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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten
Autoren: Susanne Eder
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schüttelte er grimmig den Kopf. »Nein, Prosperius. Der neue Bischof ist kein Königsmann. Und ganz bestimmt hatte er auch niemals die Absicht, einen Königsgetreuen wie mich zum Burggrafen zu ernennen. Ich wurde ihm aufgedrängt, und das lässt er mich spüren. Er würde liebend gerne einen Vorwand finden, um mich loszuwerden.«
    Prosperius nagte auf seiner Unterlippe und schaute unglücklich drein. Die Welt des Hofes mit seinen tausend Gesichtern und Winkelzügen, den Intrigen und geheimen Absprachen war ihm offenbar nicht geheuer.
    Bandolf schlug ihm aufmunternd auf die Schulter. »Dennoch kein Grund, Trübsal zu blasen. Du glaubst doch nicht, dass ich mir von einem Rheinfeldener Pfaffen den Braten vom Brot nehmen lasse?«
    Prosperius, um gut einen Kopf kleiner als sein Herr und lange nicht so kräftig, stolperte keuchend vorwärts, und Bandolf lachte.
    Sie bogen in die Diebsgasse ein und stiegen den Hang hinauf zum Pfalzhof. Die Morgensonne fiel auf die Osttürme des Doms und auf die Silberkammer, die sich an den Ostchor schmiegte. Die Nordfassade des Doms lag noch im Schatten. Immer wieder aufs Neue beeindruckt von dem gewaltigen Bauwerk zu Ehren des Herrn, blieb Bandolf stehen
und bewunderte den herrlichen Anblick, den der Dom, in Licht gebadet, bot.
    »Damit kann sich nicht einmal Speyer messen«, behauptete er stolz.
    Prosperius, dessen Gedanken wohl immer noch bei den Stolperfallen der Hofpolitik weilten, hatte anscheinend für architektonische Betrachtungen nichts übrig. »Was kann der Bischof denn bloß von Euch wollen?«, grübelte er laut. »Ihr denkt doch nicht, er hat etwa Wind bekommen von meiner kleinen Absprache mit dem Vogt?«
    Sein offenkundiges Unbehagen entlockte Bandolf ein Lächeln. »Wir werden es bald erfahren. Ich hoffe aber, es ist nicht das, was ich befürchte«, sagte er und dachte an den Vorfall der vergangenen Nacht.
    Prosperius seufzte. »Ich auch.«
    Sie überquerten den Pfalzhof und schritten durch den Torbogen, der zwischen Aula Major und Aula Minor, der großen und der kleinen Halle des bischöflichen Wohnsitzes, auf den rückwärtigen Domplatz führte. In der Aula Minor hatten sich schon einige Gruppen von Menschen versammelt. Priester, Ordensbrüder, Höflinge, Kaufleute und Bauern warteten darauf, dass der Bischof sie empfangen und sich um ihre Anliegen kümmern würde. Bandolf, keinesfalls gewillt, sich in der Halle stundenlang die Beine in den Bauch zu stehen, nachdem man ihn so dringend hierherbeordert hatte, begrüßte hier und dort ein bekanntes Gesicht und nahm mit Prosperius im Schlepptau den direkten Weg zum Türsteher, der die Kammer des Bischofs bewachte. Zu seiner Erleichterung ließ man ihn auch gleich eintreten.
    Adalbero von Rheinfelden, der Bischof von Worms, thronte auf einem reich mit Schnitzereien verzierten Stuhl, der eigens für seinen gewaltigen Umfang gezimmert worden war. Seine Robe bestand aus auserlesenen, teuren Stoffen;
auf seiner ausladenden Brust prangte eine goldene Gliederkette, an der ein edelsteinbesetztes Kreuz baumelte, und jeder einzelne seiner dicken Finger war mit einem Ring geschmückt. Sein massiger Leib drückte über die Armlehnen des Stuhls und quoll, durch die faltenreiche Dalmatika nur mangelhaft kaschiert, über seine fetten Oberschenkel. Neben seinem Stuhl stand ein kleiner Tisch mit Wein und Spezereien, und dahinter wartete ein Höriger auf den Wink des Bischofs. So gewandet und beringt, die Füße auf einem Schemel ruhend und in der Hand einen silbernen Becher haltend, nahm sich Adalbero aus wie ein morgenländischer Potentat, der sich versehentlich in eine christliche Pfalz verirrt hatte, und Bandolf ertappte sich dabei, wie er nach tanzenden Heidenmädchen Ausschau hielt. Außer dem Bischof und seinem Diener war jedoch nur noch ein Schreiber anwesend, der im Hintergrund an seinem Pult stand und gelangweilt an einer Feder kaute.
    Prosperius machte seine Referenz und verschwand dann in einer Ecke der Kammer, wo er versuchte, sich unsichtbar zu machen. Bandolf verscheuchte seine lästerlichen Gedanken an halbnackte Mädchenkörper, beugte ein Knie und küsste die Luft zwischen seinen Lippen und Adalberos juwelenschwerer Hand.
    »Wie erfreulich, dass Ihr meiner Bitte so rasch entsprochen habt, Burggraf«, sagte der Bischof und verzog seinen kleinen Mund zu einem angedeuteten Lächeln, das in den Wülsten seiner Wangen verschwand.
    »Euer Bote vermittelte den Eindruck, dass es dringend sei, Eminenz«, erwiderte
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