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Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Titel: Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
Autoren: Glenda Larke
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    Eine Windbö kam auf und verwehte die leise gesprochenen Worte, aber erst, als er sie bereits gehört hatte. Ligea Gayed mochte zwar nicht sehen, wie der Mann hinter ihr die Augen verdrehte, doch sie spürte seine Verärgerung. » Es ist wahr«, wiederholte sie, ohne sich umzudrehen. » Ich war die schlechteste Mutter der Welt.«
    Sie stand auf einem der beiden Türme, die den Fluss bewachten, und blickte flussaufwärts zu den Mauern, Türmen und Säulen von Tyr, die in der Morgensonne leuchteten. Viele bezeichneten Tyr als schönste Stadt der Welt. Rechterhand von ihr, ein Stück den Fluss entlang, befanden sich auch das terrassenförmig angelegte Theater der Wüstenperiode und die Senatorenzeile mit der Villa, in der sie von einem tyranischen General großgezogen worden war. Allerdings konnte man in ganz Tyrans nichts– keine Statue, keine Gedenktafel und kein Grabmal– mehr finden, das an ihn erinnerte. Vielleicht war es eine armselige Rache, aber sie würde sich jederzeit wieder so entscheiden.
    Der Wind griff nach den Zipfeln ihrer Anoudainschürze, riss sie hoch und schlug sie ihr vors Gesicht. Ungeduldig zog sie sie weg; in diesem Moment bedauerte sie, es für angemessen gehalten zu haben, das Anoudain des kardischen Volkes mit dem geschlitzten Überkleid und der weiten Hose zu tragen. Sie hatte sich dafür entschieden, weil sie an diesem Tag den Erben des Illusionisten verabschiedete, der sich nach Kardiastan aufmachte, um seinen Platz an der Seite seines Vaters einzunehmen.
    Arrant, ihr Sohn.
    Hinter ihr konnte General Gevenan seinen beißenden Spott nicht länger zurückhalten. » Bist du sturzbesoffen? Du ziehst einen so prachtvollen Jungen wie Arrant Temellin groß und behauptest, es wäre sleczmäßig gewesen? Er ist der lebende Beweis für eine gute Erziehung, du mondverrücktes Weib.«
    Sie schwieg. Es war sinnlos, all die vielen Situationen aufzuzählen, in denen sie im Hinblick auf Arrant versagt hatte, angefangen von dem Schaden, den sie ihm zugefügt hatte, als er noch in ihrem Bauch gewesen war und sie die Magormacht im Übermaß benutzt hatte. Es war wie Wasser, das durch ein Aquädukt floss. Unmöglich zurückzuholen.
    Aber Gevenan war noch nicht fertig. Er stellte sich jetzt neben sie und sagte: » Und ich will verflucht sein, wenn ich einen Grund dafür finde, warum wir hier ohne Mäntel in diesem verdammt kalten Seewind zittern, nur um jemandem zum Abschied zuzuwinken, von dem du dich doch heute Morgen schon verabschiedet hast.«
    » Quält jetzt schon eine kleine Brise deine Gelenke?«, fragte sie honigsüß. » Ich möchte sehen, wie das Schiff ausläuft.«
    » Sentimentales Papperlapapp! Und das von der Frau, die einmal eine Armee geführt und ihrem Vorgänger die Kehle durchgeschnitten hat?«
    Sie zuckte mit den Schultern. » Ich habe mir das Recht auf ein bisschen Sentimentalität verdient. Oh, da sind sie, siehst du?« Vier Biremen glitten in der Mitte des Flusses mit kräftigen Ruderschlägen im Ebbstrom dahin. Ligea schickte ihren Sohn stilvoll und komfortabel mit einer Eskorte der tyranischen Marine zu seinem Vater. Nicht so, wie sie damals an Bord eines mit Marmor beladenen Küstenschiffs zum ersten Mal nach Kardiastan gereist war.
    Es war so lange her. Und sie hatte so wenig gewusst. » Er ist erst dreizehn«, murmelte sie.
    » Und für sein Alter erwachsen. Einer der talentiertesten Reiter, die ich jemals gesehen habe. Gut im Umgang mit dem Schwert; was das angeht, hatte er immerhin guten Unterricht«, fügte er selbstgefällig hinzu. Er war selbst daran beteiligt gewesen. » Klar, er hat eine harte Lektion erhalten, was passiert, wenn man zu vertrauensvoll ist, aber dafür wird er Menschen jetzt besser beurteilen können. Er ist vielleicht ein bisschen, ähm, zu belesen für meinen Geschmack, aber darüber wird er schon noch hinwegkommen. Er hat die Verantwortung für Brands Tod übernommen und sich seinem Fehler wie ein Mann gestellt. Du hast da einen guten Jungen auf dem Schiff, wirklich.«
    » Ich weiß. Aber er hat keine zuverlässige und vorhersehbare Kontrolle über seine Macht, und das ist es, was in Kardiastan zählen wird. Er kann gefährlich sein, Gev. Die Menschen dort werden das nicht mögen. Und wir wissen beide, was seine Magorfähigkeit bewirken kann, wenn sie außer Kontrolle gerät.«
    » Glaubst du, das könnte ich je vergessen?« Er unterdrückte einen Schauder bei der Erinnerung an das Gemetzel vor dem Nordtor an dem Tag, als Arrants Macht sowohl
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