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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit
Autoren: Laura Feuerland
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DER BLAUE VOGEL
    ICH,
Arut Ottergeistesvom Rentierclan, der ich zum, Schutzbefohlener Großen Wasser und des ins kalte Nordland gereist bin und weit nach Osten in die fernen Länder jenseits der schneebedeckten Berge, erzähle euch, wie der blaue Vogel geboren wurde und was danach geschah.
    Es war die Zeit der ewigen Finsternis, und die Erde war kalt und schwarz und leer. Nur der Mond und die anderen Lichter der Nacht leuchteten droben am Weltendach.
    Einmal musste der Mond niesen. Da fiel ein blauer Vogel aus seiner Nase heraus. Er flog hinunter zur Erde und ließ dort ein Ei fallen. Dann kehrte er in den Himmel zurück und verwandelte sich in den Lichtball, der Sonne genannt wird.
    Das Ei fiel auf die Erde und zerbrach. Zwei Käfer krabbelten heraus. Sie waren hungrig und suchten nach Nahrung, doch fanden sie nicht einen einzigen Grashalm. Da fielen sie übereinander her, und jeder versuchte, den anderen aufzufressen. So heftig kämpften sie miteinander, dass ihre Panzer Funken sprühten. Aus den Funken entzündete sich ein Feuer; das wurde vom Wind fortgeweht, und bald stand die ganze Erde in Flammen. Als sie verloschen, war alles Land unter Asche begraben.
    Das sah der Mond, und er weinte, und seine Tränen fielen hinab auf die Erde. Kaum aber hatten die Tropfen den Boden berührt, setzte eine gewaltige Sturmflut ein. Das Wasser vermischte sich mit der Asche, und schwarzer Schlamm wälzte sich durch Berge und Täler.
    Da erhob sich aus dem Schlamm eine dunkle Frau mit gewaltigen Brüsten und starken Händen. Sie begann, die nasse Erde zu kneten, und formte daraus Wurzeln und Knochen, und ihr Name war Ama.
    Aus dem, was sie schuf, wuchsen Pflanzen und Tiere und Menschen.
    Da freuten sich der Mond und ebenso die Geister, die in den anderen Himmelslichtern wohnen. Und sie beschlossen, alles Leben, das Ama erweckte, zu schützen.
    So stehen die Erde und alles, was auf ihr zum Leben erwacht, unter dem Schutz der Geister. Und wir ehren das Leben und danken den Geistern.
    Und wir hören die Geschichte wieder und wieder, gestern und heute und morgen.

AM ABGRUND
    M auk saß auf der Erde, den Rücken an die noch sonnenwarme Felswand gelehnt, und schaute hinab in das weite Tal, wo sich der mächtige Strom durchs Land wälzte. Die Abendsonne verlieh dem Wasser eine leuchtende Ockerfarbe, die nach Westen hin in ein blutiges Rot überging.
    Am Ufer fanden sich die ersten Tiere zur Abendtränke ein. Drei Wollnashörner standen nebeneinander, auf der anderen Uferseite stampfte eine Herde Bisons heran. In der Flussmitte ragten helle steinerne Inseln aus dem Wasser. Auf ihnen standen mehrere Reiher und stocherten mit den Schnäbeln nach Schnecken und Würmern.
    Mauk blickte auf das kleine Geweihstück in der linken Hand und das Flintmesser in der rechten. Er hatte eine neue Spitze für seinen Speer zuschneiden wollen, doch siewar zerbrochen. Es war bereits der dritte Versuch gewesen, und Zorn stieg in ihm auf. War er jetzt nicht einmal mehr in der Lage, eine Speerspitze zu schneiden? Unzählige Speerspitzen hatte er im Lauf seines Lebens zugeschnitten, er, Mauk, der große Jäger und Anführer des Clans der Feuerpferde.
    Wütend sprang er auf, warf das missratene Stück zu Boden und sah auf seine Hände. Diese Hände wollten Speere schleudern, Mammuts ausweiden, Fleischspieße über dem Feuer drehen! Bei dem Gedanken an Fleisch begann sein Magen laut zu knurren. Verdrossen holte er aus dem Lederbeutel, der an seinem Gürtel hing, eine Handvoll Beeren heraus und stopfte sie in den Mund. Dabei blieb sein Blick unverwandt auf die Tiere am Fluss gerichtet. Noch vor wenigen Mondwechseln hätte er sich längst mit seinen Männern an eines der Bisons herangemacht. Nun musste er sich damit begnügen, kleinere Tiere zu jagen, Hasen und Füchse, wenn er Glück hatte, erbeutete er eine Antilope. Für die Jagd auf die schnellen Rentiere und die mächtigen Bisons und Mammuts jedoch fehlten ihm die Männer.
    Mauk spuckte eine faule Beere aus. Es herrschte nicht nur Mangel an Männern. Es fehlten auch Frauen, die kochten, Fleisch trockneten, Wurzeln und Beeren sammelten, Sehnenschnüre drehten, Tierhäute walkten, Kleidung nähten, Zelte reparierten.
    Dabei besaß er nicht einmal mehr ein Zelt. Gar nichts mehr besaß er, doch konnte er das immer noch nicht fassen. War er nicht der große Mauk, der einen starken Clan anführte und sich immer alles nahm, was er wollte?
    Mauk schloss die Augen. In Gedanken stand er auf einem anderen, höheren
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