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2577 - Kosmisches Puzzle

2577 - Kosmisches Puzzle

Titel: 2577 - Kosmisches Puzzle
Autoren: Christian Montillon
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Prolog:
    Jetzt
     
    Ich bin Gucky, der Mausbiber, und ich sterbe.
    Es ist, als würde mir das Fell vom Leib gefetzt. Mehr noch, als würden tausend glühende

Klingen in mein Fleisch stoßen und es verschmoren.
    Doch das ist es nicht, was mich umbringt, sondern etwas viel Schlimmeres.
    Wir schreiben den 8. Mai 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, irgendwann in den Abendstunden.

Ich weiß die Uhrzeit nicht genau, vielleicht 20 oder 21 Uhr. Was spielt es schon für eine Rolle?

Es ist ohnehin nur eine Stunde mehr oder weniger in einem schier ewigen Leben.
    So vieles habe ich überstanden, aber nun bin ich am Ende angelangt. Mein Inneres steht in

Flammen. Die Augen sind trüb und müde. Ehe ich sie schließe, will ich sie aufreißen, als könne

ich so die beiden noch einmal sehen, die mir mehr bedeuten als alles andere.
    Iltu.
    Jumpy.
    Meine geliebte Iltu. Meinen Sohn Jumpy. Unseren Sohn.
    Ich glaubte, ich wäre für immer von ihnen getrennt worden, habe sie so lange gesucht ... bin

den beiden nach vielen Jahrhunderten auf absonderliche Weise im Kessel von DaGlausch begegnet...

Projektionen aus ES heraus ... und habe sie erneut verloren.
    Bis ich sie ein weiteres Mal gefunden habe.
    Die Bilder flackern vor meinen Augen, stoßen aus der Erinnerung immer wieder nach oben. Die

Qual der beiden zu erleben ist schlimmer als mein eigenes Leid. Viel, viel schlimmer. Die gesamte

Welt löst sich auf in trübe Schleier. Der Tod nähert sich, er kommt mir vor wie die viel

beschworene dunkle Decke, die sich über uns ausbreitet. Bisher dachte ich, das sei dummes

Geschwätz. So ist das eben, wenn der Tod keine Gewalt über jemanden hat, weil er sich im Schutz

eines Zellaktivators vor ihm verbirgt. Aber der Tod nimmt alles, was den Unsterblichen mit der

Welt verbindet. Soll er mich ebenfalls holen!
    Beinahe sanft legt sich die dunkle Decke auf mich und schenkt mir tröstliches, warmes Dunkel.

Mit ihrer Macht dämpft sie die körperlichen Schmerzen und will zugleich das seelische Leid zum

Erlöschen bringen.
    Ich strecke Iltu und Jumpy meine Hände entgegen, als wären sie neben mir. Die Finger zittern.

Trauer und Entsetzen spülen mich hinweg, jeden Gedanken, jede Erinnerung. Nur Leere bleibt

zurück, eine umfassende Stille. Die Decke schlingt sich dichter um mich, und dennoch - sie vermag

die eisige Kälte nicht abzuwehren.
    Ich brenne weiterhin - in Flammen wie Eis.
    Aus der Schwärze taucht ein Bild auf:keine Vergangenheit. Keine jedenfalls, die ich erlebt

hätte.
    Aber eine, wie ich sie hätte erleben sollen.
    Iltu lacht mich an. Sie ist jung, wie ich, erst wenige Jahre alt. Wir kennen uns

nicht, sind einander fremd. Sie ist eine Ilt unter vielen und zugleich so wenigen, die wir retten

konnten vor dem Untergang von Tramp. Wir sehen uns zum ersten Mal, und nichts weist darauf hin,

dass unsere Begegnung etwas Besonderes ist.
    Zufall, mehr nicht. Ich sehe ihr Lachen, der Nagezahn ist keck und ein wenig

schief gewachsen. Ich gönne mir den Spaß, telekinetisch dagegenzuklopfen. Sie sieht aus, als

wisse sie nicht, ob sie es lustig finden oder zornig werden soll.
    Eine Sekunde lang schauen wir uns an, dann bin ich schon wieder weiter.

Irgendetwas habe ich zu erledigen, das mir wichtig vorkommt.
    In der Schwärze des Todes sehe ich diese Szene von außen, wie ein Beobachter, der über uns

beiden schwebt. Es wäre ein Zeichen des Kosmos dafür gewesen, was wir einander einst bedeuten

würden. Immer weiter bedeuten werden, selbst wenn sie in meinen aktiven Gedanken keine Rolle mehr

spielt. Sie bleibt in meinem Herzen und in meiner Erinnerung, ohne die ich niemals ich sein

könnte, sondern auf Plofre zurückschrumpfen würde. Das habe ich erfahren. Ohne Iltu wäre ich nie

geworden, was ich bin. Ich hätte ihr so viel mehr sein sollen.
    Als ich Iltu kennenlernte, ahnte ich nicht, dass sie ihr Leben mit mir teilen und mir einen

Sohn schenken würde.
    Wie, wenn unsere Beziehung tatsächlich bedeutungslos gewesen wäre? Alles nur Zufall?
    Das war es nicht! Ganz und gar nicht.
    Und selbst wenn - das Leben gebiert sich aus Zufällen, und jeder Zufall kann höchstes Glück

oder tiefstes Leid bedeuten.
    Seltsam, welche Gedanken im Angesicht des Todes nach oben gespült werden.
    Jetzt sehe ich, wie Iltu mir nachgesehen haben könnte, mit halb offen stehendem Mund, wie sie

lächelte und sogar einen kleinen Teleportersprung in meine Richtung machte. Zu kurz - sie

materialisierte weit
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