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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels
Autoren: Rainer Wekwerth
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Prolog
    Das Land war weit, schien kein Ende zu nehmen. Hin blauer Himmel erstreckte sich über eine bis zum Horizont reichende Wiese, auf der das Sonnenlicht tanzte. Zwei Männer saßen sich gegenüber, die Augen geschlossen, und beteten. Es war Damian, der als erster die Lider öffnete. Ruhig betrachtete er Michael, den Engel vor allen Engeln. Das goldene Haar wiegte sich im leichten Wind, umspielte sein anmutiges Antlitz von grenzenloser Schönheit. Die schmalen Hände im Schoß gefaltet, wirkte er vollkommen.
    »Du siehst mich an, Bruder?«, fragte Michael, ohne die Augen zu öffnen.
    »Ja, ich bewundere deine Ruhe und Gelassenheit.«
    »Sollte es anders sein?«
    »In der Hölle findet ein Kampf unvorstellbaren Ausmaßes statt. Dämonen gegen gefallene Engel. Ich habe dir davon berichtet. Und in der Welt der Menschen wird sich das Schicksal aller Dimensionen erfüllen. Engel, Dämonen, Menschen, alles strebt darauf zu, ineinander zu verschmelzen, die Hölle wird untergehen. Was dann geschieht, weißt du?«
    »Die Zeit wird aufhören zu existieren und mit ihr alles Leben.«
    »Und dennoch bist du ruhig und zuversichtlich?«
    »Ja, denn es liegt nicht in meiner oder deiner Hand, daran etwas zu ändern. Dies ist Satans Kampf, vielleicht wurde er in die Hölle gestürzt, um ihn zu kämpfen.«
    »Ich kann nicht glauben, dass wir nichts an unserem Schicksal und dem Schicksal der Menschen ändern können.«
    »Wir dienen und schützen sie. Schweigend und still. So war es schon immer. So wird es auch in Zukunft sein.«
    »Aber …«
    »Schweig!« Michael sprach leise, aber das Wort durchdrang Damian wie eine glühende Waffe. Der Engel schlug die Lider auf. Atemberaubend blaue Augen blickten Damian ruhig an, sahen bis auf den Grund seiner Seele.
    »Gabriel hat dir vertraut, also vertraue ich dir. Vergiss nicht, dass dir ein Geschenk gemacht wurde, als man dich in den Himmel zurückkehren ließ.«
    Michaels ausgestreckte Hand berührte das Gras. Das saftige Grün wurde immer heller, schien durchsichtig zu sein und wurde schließlich zu Wasser. Eine weitere Bewegung und ein sanft plätschernder Bach durchzog die Wiese, kühlte die Hand des Engels.
    »Du bist in die Gemeinschaft deiner Brüder wiederaufgenommen worden, aus der du verstoßen warst. Du hast Satan gedient, aber dir wurde verziehen. Deine Aufgabe ist jetzt hier, unter uns. Lerne von den Brüdern, finde zu dir selbst und diene IHM in vollkommener Hingabe.«
    »Das will ich tun, Michael, aber ich kann nicht. Nicht jetzt. Das Mädchen … Lara ist in Gefahr, ich muss zu ihr.«
    Michael sah ihn ernst an. »Du kannst nicht gehen. Der Preis dafür wäre unermesslich hoch.«
    Damian ballte seine Hände zu Fäusten. Als er sie wieder öffnete, tanzten Flammen darin. Er legte die Handflächen auf die grüne Wiese und das Gras darunter verbrannte zu Asche.
    »Dann hast du dich entschieden«, fragte Michael traurig.
    »Ich kann nicht anders. Ich muss zu ihr.«
    »Du liebst sie.«
    »Von ganzem Herzen.«
    »Es ist uns verboten, einen Menschen über den anderen Menschen zu stellen.«
    »Sie ist ein besonderer Mensch.«
    »Wann wirst du gehen?«, fragte Michael. Er erhob sich anmutig und betrachtete die Ascheflecken in diesem Reich der Harmonie. Das verbrannte Gras machte ihm deutlich, wie es in Damians Seele aussah. Auch Damian verbrannte innerlich, aber die grauen Augen leuchteten, wenn er von diesem Mädchen sprach.
    »Bald«, antwortete Damian.
    »Dann nimm meinen Segen mit dir. Wir werden uns nicht wiedersehen.«
    »Das werden wir leider nicht, Bruder, aber ich danke dir für deine Güte.«
    »Danke nicht mir, danke IHM.«
    »Das werde ich. Mit meinem Tun.«
    »So geh nun.«
    Damian wandte sich ab, drehte sich dann aber noch einmal um. »Wie viel Zeit bleibt mir in der Welt der Menschen?«
    »Wenige Tage.«
    »Und dann?«, fragte Damian, obwohl er die Antwort kannte.
    »Wirst du im Licht vergehen.«

1.
    »Meine Güte, ist das kalt.« Jasmin Albrich stampfte fest mit den Füßen auf den Boden, um die Kälte daraus zu vertreiben. Ihre nackten Hände hatte sie unter die Arme geklemmt, die in einer viel zu dünnen Jacke steckten. Lara Winter warf einen Blick auf die hellbraunen Wildlederstiefel, die Jasmin trug. Schick! Sicherlich! Aber vollkommen ungeeignet für diese Kälte. Zehn Grad unter null und Jasmin lief herum, als würde morgen der Sommer beginnen.
    Lara schaute in das hübsche, etwas zu stark geschminkte Gesicht ihrer langjährigen Schulfreundin.
    Nicht einmal
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