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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten
Autoren: Susanne Eder
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erwuchs, wenn man sie bei Mondschein erntete, mochten Baldrianwurzeln bei trockenem Wetter und Tageslicht ausgegraben werden, damit sie ihre Kraft für ein ruhiges Gemüt entfalteten.
    »Ich werde mich mit der Ernte sputen müssen«, überlegte sie laut. Fastrada, die Gemahlin Ludgers von Blochen, würde heute kommen, um sich ein Schlafpulver zu holen, das Garsende für sie gemischt hatte.
    Ein Schatten flog über ihr Gesicht. Sie hatte Fastrada angeboten, ihr das Schlafpulver ins Haus zu bringen, denn sie wollte ohnehin in die Stadt, um auf dem Markt nach echtem Theriak Ausschau zu halten. Doch Ludgers Gemahlin zog es vor, zu ihr zu kommen. Der Fußmarsch durch den Wald würde ihr guttun, hatte sie behauptet, doch Garsende wusste es besser. Die Bauersleute sahen in Garsende noch immer die Heilerin, die Weise Frau, wie es noch zu Zeiten
ihrer Großmutter gewesen war, und kamen ohne Scheu zu ihr. Doch just Frauen von Stand, zu denen auch Fastrada gehörte, pflegten oft hinter den Ärmeln ihrer Gewänder über sie zu tuscheln, weil sie ohne männlichen Schutz lebte und einer Tätigkeit nachging, die von der Kirche nur mehr geduldet wurde.
    Ärgerlich warf Garsende ihren langen Zopf in den Nacken und seufzte. Sie hatte Glück, dass schon ihre Großmutter und Mutter hier gelebt und sich einen guten Ruf erworben hatten, sonst hätte sie es sehr schwer gehabt, sich ihr Auskommen zu sichern. Zwar kamen die Frauen noch immer lieber zur Heilerin als zu den gestrengen Brüdern der Stifte in der Stadt, doch taten sie es oft mit Vorbehalt und ließen die Anerkennung ihrem Tun gegenüber vermissen.
    Garsende schüttelte die leise Bitterkeit ab, die in ihr aufgekommen war, legte das Bündel Holz vor der Tür zur Hütte ab und ging weiter zu einem Verschlag, um den das Holzhaus erweitert worden war. Als sie die Klappe öffnete, schlug ihr ein durchdringender Geruch entgegen. Hier lagerten, geschützt vor Wind und Regen, viele der Pflanzen und Wurzeln zum Trocknen, die sie im Lauf des Jahres gesammelt hatte.
    Das Schnauben eines Pferdes in ihrem Rücken ließ sie herumfahren, und misstrauisch sah sie dem Reiter entgegen. Sie kannte ihn nicht, sah aber an seiner Gewandung, dass es ein Mann von Stand sein musste. Was mochte er so früh am Morgen von ihr wollen? Ein Kranker, der Heilung suchte? Garsende unterdrückte einen Anflug von Angst, der bei seinem unerwarteten Auftauchen unwillkürlich in ihr aufgekeimt war, und rief ihm ein »Grüß Euch Gott« zu.
    Der Reiter ignorierte den Gruß und stieg erst ab, als er kaum eine Armeslänge vor der Heilerin zum Stehen kam. Er schien noch recht jung zu sein und hochgewachsen, doch
sein Körper zeigte bereits erste Ansätze von Fettleibigkeit. Garsende, selbst groß für eine Frau, musste zu ihm aufschauen, als er sie von ihrem haselnussfarbenen Schopf bis zu ihren bloßen Füßen, die mit Erde behaftet unter ihrem geschürzten Gewand hervorschauten, einer beleidigenden Musterung unterzog.
    »Du also bist der Bastard meines Großvaters«, stellte er endlich fest.
    Garsende zuckte zusammen. Seit ihrer Zeit im Kloster hatte niemand mehr sie so genannt. Aber nun wusste sie auch endlich, wen sie vor sich hatte.
    »Weigand von Rieneck«, sagte sie leise und zwang sich zu einem Knicks.
    » Graf Weigand von Rieneck«, betonte er.
    »So lebt Konradin nicht mehr?« Die Nachricht stimmte sie traurig. Auch wenn sie ihren Halbbruder kaum gekannt hatte, berührte sie sein Ableben doch, schließlich waren sie von gleichem Blut gewesen.
    »Ganz recht. Und deshalb bin ich hier.«
    »Um mir die Nachricht persönlich zu überbringen?«, fragte Garsende überrascht.
    Der neue Herr von Rieneck verzog die Lippen und lachte spöttisch: »Du maßt dir zu viel an, Weib. Ich bin hier, weil es an der Zeit ist, dass du von hier verschwindest.«
    Die Furcht griff so plötzlich nach ihr, dass Garsende vor ihm zurückwich, bis sie den Pfosten des Verschlags in ihrem Rücken spürte.
    »Was … was meint Ihr damit?«, hörte sie sich mit spröder Stimme fragen.
    »Was meint Ihr damit?«, äffte Weigand sie nach und schüttelte den Kopf. »Du hast hier lange genug vom Jagdprivileg profitiert, das mein Großvater dir törichterweise überlassen hat. Mein Vater hat es geduldet, doch ich werde das nicht tun. Es ist höchste Zeit, dass Land und Recht
in die Familie zurückkehren. Das meine ich damit.« Seine Stimme war lauter geworden, und seine plumpe, geäderte Nase färbte sich rot.
    Die Leber, schoss es Garsende durch den
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