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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels
Autoren: Rainer Wekwerth
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verspürte sie einen unerwarteten Antrieb, es wenigstens zu versuchen. Irgendwo in ihr trieb sie eine Kraft an weiterzumachen.
    Sie würde so oder so sterben, wenn nicht noch Schlimmeres mit ihr geschah, was hatte sie zu verlieren?
    Satan kam gemächlich auf sie zu. Es war ein fantastischer Anblick, wie er die erstarrte Welt durchquerte. Schneeflocken fielen nicht auf ihn, sondern wurden von seinem Körper verdrängt.
    Schließlich stand er vor ihr.
    Und er sah aus wie ein Vater.
    Wie ihr Vater.
    Sein Lächeln wirkte echt. In seinen Augen stand Liebe. Zögernd streckte er eine Hand aus und streichelte Lara sanft über die Wange.
    »Du bist gekommen«, sagte er. Lara hörte Stolz und Zufriedenheit in seiner Stimme. »Zu mir.«
    »Ja, Vater.« Sie schluckte. »Was wird nun geschehen?«
    Er blinzelte ihr zu.
    »Oh, es ist ganz einfach. Wir gehen jetzt nach Hause. An den Ort, an den du gehörst.«
    »Nein.« Sie sagte es in vollkommener Ausgeglichenheit, ohne zu wissen, woher sie die Kraft und den Mut nahm.
    »Nein?«, wiederholte Satan überrascht. »Aber deshalb bist du doch hier.«
    »Ich bin gekommen, weil ich keine andere Wahl hatte. Wenn ich mein Leben zurückmöchte, muss ich mich dir stellen. Also sag mir, was du zu sagen hast, oder tu, was du glaubst, tun zu müssen, aber danach lass mich in Ruhe.«
    »Ich bin dein Vater«, sagte der dunkle Fürst, als würde das alles erklären.
    »Das bist du nicht, warst du nie. Nicht einen einzigen Tag in meinem Leben. Ich brauche dich nicht. Niemals.«
    Satan sah sie ernst an. »Du wurdest nicht geboren, um ein Mensch zu sein.«
    »Aber das bin ich«, entfuhr es Lara heftig. »Siehst du das denn nicht? Ich bin ein ganz normales Mädchen, das nichts anderes will als andere Menschen auch, ein ruhiges Leben und ein wenig Glück. Ich will lieben, nicht hassen. Leben schenken, nicht nehmen. Du hast vor langer Zeit den falschen Weg gewählt und nun verlangst du von mir das Gleiche.«
    »Ich bin, was ich bin, und ich denke nicht, dass du in deiner irdischen Winzigkeit beurteilen kannst, was damals geschah.«
    Lara hörte den Zorn in seiner Stimme und erkannte, dass sie dabei war, alles falsch zu machen. Ein wütender Höllenfürst war das Letzte, was sie im Augenblick gebrauchen konnte.
    Sie drehte sich und deutete auf Damian. »Ich liebe ihn, von ganzem Herzen. Wenn in dir irgendein Gefühl für mich ist, dann lass mich diese Liebe leben.«
    Satans Blick fiel auf Damian. Sein Gesicht blieb ausdruckslos. Seine Worte waren es nicht. »Er stirbt, und das ist gut so. Damian hat mich verraten, mein Vertrauen missbraucht und sich gegen mich gestellt. Wenn er nicht schon fast tot wäre, würde ich ihn persönlich vernichten.«
    »Er hat alles nur aus Liebe zu mir getan.«
    Satan sah sie verächtlich an. »Denkst du wirklich, das interessiert mich?« Er streckte den Arm in Richtung Brandenburger Tor aus. »Dort, hinter diesem Portal tobt eine Schlacht, deren Ausmaß du dir nicht einmal annähernd vorstellen kannst. Unzählige Dämonen überfluten mein Reich und ihr Ziel ist es, in diese Welt einzudringen. Wenn dieses letzte Tor fällt, werden sie das Land überschwemmen, Schmerz und Qual werden ihnen folgen. Das Licht der Sonne wird erlöschen, in Blut ertrinken. Die Menschen werden zu Millionen unter der Sense fallen, gemäht wie frisches Gras. Ihre Schreie und Hilferufe werden den Himmel zum Einsturz bringen und dann herrschen Chaos, Tod und Verderben für alle Zeiten.« Er blickte Lara fast schon belustigt an. »Und du glaubst, eure kleine Romanze interessiert mich?«
    »Ich habe verstanden, du brauchst meine Hilfe, um all das zu verhindern.«
    »Im Augenblick stehen Hunderttausende dunkler Engel einer Masse von Dämonen gegenüber, die von Horizont zu Horizont reicht. Sie halten die letzte Festung. Solange diese Mauern stehen, fällt das Tor nicht, aber wir werden nicht für alle Ewigkeit standhalten können. Es sind einfach zu viele.«
    »Was kann ich tun?«, fragte Lara.
    »Komm mit mir, meine Tochter. Folge mir in die Hölle und wir werden uns gemeinsam den Horden entgegenstellen. Wenn wir unsere Macht vereinen, können wir sie bezwingen.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Damian?«
    »Kannst du etwas für ihn tun?«
    »Nein.« Satan schüttelte den Kopf. »Er stirbt. Der Schöpfer aller Dinge hat es so eingerichtet, dass weder Engel noch die Krieger der Dunkelheit lange in dieser Welt verweilen können, ohne Schaden zu nehmen. Wende dich mit deinem Wehklagen an ihn.«
    »Weißt du,
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