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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman
Autoren: Heyne
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anderen Weg zum Tor kennt.«
    Verdammt. Nun waren es drei getrennte Gruppen statt einer vereinten. Wenn alle Schwestern zusammen gewesen wären, hätte er sie verteidigen können, aber so war ihm diese Möglichkeit genommen. Zur Antwort auf sein Unbehagen brandete der Sang rastlos durch ihn.
    »Also gut«, sagte er. »Wir überqueren jetzt gemeinsam den Platz, während die Menschen den Kultisten zusehen. Ich setze mich zwischen euch und die Menge, und ihr bleibt dicht zusammen, bis wir die andere Seite erreicht haben. Dort wartet die Superiorin auf uns. Fertig?«
    Sechs Köpfe nickten unterschiedlich zuversichtlich. Die weinende Nonne schluchzte noch immer an Resas Schulter.
    »Also los.«
    Gemeinsam begaben sie sich auf den Platz. Vom Rücken seines Pferdes aus behielt Gair die Kultisten im Auge. Der Mann mit der Axt ergriff nun das Wort, die Bronzeeiche lag zertrampelt zu seinen Füßen. Er rief etwas auf Gimraeli, hob eine Handvoll verbogener Metallblätter auf und schwenkte sie vor der Menge, bevor er sie wieder zu Boden warf. Er redete so schnell und leidenschaftlich, dass Gair nicht einmal ansatzweise verstehen konnte, was er sagte, aber seine Gesten mit Faust und Axt sowie das Knurren und Jubeln, mit dem die Menge seine Worte aufnahm, machte ihre Bedeutung nur allzu klar.
    Wie in Zhiman-dar. Nichts als Verachtung für jeden, der ihren Glauben nicht teilt . In Gair stieg die Galle hoch. Die Superiorin hatte auch in dieser Hinsicht recht: Es waren Barbaren, und wenn sie bereit waren, Kircheneigentum zu vernichten, dann war es sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis sie sich gegen die Kaufleute aus dem Reich wandten – falls sie es nicht schon taten.
    Der dicke Mann streckte den Arm aus und zeigte auf Gair. Nein, an ihm vorbei. Gair schaute in die gewiesene Richtung, während sich seine Hand bereits zum Griff des Qatan stahl. Einige Männer mit gelben Schärpen stolzierten auf den Platz, grinsten und reckten die Arme zum Gruß in die Höhe. Die Anhänger des Kults jubelten, aber Gair bemerkte, dass einer der Männer mit den gelben Schärpen hinkte.
    Dieser Schnauzbart. Dieser großspurige, aufmerksamkeitheischende Gang. Gairs Finger schloss sich um den Schwertgriff; der Schnitt über seinen Rippen brannte.
    »Bleibt dicht bei mir, Schwestern«, zischte er. »Geht weiter. Schaut nicht auf.«
    Doch die Schwester mit dem Sack, in dem sich die seltsam geformten Dinge befanden, tat genau das. Sie schrie auf und blieb stehen. Eine ihrer Gefährtinnen stieß mit ihr zusammen, und der Sack entglitt teils ihren Händen. Aus ihm fiel ein dickes, schweres Buch, dessen Deckel sich beim Sturz auf den Boden öffnete und ein prächtig koloriertes Titelbild der Göttin und der Eiche zeigte.
    Eine andere Schwester hob das Buch sofort auf, doch der Hinkende hatte bereits genug gesehen. » Ammanai !«, knurrte er und zeigte auf die Nonnen.
    Sie erstarrten allesamt.
    »Ihr Gottlosen seid hier nicht willkommen.« Er zog sein Schwert. Einen Herzschlag später taten es ihm die übrigen Krieger mit den gelben Schärpen gleich.
    Gair fluchte und wendete Shahe rasch, sodass sich die Nonnen hinter ihm befanden. Seine Hoffnung schwand. Bis zum Laden des Ölhändlers und den Gestalten, die sich in der schattigen Einmündung der Gasse zusammendrängten, waren es nicht mehr als hundert Ellen, doch es hätte auch eine ganze Meile sein können.
    Er zog sein Schwert und ließ es an seinem Bein herabhängen, sodass es zwar nicht bedrohlich wirkte, aber doch seine Bereitschaft zum Kampf anzeigte. Es brachte nichts, die Kultisten zu reizen. Sieben oder acht gegnerische Schwerter waren zu viel für einen einzelnen Reiter. Schon nach wenigen Sekunden würde seine Stute gelähmt sein, und er würde die Kämpfer kaum lange genug aufhalten können, um den Nonnen Zeit für die Flucht zu verschaffen. Was der Rest der Menge hinter dem Brunnen tun würde, wenn sie begriff, was geschah, wollte er sich erst gar nicht vorstellen.
    Bei allen Heiligen!
    Er unterdrückte einen plötzlichen Anflug von Angst und sprach den Schnauzbartträger an, der eindeutig der Anführer der Gruppe war.
    »Es muss hier keinen Ärger geben, Sayyar «, sagte er. »Lasst die Frauen vorbei.«
    »Ihre Gegenwart ist eine Beleidigung für Silnor, und dafür müssen sie sich verantworten«, erwiderte der Mann. Dann kniff er die Augen zusammen; offenbar hatte er Gair erkannt. »Du! Ich dachte, ich hätte dich schon gestern fertiggemacht.«
    Das war nichts als Prahlerei. Der
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