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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor
Autoren: L. E. Modesitt
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weiß.« Sie nimmt seine Hand und drückt sie. »Mycela hat nichts verstanden.«
    »Ciesrt auch nicht und bei Vernt bin ich mir nicht sicher. Jerial hat es bemerkt. Sie hat gelächelt, als wir die Plätze getauscht haben.«
    »War deine Mutter verärgert?«
    »Ich weiß nicht. Sie hat keine andere Wahl bei der Tischordnung, wenn sie sich nach der Abstammung richtet, aber mir gefiel es nicht.«
    »Ich bin froh, dass du so bist, wie du bist.«
    Lorn drückt Ryalths Hand und sie gehen weiter nach Osten, die Straße des Fortwährenden Lichts entlang, zurück zu der Wohnung, die seine wie auch ihre geworden ist.

 
III
     
    A m sehr späten Nachmittag, kurz vor Einsetzen der Dunkelheit, stehen Kaiser Toziel’elth’alt’mer und seine Kaiser-Gemahlin Ryenyel auf dem obersten Balkon des Palasts des Lichts, zehn hohe Stockwerke über den Gärten. Seine große, jedoch schlanke Gestalt wirkt gebeugt unter der Silberrobe, die er für die letzte Audienz des Nachmittags an- und noch nicht wieder ausgezogen hat, seit er den kleinen Audienzraum verlassen hat. Ryenyel trägt eine Tunika aus einem leuchtend grünen Schimmertuch und eine Hose aus einem fließenden Stoff von etwas hellerer Schattierung – Farben, die das mahagonifarbene Haar und die Sommersprossen in ihrem Gesicht noch betonen.
    Eine warme, feuchte Frühlingsbrise weht aus Osten und flüstert an ihnen und an den kannelierten Balken des Balkons mit ausreichend Kraft vorbei, um zwischen den Balken ein Pfeifen und Brummen entstehen zu lassen – ein Geräusch, das einerseits lieblich klingt und andererseits laut genug ist, um etwaige Lauschversuche zunichte zu machen, so wie von den Erbauern des Palasts vor etwa acht Generationen auch beabsichtigt. Cupridiumblumen hätten zwar denselben Zweck erfüllt, aber der Palast des Lichts beherbergt weder solchen Zierrat noch irgendwelche Statuen. Alle Linien sind klar, anmutig und schnörkellos, selbst eingemeißelte Inschriften fehlen fast gänzlich.
    Im Süden, am Fuß des Hügels hinter dem Handelsviertel und den Lagerhäusern, liegen die weißen Steinpiere des Hafens von Cyad. Bei zwei Feuerschiffen an der Pier der Spiegellanzenkämpfer hat man um die weißen Rümpfe Gerüste errichtet. Eines der beiden Feuerschiffe, so weiß es der Kaiser, wird niemals mehr mit eigener Kraft fahren. Es wird gerade ausgeschlachtet, um das zweite Schiff, die Ozeanflamme, überholen zu können. An der Pier östlich der Gerüste sind zwei dreimastige Handelsschiffe vertäut, hochseetüchtige Schiffe, von denen keines unter cyadorischer Flagge fährt, und zwei Küstenschoner, einer aus Sligo, der andere aus Spidlar.
    Nördlich der Piere unter dem Palast schimmern die Gehwege aus Sonnenstein und die mit weißem Granit gepflasterten Straßen in der Spätnachmittagssonne. Die Geschäfte und vereinzelten Kaffeehäuser im Westen können mit makellosen grün-weißen Markisen aufwarten.
    »Bluoyal’mer sagt, dass alles zum Besten steht mit unserem Handel«, meint Toziel nachdenklich; den rechten Arm hat er um die Taille der Kaiserin gelegt. »Aber nur wenige Schiffe im Hafen fahren unter unserer Flagge. Und die Kaiserlichen Buchhalter berichten, dass die eingetriebenen Zölle jedes Jahr niedriger werden.«
    »Vielleicht werden nicht alle Zölle ordnungsgemäß bezahlt«, erwidert Ryenyel. »Kann die Hand des Kaisers …«
    »Nein. Er kann Befehle ausgeben, aber deren Wirksamkeit ist verloren, wenn er den Schatten verlässt und sich zu erkennen gibt.«
    »Der Erste Magier Chyenfel’elth muss wissen, wer er ist.«
    »Zweifellos, das haben wir ja bereits besprochen; aber es wäre nicht zu seinem Vorteil, dies zu enthüllen.« Toziel lacht. »Und auch nicht zu unserem.« Der Kaiser schüttelt langsam den Kopf, ohne den Blick von der Stadt des Lichts zu wenden, die sich unter ihm ausbreitet. »Die Chaos-Türme versagen bereits, und ich bin gezwungen, den Plan des Ersten Magiers zu unterstützen. Er will das gesamte Chaos in den verbliebenen Türmen um den Verwunschenen Wald ausschließlich dazu verwenden, den Wald zurückzudrängen, damit dieser nicht das gesamte östliche Cyador an sich reißt. Das heißt, dass diese Türme nicht länger die Feuerlanzen der Lanzenkämpfer oder die Chaos-Zellen der Feuerwagen aufladen können.« Toziel zuckt die Achseln. »Ist dies der Beginn des letzten langen Nachmittags von Cyad?«
    »Die Chaos-Türme im Viertel der Magi’i hier in Cyad funktionieren noch«, erklärt die Kaiserin mit den mahagonifarbenen Haaren,
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