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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor
Autoren: L. E. Modesitt
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noch Spiegellanzenkämpfer gibt. Sie arbeiten zusammen wie zwei Riesenkatzen gegen ein Rudel Nachtleoparden. Höchst umsichtig.«
    »Und wenn die Türme doch versagen?«
    »Werden wir viel mehr Lanzenkämpfer brauchen, um die Barbaren zu bekämpfen. Bluoyals Nachfolger werden feststellen, dass auch sie noch immer Lanzenkämpfer brauchen, aber erst wenn viele umgekommen und mehr als nur ein paar Schiffe verloren sind.«
    »Deshalb wird alles so bleiben wie es ist«, antwortet Ryenyel.
    »Das wird den meisten nicht so vorkommen. Der zukünftige Kaiser muss entweder ein mächtiger Magi’i sein oder in den Reihen der Spiegellanzenkämpfer Vertrauen genießen, denn Lanzenkämpfer und Magi’i haben die Macht, den Kaiser zu zerstören.«
    »Bluoyal glaubt, dass die Händler den Palast des Lichts in den kommenden Jahren kaufen können, vielleicht auch schon früher. Wir müssen ihn beobachten, sehr genau, viel genauer als bisher, denn ein zu mächtiger Händler könnte Cyador schneller zum Niedergang verhelfen als der Verwunschene Wald oder die Barbaren.«
    »Das sagt auch die Hand, aber er ist der Meinung, dass wir uns Zeit lassen können, denn Bluoyal wird sich übernehmen, noch bevor etwas Derartiges eintreten kann.«
    »Ich wünschte, ich könnte darin Trost finden«, klagt die Kaiserin und lehnt den Kopf an die Schulter ihres Mannes.
    »Er hat nur selten Unrecht … höchst selten.«
    »Und wenn doch …?«
    »Wenn er doch Unrecht hat, wenn wir versagen sollten, dann wird Blut den Sonnenstein des Palasts beflecken, so viel Blut, dass es niemals mehr zu entfernen sein wird.« Der Kaiser blickt in das angespannte Gesicht seiner Frau. »Ich habe es dir schon oft gesagt, aber … Du gibst mir so viel.«
    »Was sollte ich anderes tun, mein Liebster? Wir wissen, dass es sonst niemanden gibt.«
    »Noch nicht.«
    Während er spricht, hebt sie die Hand und legt sie sanft auf seine Wange.
    Das orange Glühen der Dämmerung überflutet von Westen her den Hügel und die weißen Steinpiere am Hafen schimmern golden.
    Kaiser und Kaiserin stehen auf dem Balkon und sehen zu, wie das Gold verblasst.

 
IV
     
    I m grauen Licht des stürmischen Frühlingsmorgens sitzt Lorn am Ende eines langen Tisches in einem der Räume des Hauses Ryalor und liest sich durch einen Stapel von Papieren, die ihm Eileyt vorgelegt hat. Der Oberbuchhalter hat Lorn versichert, dass diese Papiere mehrere Beispiele für zwielichtiges Handelsgebaren enthalten.
    Bis auf ein paar eindeutige Fehler beim Zusammenzählen hat Lorn jedoch nichts gefunden. Er ruft schließlich Eileyt zu sich, und als der grauäugige Mann sich nähert, sagt er: »Ich glaube nicht, dass ich das gefunden habe, was ich finden sollte.«
    Eileyt überblättert die ersten drei Seefrachtbriefe und deutet dann auf eine Zahl in der Mitte des vierten. »Seht Euch das genauer an.«
    Lorn prüft den Eintrag: Baumwolle, 20 Ballen, braun, Hamor.
    »In Hamor wird braune Baumwolle angebaut, aber ausgeführt wird von dort gewöhnlich nur gute weiße Baumwolle. Seht Euch das Pergament an – und es ist wirklich Pergament, ein weiterer Hinweis.«
    »Sieht aus, als wäre es glatter, aber nur bei dem Wort braun.«
    »Auch sind die Abstände um das Wort braun herum größer.« Eileyt nickt. »So ein Pergament kann man wie ein Palimpsest verwenden, man braucht nur ein scharfes Messer, kratzt die Buchstaben weg und schreibt statt weiß einfach braun nieder.«
    »Aber warum? Warum schreiben sie den Frachtbrief nicht einfach neu?«
    »Weil das Siegel darunter steht. Wenn ein Händler bei der Fälschung eines Siegels ertappt wird, wird ihm die Hand abgehackt. Ein ›Fehler‹ in einem Frachtbrief kostet nur einige Goldstücke Strafe, aber die meisten dieser ›Fehler‹ werden niemals aufgedeckt. Der Zoll für weiße Baumwolle beträgt ein Goldstück pro Ballen. Braune Baumwolle hingegen kostet nur einen Silberling und man kann sie aus Kyphros oder Valmurl oder sogar aus Worrak in Hydlen beziehen.«
    »Aber alles hier kommt von außerhalb und nicht aus Cyador«, stellt Lorn fest.
    »Das stimmt«, meint Eileyt geduldig. »Aber … wenn der Kaiserliche Zoll für kyphrische braune Baumwolle ein Goldstück betragen würde, würde das Volk den Stoff auf Karren laden und ihn an den Stränden unter den Westhörnern entlangschmuggeln, und unehrliche Händler in Fyrad würden ihn mit echter kyphrischer Ware vermischen. Man müsste schon jeden Ballen zählen, um das feststellen zu können, aber die Kaiserlichen Buchhalter
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