb der letzten Mauer waren bereits neue Gebäude erbaut worden, da sie im Inneren keinen Platz mehr fanden. Spätestens wenn ein neuer Krieg drohte, würde wohl eine dritte Schutzmauer errichtet werden.
    Nachdem Serrashil die letzten Gebäude hinter sich gelassen hatte, erblickte sie den Jadewald, der eine halbe Meile entfernt am Wegesrand lag. Mit keuchendem Atem hielt sie darauf zu. Unter ihrer dicken Winterkleidung schwitzte sie furchtbar, aber das war das kleinere Übel. Sie konnte es sich als Studentin des Waffenlosen Kampfes nicht erlauben, krank zu werden.
    Serrashil tauchte in den Schatten des Waldes ein. Während sie lief, gab sie sich der Vorstellung hin, die gesamte Stadt in ihr Heimatland Arka umzusiedeln. Sie schmunzelte. Die meisten würden sich sicherlich gar nicht mehr von dem Land mit dem viel gemäßigteren Klima trennen können.
    Ganz in den Gedanken versunken stolperte Serrashil über etwas und fiel geradewegs in den Schnee. Fluchend versuchte sie auf die Beine zu kommen. Sie hatte sich nicht verletzt, weil der Boden unter dem Schnee überraschend weich war. Zögerlich tastete sie durch den Schnee. Da lag etwas. Etwas Schwarzes. Etwas Schwarzes mit Armen und Beinen. Erschrocken fuhr sie auf. Ein Mensch! Ihr Herz raste. Bestimmt war er längst erfroren, wenn er schon eingeschneit war. Hektisch warf sie einen Blick zurück auf den Weg, den sie gekommen war. Keine Menschenseele war zu sehen. Serrashil war sich nicht sicher, ob sie sich darüber freuen sollte.
    Was sollte sie jetzt bloß machen? Sie konnte ihn unmöglich hier liegen lassen, ohne sich zumindest versichert zu haben, dass er tatsächlich nicht mehr am Leben war. Vielleicht brauchte er ihre Hilfe. Und selbst wenn er tot sein sollte, einfach davonzulaufen kam nicht infrage. Ein anderer würde ihn finden und auch ihre Spuren zu ihm. Das konnte die Leute auf den Verdacht bringen, jemand hätte den armen Kerl ermordet und ihn im Wald abgeladen. Serrashil machte sich nichts vor; die Magier an der Hohen Schule würden sicherlich herausfinden können, wessen Fußspuren es waren, die zu dem Toten führten. Und dann würde sie gewaltige Probleme bekommen.
    Sie schluckte und beugte sich noch einmal über den Körper, der regungslos mit dem Gesicht nach unten im Schnee lag. Der konnte gar nicht mehr am Leben sein. Doch so durfte sie ihn nicht liegen lassen.
    Vorsichtig drehte sie ihn um. Es war ein Mann, seine Haut im Gesicht und an den bloßen Händen wirkte unnatürlich blass. Fast so weiß wie der Schnee um ihn herum, schoss es ihr durch den Kopf. Sein Haar war aschgrau und offensichtlich schon seit längerem nicht mehr geschnitten oder auch nur gekämmt worden. Bestimmt handelte es sich um einen Landstreicher.
    Gedankenverloren strich Serrashil eine Strähne aus
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