Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
haben dafür weder das Personal noch die Zeit zur Verfügung. Ein Silberling für den Ballen – und der Zoll ist der gleiche wie der für einen Ballen des fertigen Stoffes. Es ist billiger und schneller, die braune Baumwolle oder jede andere Baumwolle von Kyphros aus zu verschiffen, als sie zu schmuggeln. Hamorische weiße Baumwolle kostet heutzutage fünf Goldstücke pro Ballen … und braune eines. Bei dieser Ladung konnte der Händler also fast achtzehn Goldstücke in seine Tasche stecken, er musste nur ein Wort auf dem Frachtbrief ändern. Und falls er überführt wird, kann er behaupten, dass es ein Fehler war. Wenn das hamorische Siegel intakt ist und ein Magier das feststellen kann, dann wird er nicht mehr als eine Strafe von drei Goldstücken bekommen, höchstens zehn. Doch die meisten dieser Fälle werden ohnehin niemals aufgedeckt.«
    »Aber die fertige Baumwolle … man bekommt mehr als zehn für einen Ballen und der Stoff ist einfacher zu transportieren«, meint Lorn und erinnert sich an seine ersten Handelsangelegenheiten mit Ryalth. »Warum sollte jemand die Ballen den ganzen Weg von Hamor bis hierher transportieren? Sie sind groß und sperrig.«
    Eileyt nickt. »Gut. Das ist ein weiterer Grund, um das hier anzuzweifeln. Jedermann sieht bei einem Ballen von fertigem Stoff den Unterschied zwischen hamorischer weißer und kyphrischer brauner, aber roher Baumwolle – das ist eine andere Geschichte. Es könnte auch etwas in den Ballen versteckt sein.«
    Lorn schüttelt den Kopf, aber er hat schließlich Ryalth und ihre Buchhalter selbst gebeten, ihn in alles einzuweihen, was sie über unlautere Handelsmethoden wissen. Obwohl es sehr unwahrscheinlich ist, dass Lorn einmal selbst damit zu tun haben wird – außer er würde von den Kaiserlichen Zöllnern einberufen. Je mehr er lernt, desto mehr einzelne Hinweise daraufbekommt er, wie alles miteinander verwoben ist; wie etwa Bluoyals Einmischung in die Heirat zwischen Syreal und Veljan, die – weil Lorn den älteren Bruder Veljans, Shevelt, tötete – zu einem größeren Einfluss der Magi’i auf die Angelegenheiten eines der führenden Handelshäuser führte. Das unterstreicht die Notwendigkeit noch mehr, so viel zu wissen, dass er seine eigenen Fragen stellen kann, sollten solche auftauchen. Die Erfahrungen, die er mit den Patrouillentaktiken und dem Verwunschenen Wald gemacht hat, reichen ihm vollauf als Beispiel dafür, wie es ist, nicht genug zu wissen, und um seine Entscheidung noch zu bekräftigen, in den wenigen Tagen, die ihm in Cyad noch bleiben, so viel wie nur irgend möglich in Erfahrung zu bringen. Außerdem hat er inzwischen festgestellt, dass es für alle Beteiligten viel besser – und weniger kostspielig – ist zu handeln, bevor andere es tun … und nicht erst, wenn allgemein offensichtlich ist, dass eine Handlung erfolgen muss.
    Also muss er so viel wie möglich selbst lernen, denn Ryalth kann ihre Arbeit nicht unterbrechen, besonders da der Frühling weitaus arbeitsreicher für das Haus Ryalor ist, als Lorn es sich jemals vorgestellt hätte.
    Er sieht die Frachtbriefe noch einmal durch und achtet auf seltsame Zwischenräume, unwahrscheinliche Güter und andere Unstimmigkeiten.
    Auf dem vorletzten Brief findet er etwas – oder glaubt es zumindest.
    »Hundert Stein Zinkwerkzeuge?«, fragt er. »Sollten damit etwa Eisenklingen getarnt werden? Es ist ein Metall und hat in etwa dieselbe Anzahl von Buchstaben.«
    »Das ist sehr gefährlich, denn Waffen mit Eisenklingen sind mit hohen Zöllen belegt, und sie in Cyad zu verkaufen oder sie nicht zu deklarieren, wenn sie woandershin verschifft werden sollen, kann einen Händler ins Gefängnis bringen«, erklärt Eileyt. »Einige Händler kaufen dennoch gern hamorische Klingen und verkaufen sie irgendwo in Candar.« Der Buchhalter händigt Lorn einen weiteren Stapel von Frachtbriefen aus.
    Es ist fast Mittag, als Lorn in Ryalths Arbeitszimmer kommt. Sie blickt von einem großen Buch auf.
    »Du hast ein hübsches Arbeitszimmer«, bemerkt er.
    »Händler bezeichnen es als ›Kontor‹, mein Liebster.«
    Sie lächelt. »Aber wenn du einen Händler glauben machen willst, dass du weniger weißt, als wirklich der Fall ist, dann sag ›Arbeitszimmer‹.«
    »Danke. Das ist klug. Ich verstehe, warum du der Händler geworden bist und nicht ich.« Er schüttelt den Kopf.
    »Gemeinsam machen wir unsere Sache sehr gut«, sagt Ryalth.
    »Musst du den ganzen Tag arbeiten?«
    »Zerlynk kommt am Nachmittag. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher