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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels
Autoren: Rainer Wekwerth
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beiden Schulstunden hatte sie sich fast automatisch mehrfach nach ihm umgedreht. Jedes Mal hatte er den Blick von seinem Schreibblock gehoben und sie freundlich angelächelt, aber Lara hatte sich sofort wieder nach vorne gewandt, ohne ein Wort zu sagen. Jetzt war große Pause und der fremde Junge kam genau auf sie zu.
    »Warum kommt der her?«, flüsterte sie.
    Jasmin sah sie überrascht an. »Er ist neu hier an der Schule. Irgendwann muss er ja seine Klasse kennenlernen.«
    »Da drüben stehen jede Menge Mitschüler.«
    Jasmin lächelte und wollte noch etwas sagen, aber da war der Junge schon heran. Gelassen blieb er vor ihnen stehen. Das schmale Gesicht war bleich von der Kälte, aber auf seinen Lippen lag ein Lächeln, als er die Hand zum Gruß hob und Hi sagte.
    Jasmin sagte ebenfalls Hi, Lara begnügte sich mit einer gemurmelten Begrüßung.
    »Ich bin Damian«, sagte er und reichte Jasmin die Hand, die mit offenem Mund den Jungen anstarrte. Lara stand daneben und konnte kaum glauben, wie peinlich sich ihre Freundin benahm. Was glotzte sie ihn so an und sprach dabei kein Wort? So gut sah er nun auch wieder nicht aus, und selbst wenn, zeigte man das nicht so deutlich.
    »Du kannst ihn wieder loslassen«, neckte Lara sie, um den peinlichen Moment zu überspielen.
    »Oh«, machte Jasmin und schüttelte leicht den Kopf, so als wäre sie gerade aus einem Traum aufgewacht. »Ich dachte gerade …«
    »Was dachtest du?«
    Jasmin wirkte verwirrt. »Sag ich dir nachher. Ich muss zurück in meine Klasse.« Kaum gesagt kehrte sie ihnen den Rücken zu, blieb dann aber doch stehen und schaute den Jungen noch einmal an. »Es … hat mich gefreut, dich kennenzulernen. Mein Name ist Jasmin. Vielleicht können wir uns später noch unterhalten. Jetzt muss ich los. Wir schreiben gleich einen Mathetest.«
    Das war eine Lüge, wie Lara wusste. Wenn Jasmin einen Test schreiben würde, hätte sie ihr das erzählt. Außerdem war ihre Freundin nicht gerade der pünktliche Typ, Mathetest hin oder her. Jasmin kam immer zu spät. Das war schon so etwas wie eine Tradition. Was war bloß los mit ihr?
    Als sie selbst Damian in die Augen blickte, fand sie die Antwort auch nicht. Graue Augen. Okay, schöne graue Augen. Und sonst. Regte sich etwas in ihr beim Anblick dieser Augen? Nein! Warum machte Jasmin dann so ein Theater? Die Sache war mehr als peinlich.
    Lara wandte sich an den Jungen, der ruhig ihren Blick erwiderte.
    »Ich glaube, ich muss mich für meine Freundin entschuldigen. Normalerweise ist sie nicht so. Vielleicht liegt ihr der Mathetest im Magen.«
    »Schon gut, ich finde sie nett.«
    »Wolltest du etwas Bestimmtes?«, fragte Lara.
    »Nein, ich sah dich herumstehen und dachte, ich komme mal rüber. Einfach so.«
    »Oh, das ist … nett. Es ist ganz schön kalt, oder?« Lara schlang die Arme enger um den Oberkörper und trat von einem Fuß auf den anderen.
    Er sagte nichts. Sah sie nur an. Mit seinen schönen grauen Augen.
    Ein Gong erklang und verkündete das Ende der Pause.
    »Okay, wir müssen wohl wieder hoch«, sagte Damian.
    Er wollte sich gerade abwenden, als Lara einen Schritt auf ihn zumachte.
    »Wir können zusammen gehen, wir haben ja eh denselben Weg«, sagte sie und lächelte ihn an.
    Er erwiderte ihr Lächeln.
    Und plötzlich war ihr nicht mehr kalt.

7.
    Im Eingang der Schule stand Ben und sah ihr ernst entgegen. Er trug eine dicke braune Lederjacke im Pilotenstil, die wahrscheinlich ein Vermögen gekostet hatte, Timberland-Schuhe und eine Jeans von G-Star.
    Das lebende männliche Topmodel, dachte Lara und seufzte. Wie soll man sich in diesen Typen nicht verlieben?
    »Ich gehe dann schon mal vor«, sagte Damian und zwängte sich an dem anderen Jungen vorbei.
    »Okay, wir sehen uns ja gleich«, meinte Lara, war aber in Gedanken schon bei Ben. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, als sie langsam auf ihn zuging. Seine Augen verfolgten jeden ihrer Schritte. Kein Lächeln. Nichts.
    »Hi«, sagte Lara.
    Ben begrüßte sie nicht, sondern sagte stattdessen: »Wer ist der Typ?«
    »Ein neuer Schüler. Ist sein erster Tag hier.«
    Ben blickte über ihre Schulter zu Damian hinüber, der gerade durch die Tür verschwand. »Und was wollte er von dir?«
    »Nichts. Einfach nur reden. Bist du etwas eifersüchtig«, neckte sie ihn und hoffte, dass es genau so war.
    »Nein«, versicherte Ben hastig. »Ich war nur neugierig.«
    Schade, dachte Lara. Ihre gute Laune verflog.
    »Sehen wir uns nach der Schule?«, fragte Ben.
    »Weiß nicht,
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