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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels
Autoren: Rainer Wekwerth
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irgendetwas, das ich wissen sollte?«, fragte sie.
    »Wie meinst du das?«
    Lara wappnete sich innerlich und versuchte, unbeteiligt zu klingen. »Irgendeine Tussi, die Anspruch auf dich erhebt, plötzlich vor mir auftaucht und mir eine Szene macht, nur weil wir uns mal getroffen haben. Ich stehe vor dem Abi und kann so einen Stress jetzt nicht gebrauchen.«
    »Nein, nichts dergleichen. Ich bin solo, absolut single. «
    »Okay.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Komm mir nicht mit Kino. Ich setze mich nicht mit dir in einen dunklen Raum, das würde dich nur auf dumme Gedanken bringen.«
    »Wahrscheinlich«, grinste Ben.
    Lara schmolz dahin. Niemand konnte so entwaffnend wie Ben sein. Mit seiner Antwort hatte er ihr jeglichen Wind aus den Segeln genommen. Sie stieß ihm gespielt böse in die Seite.
    »Ich meine es ernst.«
    »Hab schon verstanden. Was möchtest du gern machen?«
    »Schlittschuh laufen. Der Rottenbacher See ist komplett zugefroren und auch schon freigegeben, hab ich gesehen.«
    »Ähm …«
    »Willst du es dir vielleicht noch einmal überlegen?«
    »Das nicht, aber ich bin seit Jahren nicht mehr auf Kufen herumgeflitzt.«
    »Hast du nicht früher mal Eishockey gespielt?«
    »Da war ich elf und auch nur für ein Jahr, dann habe ich mich entschieden, dass mir meine Zähne zu kostbar sind, und mich abgemeldet. Seitdem stand ich nicht mehr auf Schlittschuhen.«
    »So etwas verlernt man nicht.«
    »Sagst du.«
    »Sage ich. Na, was ist jetzt? Ja oder nein?«
    Ben stöhnte auf und verdrehte die Augen. »Natürlich Ja, eine zweite Chance wirst du mir nicht geben.«
    »Richtig erkannt.«
    »Wann soll der große Sportevent steigen?«
    »Heute Nachmittag. So um drei Uhr. Da ist das Licht noch gut und wir haben Zeit, bis es dunkel wird.«
    »Das ganze Dorf wird um diese Uhrzeit dort sein.«
    »Und?«
    »Ich meine nur.« Er kratzte sich nachdenklich am Ohr. »Du sagst doch nichts zu Jasmin oder Simone, oder?«
    »Warum auf einmal so schüchtern?«
    »Ich habe keine Lust, dass die mich auslachen. Jasmin kann mich eh nicht ausstehen.«
    »Simone mag dich auch nicht mehr als sie.«
    »Okay, für dich tue ich alles.«
    »Du bist mein Held.«
    Ben zuckte zurück. »Du verarschst mich«, sagte er gequält.
    »Woran hast du das bloß gemerkt?« Ein Lächeln, dann war Lara im Schulhaus verschwunden.

4.
    Ben war der geborene Schlittschuhläufer. Leicht, elegant und scheinbar mühelos glitt er über das Eis, so als schwebe er darüber. Er hatte recht gehabt, das halbe Dorf war auf dem See und alle sahen Ben bewundernd zu, wenn er bei vollem Tempo eine perfekte Drehung hinlegte.
    Dagegen sehe ich wie ein bekiffter Pinguin aus, der übers Eis watschelt, ärgerte sich Lara. Vor allem weil es ihr Vorschlag gewesen war, hierher zu kommen.
    Ja, glotzt ihn nur alle an.
    Auf dem Eis waren mehrere Mädchen in ihrem Alter, die sie aus der Schule kannte und die jedes Mal kicherten, wenn Ben an ihnen vorbeiflog.
    Er könnte jede haben, dachte Lara. Und verdammt, warum auch nicht, sie sind ja alles andere als hässlich. Nein, zwei von ihnen sehen sogar richtig klasse aus, mit ihren engen Jeans, den teuren Schlittschuhen und den noch teureren schicken Winterjacken. Dazu jede Menge schwarzer Kajal und French Nails, die an Krallen erinnern. Darauf muss ein Junge wie Ben doch einfach abfahren.
    Aber der beachtete die Mädchen nicht einmal, wie Lara zufrieden feststellte.
    Es war ein schöner Tag. Die dichten Wolken hatten sich verzogen und die Sonne strahlte am kalten Himmel, ließ den Schnee wie von Diamanten bestäubt funkeln. Es war ein herrlicher Moment, wie geschaffen zum Schlittschuhlaufen.
    Wenn man es kann, dachte Lara und fuhr vorsichtig los. Okay, sie war nicht unbedingt so elegant wie Ben, aber sie stellte sich auch nicht blöd an und mit jeder Sekunde gewann sie an Sicherheit. Ben tauchte neben ihr auf, hakte sich bei ihr unter. Sein Atem trieb weiße Wolken in die Luft.
    »Geht gar nicht so schlecht«, sagte er gut gelaunt.
    »Wunderbar, Ben. Einfach wunderbar.« Der Sarkasmus in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Was ist jetzt wieder los?« Ben schien leicht genervt. »Du wolltest hierher, wegen mir hätten wir auch etwas anderes unternehmen können und jetzt hast du schlechte Laune.«
    Lara senkte beschämt den Kopf. Er hatte ja recht. Es war nicht seine Schuld, dass er ein Klassesportler war.
    »Tut mir leid, war nicht so gemeint. Mich regen nur die Tussis auf, die dir die ganze Zeit hinterherstarren.«
    »Oh«, lachte Ben.
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