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Alles zerfällt: Roman (German Edition)

Alles zerfällt: Roman (German Edition)

Titel: Alles zerfällt: Roman (German Edition)
Autoren: Chinua Achebe
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Über Chinua Achebe
    Als der Londoner Verlag William Heinemann 1958 das Manuskript von Chinua Achebes Things Fall Apart ( Alles zerfällt ) erhielt, war man sich nicht sicher, ob man den Text herausbringen sollte. Die zentrale Frage für den Lektor Alan Hill lautete: »Würde denn irgendjemand den Roman eines Afrikaners kaufen?« Damals gab es nur einige wenige Beispiele afrikanischer Literatur in Englisch – wie zum Beispiel Amos Tutuolas surreales The Palm-Wine Drinkard ( Der Palmweintrinker ) und Cyprian Ekwensis Roman über das zeitgenössische Lagos, People of the City  –, doch keines dieser Bücher besaß den Ehrgeiz, den Scharfblick oder die Kühnheit von Alles zerfällt .
    Chinua Achebe hatte es ursprünglich als eine Geschichte dreier Generationen geplant: Ein Mann im vorkolonialen Igboland, der gegen die von den ersten europäischen Missionaren und Verwaltungsbeamten eingeführten Veränderungen kämpft; sein Sohn, der zum Christentum übertritt und eine westliche Bildung erhält; und sein Enkel, der in England ausgebildet wird und an der Schwelle zur Unabhängigkeit das Leben der neuen Elite führt. Später reduzierte Achebe den Roman und konzentrierte sich auf die erste Generation, um eine sorgfältig recherchierte Geschichte der afrikanisch-europäischen kolonialen Begegnung zu gestalten, die vom Volk der Igbo im Südosten Nigerias im Jahr 1890 handelt, mit dem tragischen Helden Okonkwo im Mittelpunkt. Achebes zweiter Roman, No Longer at Ease, übersprang dann eine Generation und erzählte die Geschichte von Okonkwos Enkel Obi, einem Beamten im Lagos der 1950er Jahre. Sein dritter Roman, Arrow of God , der von einem Igbo-Priester und einem britischen District Commissioner im Igboland der 1920er Jahre handelt, kann als repräsentativ für die Lebenszeit von Okonkwos Sohn gelesen werden. Alle drei Romane, zusammengefasst als Achebes »Afrikanische Trilogie« bezeichnet, schaffen ein wunderbar nuancenreiches Zeitgemälde, eine Chronik der kulturellen und politischen Veränderungen, die zu dem geführt haben, was wir heute als den modernen afrikanischen Staat erleben.
    Nachdem der Verlag William Heinemann seine Bedenken überwunden und Alles zerfällt im Juni 1958 publiziert hatte, wurde der Roman von der Kritik gefeiert. Achebe sei es überzeugend gelungen, das Stammesleben von innen zu schildern, war in der Times Literary Supplement zu lesen. Das war in der Tat etwas Neues. Nicht durch sein Sujet stellte Alles zerfällt etwas Neues dar, sondern durch die afrikanische Sichtweise, da es schon viele geachtete Bücher über Afrikaner von Nichtafrikanern gab; das Stammesleben war schon unzählige Male von außen geschildert worden. Achebe selbst las einige der bekannteren dieser ›Kolonialismusklassiker‹ zum ersten Mal als Oberschüler in den 1940er Jahren. »Zunächst einmal empfand ich mich selbst nicht als Afrikaner«, schrieb er über seine Reaktion auf die afrikanischen Figuren. »Ich ergriff die Partei der Weißen gegen die Wilden. Der weiße Mann war gut und vernünftig, intelligent und mutig. Die Wilden, die sich gegen ihn stellten, waren finster und dumm oder zumindest verschlagen. Ich hasste sie wie die Pest.« Als Achebe sich weiter entwickelte und kritischer las, begann er die enorme Macht der Geschichten zu verstehen und wie sehr diese Macht dadurch geprägt wurde, wer die Geschichten erzählte und wie sie erzählt wurden. Als Student in den 1950er Jahren las Achebe nicht nur Wordsworth, Shakespeare und Coleridge, sondern auch Joyce Careys »Mister Johnson«, einen in Nigeria spielenden Roman, den die Zeitschrift Time als »bestes Buch, das jemals über Afrika geschrieben wurde«, bezeichnet hatte. Achebe teilte diese Meinung nicht. Nicht nur war der nigerianische Charakter in dem Roman für ihn und seine Kommilitonen unplausibel, sondern er entdeckte auch in der Beschreibung von Nigerianern »eine unterschwellige Lieblosigkeit …, eine Verseuchung durch Widerwillen, Hass und Hohn«.
    Es ist viel darüber geschrieben worden, dass Chinua Achebes Alles zerfällt eine Antwort auf »Mister Johnson« sei, doch man möchte annehmen, dass Achebe seinen Roman auch geschrieben hätte, wenn er den von Carey nicht gelesen hätte. Trotzdem musste die von Vorurteilen geprägte Darstellung afrikanischer Figuren in der Literatur Achebes Entwicklung als Schriftsteller zwangsläufig beeinflusst haben. Jahre später schrieb er einen berühmten Essay über die Darstellung von Afrikanern in Joseph Conrads
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