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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten
Autoren: Susanne Eder
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Adam, des Gewürzhändlers, ist.«
    Bandolf strich sich nachdenklich über seinen Bart, der trotz seiner Bemühungen immer ein wenig struppig von Kinn und Wangen abstand. »Der Kannengießer soll das mit dem Propst vom St.-Paulus-Stift ausmachen. Das ist Sache der Kirche«, wies er Prosperius an. »Sag ihm, er kann sich zur Not an den Bischof um Recht wenden, wenn er für seinen Anspruch Zeugen beibringen kann und der Propst nicht mit sich reden lässt.« Er runzelte die Stirn. »Die Rauferei trägst du dem Kämmerer Pothinus vor. Wenn Belange der Juden betroffen sind, so ist es seine Aufgabe, den Streit zu schlichten. Und was nun Aginulf aus der Webergasse angeht …«
    Bandolfs Geschäfte wurden jäh unterbrochen, als ein Bote eintraf und mit wichtigtuerischer Miene die Aufforderung des Bischofs von Worms überbrachte, der Burggraf möchte sich umgehend in der Pfalz bei ihm einfinden. Der Bischof habe eine wichtige Nachricht für ihn.
    »Es wundert mich, dass Bischof Adalbero so früh auf den Beinen ist«, bemerkte Prosperius, nachdem der Bote gegangen war.
    »Ich bezweifle, dass der Bischof auf seinen Beinen ist«, meinte Bandolf sarkastisch.
    Zu Ostern hatte Adalbero, der Bruder des Schwabenherzogs Rudolf von Rheinfelden, die Nachfolge des verstorbenen Arnold als Bischof von Worms angetreten. Noch niemals
zuvor war Bandolf einem derart fettleibigen Menschen begegnet wie Adalbero von Rheinfelden, der bei seiner Ankunft zur allgemeinen Belustigung von zwei kräftigen Männern aus seiner Sänfte gehievt werden musste.
    Der Burggraf rief nach seinem guten Mantel und schickte sich an zu gehen. Prosperius folgte ihm vor die Tür.
    »Dann werde ich mich um die beiden Fuhren Mist kümmern, während Ihr fort seid«, meinte er, doch Bandolf hielt ihn zurück.
    »Nein, mein Lieber. Du wirst mich zum Bischof begleiten. Was immer er Dringendes für mich hat, es wird nichts Gutes sein. Ich traue dem Mann nicht.«
    Prosperius schluckte. »Aber ich könnte die Fuhre Mist für Euch verkaufen und Euch statt der Gans einen Pfau besorgen«, schlug er hastig vor. »Da ist ein Bauer auf dem Markt, der mir noch eine Gefälligkeit schuldig ist.«
    Bandolf starrte seinen jungen Schreiber argwöhnisch an. »Gibt es einen besonderen Grund, weshalb du der Pfalz fernbleiben möchtest?«, fragte er. »Du hast doch die vierteljährliche Abrechnung mit dem Vogt des Bischofs gemacht, wie ich dir aufgetragen habe, oder?«
    »Natürlich, Herr«, beeilte sich Prosperius zu versichern und blinzelte den Burggrafen unschuldig an, doch über seine Wangen breitete sich eine zarte Röte aus.
    Bandolf zog die Brauen hoch. »Und?«, fragte er scharf.
    Prosperius schlug die Augen nieder, und die Röte in seinem Gesicht vertiefte sich. »Nun ja, Herr – der Vogt und ich haben gemeinsam beschlossen, hie und da eine winzig kleine Änderung vorzunehmen. Versteht Ihr? Wirklich ganz unauffällig, da habt Ihr mein Wort.«
    »Herr im Himmel«, stöhnte der Burggraf. »Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass ich den Leuten keine Ehrlichkeit abverlangen kann, wenn meine eigenen Leute korrupt sind?«

    »Aber Herr, wer redet denn von Korruptsein?« Empört riss der junge Schreiber die Augen auf. »Wir haben doch nichts getan, was nicht jeder kluge Mann tun würde.«
    »Wo hast du es?«
    »Das Silber liegt in Eurer Schatulle, aber das Ferkel ist aufgegessen«, gestand Prosperius. Kleinlaut fügte er hinzu: »Eigentlich wollte ich das Ferkel aufsparen, doch dann …« Er verstummte unter dem strengen Blick seines Herrn.
    Bandolf rollte seufzend die Augen. Mönch hin, Mönch her – man hatte ganz offenkundig verabsäumt, Prosperius beizubringen, was Mein und Dein war. Es schien unmöglich, dem jungen Burschen klarzumachen, dass seine Mauscheleien nicht die Art von Zubrot waren, die Bandolf als Burggraf dulden konnte. Er hielt ihm diesbezüglich eine strenge Strafpredigt, bis sie aus dem Haus und auf der Brotgasse waren, in der sicheren Erwartung, dass seine Vorhaltungen ja doch nichts fruchten würden.
     
    Der September neigte sich dem Ende zu, und eine warme Herbstsonne tauchte die Stadt in ein goldenes Licht. Es hatte seit Tagen nicht mehr geregnet, und so konnte man die Gassen passieren, ohne knöcheltief in verschlammtem Unrat zu versinken. Ein lauer Wind brachte aus den Gärten den Duft nach Äpfeln, Birnen und Kräutern mit sich. Je näher der Burggraf und sein Schreiber dem Marktplatz kamen, desto mehr verdrängte der Geruch von scharfen Gewürzen, Schweiß,
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