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Die Werwolf-Elite

Die Werwolf-Elite

Titel: Die Werwolf-Elite
Autoren: Jason Dark
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indem ich den Arm von oben nach unten bewegte und dann im rechten Winkel abknickte.
    Hoffentlich verstand er die Geste.
    Britten war kein Dummkopf. Ohne die Tür aus den Augen zu lassen, kam er zum Fenster und öffnete es.
    »Wer sind Sie?« zischte er.
    Ich zeigte ihm meinen Sonderausweis.
    Er las ihn, nickte und gab ihn mir zurück. »Sie wollen die Bestie erledigen?«
    »Ja.«
    »Ich hoffe, Sie machen Ihrem Spitznamen Geisterjäger alle Ehre«, flüsterte er scharf.
    »Mal sehen. Aber warum haben Sie das Büro nicht durch das Fenster verlassen?« fragte ich.
    »Der Kapitän verläßt sein Schiff niemals«, antwortete er. »Ich bleibe auch jetzt.«
    Es war sein freier Wille. Der General half mir, durch das Viereck zu steigen. »Es ist gut, daß Sie diesen Weg genommen haben, damit wird die Bestie nicht rechnen.«
    Möglichst leise sprang ich auf und grinste. »Manchmal haben auch Zivilisten gute Ideen.«
    Er brummte etwas, das ich nicht verstand. Dann fiel mein Blick auf das Blut am Boden.
    Der General hatte dies bemerkt und nickte. »Mein Fahrer hat den Kampf nicht gewinnen können.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Draußen.« Britten räusperte sich und senkte den Blick.
    »Wahrscheinlich tot, der Mann.«
    Ich war schon an der Tür und legte mein Ohr gegen das Holz. »Es hat keinen Zweck«, sagte Britten. »Sie werden kaum etwas hören können. Wir haben schalldicht und schußsicher gebaut.«
    Ich drehte mich halb um und streckte dabei meinen Arm aus. »Bleiben Sie jetzt zurück«, sagte ich. Dann schloß ich vorsichtig und so leise wie möglich die Tür auf.
    »Knarrt sie?« fragte ich leise.
    »Nein.«
    Okay, ich versuchte es. Die Klinke glitt nach unten. Britten stand am Fenster und beobachtete mich scharf. Er sah, daß ich die Tür spaltbreit geöffnet hatte und jetzt in den Gang peilen konnte. Der Blickwinkel war schlecht, ich schaute nur gegen die nackte Betonwand. Deshalb mußte ich die Tür weiter öffnen, was ich auch tat.
    Luftholen, ein Sprung, ich stand draußen. Nach rechts und links flog mein Blick.
    Zuerst sah ich den Fahrer. Er lag auf dem Boden. Die Blutlache vergrößerte sich noch. Der verdammte Werwolf hatte schrecklich gewütet, und in meinem Magen zog sich etwas zusammen, während ein kalter Schauer über mein Rückgrat lief. Dann sah ich die Bestie.
    Sie stand am Ende des Ganges, wo die letzte Lampe brannte. Dahinter schimmerte eine Glastür.
    Längst hielt ich die Beretta in der Hand. Die Entfernung war zwar nicht optimal, aber ich wollte versuchen, es mit einem Schuß zu schaffen.
    Feuer!
    Als hätte der Werwolf es gerochen, so warf er sich plötzlich zur Seite und gleichzeitig nach hinten.
    Er fiel gegen die Tür, drückte sie auf, und meine Kugel hieb dicht über ihm in das Glas.
    Im nächsten Augenblick schwappte die Tür wieder zu und verschloß die Lücke. Pech gehabt.
    Ich knirschte mit den Zähnen, denn nun begann die Jagd nach der reißenden Bestie…
    ***
    Wo die Hudson Bay wie eine breite Zunge in den kanadischen Kontinent hineinstößt, gab es Sümpfe, Flüsse, Wälder, Seen und die große Einsamkeit. Menschen waren rar in diesem Landstrich, in dem es kaum Orte gab und noch weniger Industrie. Und wenn, dann waren es Holzfabriken, die sich in Küstennähe angesiedelt hatten, wo die Flüsse mündeten, denn sie waren immer noch der billigste Transportweg für die Baumstämme aus den unendlich erscheinenden Wäldern des kanadischen Kontinents. Die Menschen hier waren von einem besonderen Schlag. Ziemlich schweigsam, hart, rauh, aber verläßlich.
    Denn sie wurden noch von dem erfüllt, was man mit Pioniergeist umschrieb. Das andere Kanada, Städte wie Montreal, Quebec oder Edmonton, interessierte sie nicht. In der Weite der Provinz Ontario verlief das Leben eben nach eigenen Regeln. Nur wenige Orte waren von den Topographen erfaßt und auf Karten eingezeichnet worden. Die Arbeiter hier lebten meist allein in den Holzhäusern, denn ihre Familien wohnten in den größeren Städten.
    Im Winter zogen sie dann zu Frau und Kindern. Wenn die Flüsse und manchmal sogar die Hudson Bay zufroren, war es vorbei mit dem Holztransport, dann lag das gesamte Land an der Bay unter dem weißen Schneemantel des Schweigens. Im Herbst jedoch wurde noch gearbeitet. Hochkonjunktur. Man wollte vor dem Winter einiges schaffen, und die Besitzer der Holzfabriken nahmen Aufträge über Aufträge an, so daß manche Arbeiter vierundzwanzig Stunden hintereinander schufteten, bevor sie todmüde in ihre Betten
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