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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels
Autoren: Rainer Wekwerth
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Szenerie.
    Noch immer lag etwas schwer auf ihrem Brustkorb.
    Lara drehte den Kopf. Es war Bens Arm, der sie beinahe zärtlich umschlang. Angewidert schob sie ihn zur Seite. Er rührte sich nicht. Scheinbar war er tot.
    Aber wie war er gestorben?
    Dann entdeckte sie den dunklen Engel, der auf sie herabstarrte. In seinem Blick stand kalte Grausamkeit und Lara wusste, dass sie keine Gnade zu erwarten hatte.
    Die Faust des Höllenkriegers packte Lara und hob sie hoch, bis ihre Füße über dem Boden schwebten. Er zog sie zu sich heran und sein heißer Atem strich über ihr Gesicht. Lara zuckte zurück, aber es gab kein Entkommen.
    »Menschenkind, du allein trägst die Schuld am Tod meines Bruders. Dafür wirst du jetzt bezahlen und durch meine Hände sterben«, grollte die düstere Stimme des gefallenen Engels.
    Lara schlug ihm verzweifelt ins Gesicht, aber er verzog nicht einmal eine Miene.
    »Fahr zur Hölle, du Kreatur«, zischte sie ihn an.
    Er grinste.
    Bleckte die Lippen.
    Dann plötzlich schien er etwas in seinem Rücken bemerkt zu haben, denn er wirbelte herum.
    Vor ihm stand Damian. Unsicher auf den Füßen, aber die Spitze seines Schwertes zitterte nicht und war drohend auf Nakamesh gerichtet.
    Das Grinsen des dunklen Kriegers wurde noch breiter, als er sah, wer ihm da gegenüberstand. Achtlos ließ er Lara zu Boden fallen.
    »Du! «
    Ein einziges Wort.
    Lara erschauerte bei seinem Klang.
    Nakamesh stürzte nach vorn. Seine beiden Schwerter wirbelten auf Damian zu. Der versuchte auszuweichen, aber Lara erkannte, dass es ihm nicht gelingen würde. Sie schrie auf.
    Doch die Klingen erreichten Damian nicht, denn ein Speer aus reinem Licht hielt die Waffen auf, warf sie zurück. Nakamesh taumelte überrascht zwei Schritte zur Seite.
    In einer Säule aus grellem Licht war Gabriel erschienen.
    Nakamesh starrte ihn an, dann verzog er die Lippen.
    »Mein Ruhm wird in die dunklen Hallen der Hölle geschrieben werden, wenn ich dich töte«, knurrte er.
    Gabriel wandte den Kopf zu Lara, ohne den dunklen Engel aus den Augen zu lassen.
    »Geh, mein Kind. Erfülle dein Schicksal.«
    Lara rappelte sich auf. Verzweiflung beherrschte ihr Antlitz.
    »Ich …«, setzte sie an.
    »Dir bleibt nicht mehr viel Zeit oder wir alle werden sterben«, sagte der Führer der Engel.
    Lara sah etwas in seinen Augen, das ihr Kraft gab.
    Zuversicht.
    Sie wirbelte herum und rannte los.

51. – Mitternacht am 6 666. Tag
    Lara war bis kurz vor das Berliner Wahrzeichen gekommen, als die Luft vor dem Brandenburger Tor wild zu flimmern begann. Plötzlich wirkte es, als sähe man die Umgebung durch fließendes Wasser.
    Satan erschien in dieser Welt.
    Alles um ihn herum flirrte, als seine Gestalt sich im mittleren und größten der fünf Torbögen kristallisierte. Er war in menschlicher Gestalt gekommen, sah aus wie ihr Vater, so wie sie ihn von Fotos und aus dem Traum kannte, als sie am Strand entlanggegangen waren. Er trug einen einfachen schwarzen Anzug mit für das Wetter unpassenden glänzenden Halbschuhen aus Leder.
    Ihr Vater hatte keine Krawatte umgebunden, das blütenweiße Hemd stand am Hals offen. Er wirkte wie ein Mann, der gerade aus der nicht weit entfernten Oper gekommen war, als er lässig seine Hände in die Hosentaschen schob und auf sie zukam.
    Plötzlich wurde Lara bewusst, dass sich nichts mehr in ihrer Umgebung bewegte. Die wenigen Fahrzeuge auf dem Platz des 18. März fuhren nicht mehr weiter. Lara drehte sich um. Alle Kämpfe waren erstarrt. Mitten in der Bewegung. Schwerter, die nun in der Luft verharrten und nicht mehr herabstießen. Krallen wie versteinert in der Luft schwebend. Aufgerissene Münder der Dämonen, aus denen kein Laut drang. Gabriel, der mit seinem Speer versuchte, die zustoßende gebogene Klinge des dunklen Engels abzuwehren. Beide Waffen starr, wie in die Luft gemeißelt.
    Sie sah Damian, der ungeachtet der Gefahr unmittelbar vor ihm seinen Kopf in ihre Richtung wandte. Er wankte nicht mehr, auch all seine Bewegungen waren eingefroren. Und dann entdeckte Lara das Unglaubliche. Selbst die Natur hatte innegehalten. Nichts bewegte sich mehr. Keine Schneeflocke fiel zu Boden. Als sie die Hand ausstreckte, konnte sie einzelne Flocken aus der Luft greifen, die auf ihrer Haut zerschmolzen.
    Satan hatte die Zeit angehalten.
    Lara wurde bewusst, wie mächtig der Herrscher der Hölle war. Dagegen war sie machtlos. Wie hatte sie nur glauben können, ihm zu widerstehen? Doch obwohl sie schwarze Gedanken überfluteten,
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