Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

habe, ist es einfach nicht möglich, auf alle Briefe zu antworten, die wir von wütenden Personen bekommen .«
    » Wie lange, Markvart? « Sie spürte den Zorn in sich brodeln.
    » Das ist nicht entscheidend, Caroline. Einige Monate. Vielleicht ein halbes Jahr .«
    » Ein halbes Jahr! Und wenn Bojesen nicht Wind von der Sache bekommen hätte, hätten wir keinen Finger krumm gemacht. Habe ich damit recht? «
    Markvart seufzte.
    » Das hätten wir wohl nicht, nein. Die Briefe wirkten doch so, als seien sie von einem paranoiden Querulanten mit einem Groll auf die Ölindustrie geschrieben worden. Aber das ist jetzt ganz egal; jetzt gilt es, nach vorn zu schauen und das zu tun, was dem Unternehmen am besten dient .«
    » Was dem Unternehmen dient! Markvart! Zwei Menschen sind tot, mehrere Mädchen wurden vergewaltigt, und Millionen von Kronen sind in die falschen Taschen geflossen. Wegen uns! Und da wollt ihr einfach den Deckel drauflegen. Was, zum Teufel, ist unsere Politik wert, da wir darauf scheißen, wenn es darauf ankommt? «
    Caroline konnte hören, wie ihre Stimme schriller wurde.
    » Ruhig jetzt, Caroline. Es dreht sich nicht darum, auf etwas zu scheißen, wie du es ausdrückst. Es dreht sich darum, das zu tun, was im Interesse des Unternehmens ist. Wenn wir diese Geschichte veröffentlichen, wird es ein öffentliches Gezeter darüber geben, dass wir mit einer korrupten Verwaltung zusammengearbeitet haben. Das kann damit enden, dass wir gezwungen werden, uns aus Kenia zurückzuziehen, und dafür haben wir ganz einfach zu viel investiert, um das zulassen zu können. Allein als Signaturbonus haben wir vier Millionen Dollar bezahlt .«
    » Sechs « , berichtigte Caroline wütend.
    » Vier, laut dem Bericht von Publish What You Pay. Aber das ist jetzt auch egal; es ist immer noch viel zu viel Geld, als dass wir etwas riskieren können « , sagte Markvart.
    » Es waren also sechs. « Caroline dachte an Charles Kariuki; sie wusste, sie erinnerte sich richtig; das war es, was er gesagt hatte. » Ich habe mit demjenigen gesprochen, der die Verantwortung für die Verhandlungen hat, und er weiß noch, was sie bekommen haben an Bez… «
    » Du hast dich offensichtlich verhört « , unterbrach Steenberg.
    » Nein, das habe ich nicht. « Kampfbereit wandte sie sich Steenberg zu.
    Er war zwar Direktor, aber er sollte nicht hier sitzen und sie der Lüge bezichtigen.
    » Wenn ich sage, du hast dich verhört, dann hast du dich verhört. « Steenbergs Stimme wurde jetzt scharf. » Und ich möchte dich auf das Eindringlichste auffordern, diesen Betrag gegenüber niemandem außerhalb dieses Raumes zu erwähnen .«
    » Aber Charles Kariuki hat gesagt… «
    Caroline unterbrach sich selbst. Sie starrte Steenberg an. Er schaute sie durch zusammengekniffene Augen an.
    Da verstand sie.
    So konnte sich Charles Kariuki eine Patek Philippe und einen BMW X 5 er leisten.
    Dana Oil hatte sechs Millionen Dollar für die Bohrlizenz bezahlt, aber nur den Betrag von vier Millionen veröffentlicht. Das bedeutete zwei Millionen Dollar, von denen niemand wusste, dass Charles Kariuki und seine korrupten Kompagnons in der kenianischen Verwaltung sie erhalten hatten, und die sie daher nutzen konnten, um ihr eigenes Dasein damit zu versüßen. Dana Oils Management hatte das gebilligt, hatte Korruption gebilligt.
    Sie starrten einander wie Kampfhähne an, die darauf warteten, dass der andere zuerst zum Angriff übergehen würde.
    » Ihr seid verdammte Schweine .«
    » Jetzt nimmst du den Umschlag. « Steenberg zeigte steif auf das Kuvert, das neben Caroline lag, ohne den Blick von ihr abzuwenden. » Und dann entscheidest du dich, ob du eine große Karriere machen oder ob du das Ganze wegen ein paar Prinzipien über Bord werfen willst. Wie gesagt, in dem Umschlag steckt ein Teamleitervertrag .«
    Er brauchte nicht mehr zu sagen, sie hatte verstanden.
    Das hier drehte sich nicht darum, dass sie die Beste für den Job war oder dass sie eine Beförderung verdient hatte. Wenn man mit einem Teamleitervertrag bei Dana Oil angestellt wurde, unterlag man der Schweigepflicht. Brach man diese Schweigepflicht, hatte das Unternehmen das Recht, einen gerichtlich zu verfolgen– ein Recht, von dem sie zweifellos Gebrauch machen würden.
    Die Luft bebte vor angestauter Wut, bevor Markvart auf die Tischplatte schlug und Caroline gekünstelt anlächelte.
    » Denk darüber nach, Caroline. Du hast den Rest des Tages Zeit, um dich zu entscheiden. Wir hoffen sehr, du wirst