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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels
Autoren: Rainer Wekwerth
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zukam.
    Ben!
    Lara erschrak bis in den Grund ihres Herzens. Das konnte nicht sein. Nicht so kurz davor. Es durfte nicht sein. Er konnte sie nicht gefunden haben. Wie war er hierher gekommen? Und dann verstand Lara. Ben musste das Ziel ihrer Reise gekannt haben. Er hatte schlichtweg darauf gewartet, dass sie hier auftauchen würden, und wahrscheinlich hatte er sich auch überlegt, dass sie sich dem Brandenburger Tor durch den Park nähern würden. Sie blieb stehen. Neben ihr hob Damian den Kopf, starrte auf seinen Feind.
    Weitere Schatten tauchten aus dem Schneetreiben auf. Junge Männer und Frauen. Dämonen in menschlicher Gestalt. Sie kamen näher, bildeten einen dichten Kreis um sie und schnitten ihnen alle Fluchtwege ab.
    Eine Träne lief unbeachtet Laras kalte Wange hinab. Sie war so weit gekommen und jetzt war alles aus. Sie würde es nicht bis zum Portal schaffen, konnte ihr Schicksal nicht erfüllen, was immer das auch für sie und die Welt bedeuten mochte.
    Sie sah Ben direkt in die Augen. Er grinste.
    »Nun habe ich dich doch noch gefunden«, sagte er ruhig. Der Wind zerrte an den Worten, aber sie trieben Lara entgegen, jagten ihr Schauer über den Rücken. Neben ihn trat Jessi. Ihre Augen blickten hasserfüllt auf sie, während der Sturm ihre langen schwarzen Haare wie einen Schleier um ihr Gesicht wehte.
    Lara spürte Panik in sich aufsteigen, zwang sich aber, wenigstens nach außen hin ruhig zu wirken.
    »Was willst du, Ben?«, fragte sie.
    Er schaute sie überlegen an. »Das weißt du doch?«
    »Du wirst mich nie bekommen«, schrie ihn Lara plötzlich an. »Hörst du mich? Niemals. Lieber sterbe ich.«
    Damian löste sich von Lara und trat zur Seite. Ein goldenes Schwert erschien in seiner Hand. Es schimmerte und leuchtete inmitten des Schneetreibens.
    Ben wandte den Kopf ein wenig und blickte auf Damian, der sich nur schwankend auf den Füßen halten konnte.
    »Das ist lächerlich«, sagte er.
    »Komm und kämpfe mit mir«, entgegnete ihm der Engel, aber jeder konnte sehen, dass ihm die Kraft dafür fehlte. Ben wirbelte um seine eigene Achse und schlug Damian mit der Faust ins Gesicht. Damian wurde zu Boden geworfen. Er blutete aus Mund und Nase, versuchte, wieder aufzustehen, aber seine kraftlosen Beine versagten ihm den Dienst.
    Der Anblick seiner Hilflosigkeit entfachte eine Wut in Lara, wie sie es niemals für möglich gehalten hätte. Hinter ihren Augen leuchteten rote Sterne auf. Ihre Lippen verzerrten sich vor Hass auf Ben und ihre hilflose Situation. Irgendetwas in ihr zerbrach, schaffte Platz für Neues. Für ein Wesen, das in ihr gelauert hatte. Von Anbeginn ihrer Zeit auf Erden.
    Sie spürte, wie sich ihr Körper wandeln wollte, wusste aber nicht, wie sie es zulassen konnte. Noch sperrte sich ihr altes Ich gegen die Veränderung. Lara streckte beide Arme zur Seite. Flammen jagten nun über ihren Leib, wanderten ihre Arme und Beine entlang. Als sie den Mund aufriss, um aufzuschreien, drang auch aus ihm Feuer heraus, züngelte um ihre Lippen, als spreche sie keine Worte, sondern Flammen.
    Ben löste sich aus seiner Starre. Er brüllte den Dämonen einen Befehl zu, aber die zögerten verwirrt. Noch während er sie anschrie, erschienen flimmernde Gestalten, traten aus dem Schneetreiben heraus und an die Gruppe heran. In ihren Händen Waffen aus reinem Licht.
    Die jungen Männer und Frauen, die Ben dienten, schrien auf, nahmen dämonische Gestalt an und warfen sich den Engeln entgegen.
    Angeführt von Danas stürzten sich die Krieger des Himmels in den Kampf. Sofort erfüllten Kampfschreie und das Brüllen der Dämonen die Luft, aber der Lärm wurde vom Wind in alle Richtungen davongeweht, sodass kein Mensch ihn hören konnte.
    Laras Verwandlung war noch nicht vollzogen. Sie selbst sah ihre Umgebung wie durch einen roten Schleier. Als sie zur Seite blickte, entdeckte sie Damian, der versuchte aufzustehen. Er hockte auf den Fersen und benutzte sein Schwert, um sich abzustützen.
    Dieser Anblick berührte sie nicht. Eigentümlich distanziert beobachtete sie seine Hilflosigkeit. In ihr war nur noch Wut und Zorn.
    Und Hass.
    Unendlicher schwarzer Hass.
    Aber sie konnte ihn nicht freilassen. Er war wie eine tonnenschwere Kette, die verhinderte, dass sie frei war.
     
    Ben hatte sich von seiner Verblüffung erholt. Der unglaubliche Anblick, der sich ihm bot, hatte ihm für Momente den Atem verschlagen. Lara schien das Feuer selbst zu sein. Züngelnde Flammen tanzten über ihren schlanken Körper,
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