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Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Titel: Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)
Autoren: Ror Wolf
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ohne die Straße zu sehen.
    Nach der Versicherung der von mir befragten Bewohner gibt es hier Tiere, die ohne sonderliche Anstrengung durch Zerbeißen der Halsschlagader alles töten, was vorübergeht, alle unwillkommenen Besucher. Niemand sei schnell genug, hier unzerbissen vorüberzukommen, oder ohne einzusinken, ohne fortgespült zu werden. Demnach war ich der erste, der diese Gegend ohne große Unannehmlichkeiten durchquert hatte. Ich werde später ausführlich darüber berichten.
    Dann ging es wieder hinab in die Tiefe. Es muß jetzt etwas passieren, sonst passiert was, dachte ich, als ich die langen wurmförmigen Zungen von oben herablecken sah, die leckenden Zungen, klebrig, alle Personen hinausleckend aus diesem Loch, hinausschlürfend oder hinaussaugend. In der Tiefe geschah dann etwas ganz Unbeschreibliches. Das Gebrüll, das ich hörte, durch die Geräusche der Mückenschwärme hindurch, drang in mich ein wie ein Spieß, oder wie eine Stange in meine Ohren. Ich sah aufgefressene von Mücken verzehrte und also gänzlich mitsamt ihren Knochen verschwundene Hunde, oder auch nur bis zur Unkenntlichkeit durchlöcherte Hunde mit ausgefressenen Augen und Zungen. Ich sah Reste von Fröschen und ohrenlose Tiere, leere Meerschnecken und Fische haarlos atmend.

    Dann ging ich ein Stück durch den Wald. Ich sah die gewöhnlich ganz einsam lebenden Wesen zwischen den Büschen wie ausgestopft, wachsbleich, mit offenem Mund und erinnere mich nicht, einen einzigen Laut gehört zu haben. Ich kroch zwischen Stengeln hindurch, über eine mit Gras bewachsene kratzende Fläche. An dieser Stelle der Welt bemerkte ich etwas von der Verschiedenheit der Gedanken, aber ich lege diese Gedanken vorläufig beiseite. Ich sah dann die Sonne sinken und ich sah Tiere in Klumpen an Bäumen hängen, und diese Klumpen zerspritzten auf einmal. Von nun an quoll es dicht aus dem Boden hervor, eine dicke ganz dunkle Flüssigkeit, aber es war keine Flüssigkeit, es war eine Schlange die mich umschlang. Und in diesem Moment, als das Leben aus mir herauskriechen wollte, trat Q auf und verschwand kurz danach lautlos im Dickicht.
    Ich sah damals Fische kalt durch den Wald wandern, auf der Suche nach Flüssen. Vereiste Enten fielen vom Himmel, ich sah eine fleischrote Schnauzenspitze aus dem Erdboden ragen, ich sah abgehäutete Hunde, davonspringend, haarlose nackte Hunde, stumm, ich sah tote Tiere, vom Meer ausgeworfen, fett quellend in allen Pfützen, ich sah glühende Steppen und hörte das Rascheln von langen Schlangen, und als ich einschlief im Winter kroch mir der Frost in die Ohren. Dann ging ich weiter dahin bis zum Meer.

22



D ie Welt war sicherlich groß genug für die Abenteuer, die ich im nächsten Kapitel erleben wollte. Im nächsten Kapitel lehnte ich mich an den Stamm eines Baumes und schloß die Augen. Mich hatte im nächsten Kapitel eine gewaltige Müdigkeit ergriffen, aber ich weiß noch, daß ich aus meinen Händen herausschoß und keineswegs in die Luft hinein, die an diesem Tag ganz sanft war und zart. Dann sah ich Tiere fett aus dem Wasser steigen, brüllend und tropfend, sich schüttelnd, und ich sah andere Tiere, die sich in diese Tiere hineinbissen und sie zurückzogen ins Wasser, wo sie brüllend versanken, und meine Worte zerflossen in dieser Hitze. Natürlich, ich hörte noch meine Worte, bevor sie zerflossen, und nach meinen Worten näherte ich mich dem Meer, und zwar ziemlich genau von Osten. Da lag es, das heiße dampfende Meer.
    Es folgt nun die Schilderung eines kurzen Zusammentreffens mit Q, der atemlos aus den Wäldern herausstürzte. Später erhielt ich auch eine Nachricht von Wobser, der, leicht mit den Nägeln knackend, in der Tiefe verschwunden war. Zur gleichen Zeit war auch Parker verschwunden, am zehnten August, er wurde umgeworfen und in der Ferne zerbissen. Er war, wenn ich mich richtig erinnere, ein Mann von beträchtlicher Einfallskraft. Einmal ließ er im Speisesaal des Palast-Hotels eine Anzahl von Damen kommen, streichelte ihnen den Rücken und ließ sie, zur großen Verwunderung der Gäste, hinauf auf die Tische steigen, auf denen noch immer die Schüsseln dampften. Einmal hatte er sich in der Nähe der Nähmaschinenfabrik auf den Boden gesetzt und war eingeschlafen. Er bemerkte nicht, wie sich die Ratten heranschlichen. Eines der Tiere setzte sich auf ihn und fraß ihm ein Loch in den Leib, und als er sich auf die andere Seite drehte, fraß es ihm auf der anderen Seite ein Loch in den Leib. Heute
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