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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
Autoren: Helle Vincentz
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Buchstaben nicht gesehen hatte. Besonders, wenn Gott sie hören könnte.
    Das erste Mal, als Sally die Hand hob, um zu sehen, was dort stand, hatte sie sie, ohne zu schauen, auf die Ecke zurückgelegt. Sie wollte sicher sein, dass Gott sie gehört hatte, also betete sie noch einmal. Dann hob sie wieder die Hand und, ohne Luft zu holen, schaute sie nach unten auf das Blatt.
    Aber Gott hatte sie nicht gehört. Oder es war ihm egal.
    Mit der schönen Schrift der Lehrerin geschrieben, stand dort ein B. Kein A, für das sie gebetet hatte, und auch kein A-, das vielleicht ausreichend gewesen wäre, um Onkel Julius davon zu überzeugen, sie auf die Sommerschule zu schicken. Nicht einmal ein B+, sondern ein B.
    Das hatte sie noch nie zuvor bekommen.
    Unter die Note hatte die Lehrerin noch geschrieben, dass Sally fast ein C bekommen hätte, aber weil die Lehrerin wusste, wie hart sie normalerweise arbeitete, hatte sie ein B gekriegt.
    Mit Tränen in den Augen hatte Sally auf den hässlichen Buchstaben geschaut, und sobald die Stunde um war, das Papier in Stücke gerissen und es in den großen Mülleimer neben der Tür geworfen.
    Als sie nach Hause gekommen war, hatte die Mutter gefragt, wie es mit der Prüfung gelaufen war. Erst hatte Sally gesagt, sie hätten die Noten noch nicht bekommen, aber dann hatte sie angefangen zu weinen, und die Mutter hatte gefragt, was nicht stimmte. Sally hatte es ihr erzählt. Die Mutter hatte sie lange angeschaut, dann aber mit den Schultern gezuckt.
    » Vielleicht ist das auch gut, Sally. Es würde für mich tatsächlich schwer sein, zu Hause alles allein zu schaffen, wenn du mehrere Wochen in der Stadt wärst .«
    Sally hatte sich die Augen getrocknet.
    » Ich hatte gedacht, dass du Onkel Julius fragen könntest, ob ich noch eine Chance bekommen kann. « Sie hatte geschnieft. » Wenn ich mich von jetzt an richtig anstrengen würde? «
    Aber die Mutter hatte den Kopf geschüttelt.
    » Nein, Sally, Onkel Julius hat gesagt, er würde nur bezahlen, wenn du in den Prüfungen nur ein A bekommst, und jetzt hast du ein B bekommen .«
    » Glaubst du trotzdem nicht, dass du versuchen kannst, Onkel Julius zu fragen, ob… «
    » Das nützt nichts, Sally. Im Übrigen ist das wohl für alle das Beste .«
    » Aber… «
    » Es bleibt so, wie es ist. Vielleicht nächstes Jahr– aber du solltest dich auf nichts versteifen .«
    Sally streckte zwei Finger aus, und Janice steckte die Zigarette dazwischen.
    » Hast du Geld? « , fragte Janice, als sie eine Weile schweigend dagesessen und geraucht hatten.
    Sally schüttelte den Kopf. Sie hatte das ganze Geld, das sie von der Öldame mit den glatten Haaren bekommen hatte, für Zigaretten für die Mädchen ausgegeben.
    Janice und Jata schauten einander an. Dann lächelten sie.
    » Was? «
    » Nichts. « Sie lächelten sich wieder an.
    » Sagt jetzt, was ist .«
    » Okay. « Jata beugte sich nach vorn. » Aber du musst versprechen, es niemandem zu sagen. Das ist unser Geheimnis .«
    Sally nickte.
    » Wir wissen, wie man Geld verdienen kann. « Sie lächelte, sodass man ihre schwarzen Zähne sehen konnte.
    » Wie? «
    » Du versprichst, es nicht weiterzusagen? «
    » Das habe ich doch gerade getan .«
    » Okay. « Janice beugte sich auch nach vorn. » Die Ölmänner .«
    » Was ist mit denen? «
    » Die geben einem Geld, wenn man das mit ihnen macht .«
    Sally schaute sie an. Beide Mädchen lächelten.
    » Wir haben es beide gemacht, und es war tatsächlich nicht so schlimm. Oder, Janice? «
    » Nein. Auf jeden Fall nicht nach dem ersten Mal .«
    » Willst du mitmachen? Sie kommen und holen uns manchmal. Wir wissen, wo sie parken .«
    Sally antwortete nicht.
    » Willst du, Sally? «
    Sally schaute auf ihre Hände.

48
    Das Taxi manövrierte sich durch den dichten Freitagsverkehr der Bredgade. Ein gelber HT -Bus scherte vor ihnen aus, sodass der Taxifahrer bremsen musste und es nicht mehr über die grüne Ampel schaffte. Er fluchte. Caroline schickte einen freundlichen Gedanken an die Kopenhagener Busse, die das Recht hatten, den Verkehr aufzuhalten.
    Beim Sankt Annæ Plads bog das Taxi nach rechts ein und hielt an der Seite an. Sie reichte ihre Visa-Karte zwischen den Sitzen nach vorn und hoffte, es würde Probleme mit der Karte geben. Einen Augenblick später reichte der Fahrer Karte und Quittung nach hinten, und Caroline stieg aus.
    Sie schaute auf das Wasser hinunter, wo sie den Giebel des Schauspielhauses ausmachen konnte. Dann ging sie über die Straße und zu
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