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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende
Autoren: Lawrence Sanders
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keine Lust, jetzt noch anzufangen, ihr was vorzumachen. Im Übrigen würde sie ohne hin alles wissen.
    Er blickte einmal auf und sah jenseits des Lichtdoms über der Stadt die Sterne funkeln. Wie klein sind wir doch, dachte er, da wimmeln wir hier herum in einem Dasein, nach dem es uns nicht verlangt hat, reiben uns auf, nur um zu überleben. Die Philosophen hielten dafür, dass man entweder darüber lachen oder weinen müsse. Delaney bevorzugte aber eine Haltung, die dazwischen lag, den Kampf mit einer Prise Humor, der einen erkennen ließ, dass man im Grunde keine Chance hatte und gleichwohl nicht aufgeben musste. Und machten es nicht viele so? Die Spielkasinos in Las Vegas florierten immerhin.
    In seinem Haus waren alle Lichter an, über der Tür hing noch die Weihnachtsdekoration. Und da drinnen erwarteten ihn eine liebevolle Frau, ein heißer Grog, eine gute Zigarre, und später das warme Bett und ein gesegneter Schlaf.
    »Dafür muss ich Gott danken«, sagte er laut und erklomm die Vortreppe.

28
    Delaney wollte nicht, dass die Mädchen am Silvesterabend ausgingen.
    »Das ist die Nacht der Amateure«, sagte er zu seiner Frau. »Leute, die das ganze Jahr über keinen Tropfen trinken, meinen plötzlich, sie müssen mal richtig einen draufmachen. Dann pöbeln sie einen an oder sie steigen ins Auto und fahren jemand tot. Am sichersten sind wir zu Hause bei verschlossenen Türen.«
    Heulen und Tränen bei Sylvia und Mary. Dann der Kompromiss: Eine Silvesterparty daheim, zu der die beiden Verehrer eingeladen wurden. Man würde den Teppich aufrollen und tanzen, die Damen im großen Abendkleid, die Herren im Smoking.
    »Ich bitte, ausgenommen« protestierte Delaney. »Mein Smoking hängt auf dem Speicher, wahrscheinlich ist er verschimmelt, und selbst, wenn er das nicht sein sollte, reinpassen tue ich auf keinen Fall mehr, denn ich habe ein paar Gramm Fett angesetzt.«
    Monica blieb aber fest: »Kein Smoking, keine Party, und die Mädchen gehen aus.«
    Also kroch er knurrend auf den Speicher und grub den Smoking aus seinem Mottenkugelgrab aus. Wie neu sah er nicht gerade aus, doch Monica richtete ihn her. Die Jacke passte, wenn er sie offen trug, und niemand würde sehen, dass die oberen Hosenknöpfe nicht geschlossen waren, wenn er den breiten Gürtel darüber trug. Immer noch knurrend machte er sich auf den Weg, die für eine Party nötigen Dinge zu besorgen, wobei er ein Einkaufswägelchen vor sich herschob. Mit dem Wägelchen und dem schwarzen Homburg bot er einen wenig würdigen Anblick. Zum Glück begegnete er keinem Bekannten.
    Heimgekehrt stellte er fest, dass alle möglichen Leute unterdessen angerufen hatten. Als erstes rief er Sergeant Boone zurück.
    »Wie ist es gegangen, Sergeant?«
    »Ziemlich genau so, wie Sie es ihr ausgemalt haben, Sir. Sie ist unterdessen auf freiem Fuß, in ihrem Haus in Manhattan.«
    »Waren viele Reporter da?«
    »Reporter, Fotografen und das Fernsehen. Das hat sie nicht ausgehalten.«
    »Was heißt nicht ausgehalten?«
    »Sie hat hysterische Weinkrämpfe bekommen.«
    »Das tut mir leid. Ich hätte sie für stabiler gehalten.«
    »Nein. Sie löste sich in Tränen auf, und wir hatten alle Hände voll zu tun. Zum Glück brachte ihr Anwalt Doc Samuelson mit, und der gab ihr was, um sie zu beruhigen. Als sie abzog, sah sie nicht mehr ganz so schön aus wie sonst«
    »Nein«, versetzte Delaney grimmig, »ihr Mann bot auch keinen schönen Anblick, als er da tot auf dem Teppich lag. Boone, ich möchte Ihnen ausdrücklich danken, und sagen Sie auch Jason und den anderen meinen Dank.«
    »Mache ich, Sir. Und ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein gutes Neues Jahr.«
    »Ihnen und Rebecca ebenfalls. Grüßen Sie sie ganz herzlich von uns.«
    »Gern. Und ich hoffe, wir haben mal wieder einen Fall miteinander zu knacken, Sir.«
    »Das würde mich nicht überraschen.«
    Der nächste Anruf galt Thorsen, der sehr redefreudig, möglicherweise eine Spur beschwipst klang. »Alles läuft wie geschmiert, Edward. Die Morgenausgabe der Tageszeitungen haben wir zwar verpasst, aber dafür berichten die Abendzeitungen. Und vier Fernsehstationen. Anrufe von den Agenturen und der überregionalen Presse. Offenbar glaubt man überall, wir hätten den Fall gelöst.«
    »Das haben Sie sich doch gewünscht?«
    »Und wie! Der Chef strahlt, und Suarez kriegt jede Menge Glückwünsche. Riordan weiß wohl schon, dass er der Verlierer ist. Suarez hat die besten Aussichten, als Chefinspektor bestätigt zu
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