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Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre
Autoren: Michael Frey Dodillet
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Wie man dieses Buch hand- beziehungsweise pfothabt
    Für den eiligen Leser
     
    Querlesen ist kein Problem, wenn du über die folgenden Informationen verfügst: Luna ist der Hund, ich bin der Mensch. Luna hört eigentlich ganz gut. Eigentlich bedeutet, sie hört gar nicht, wenn es darauf ankommt.
    Wir begegnen dreihundertsiebenundfünfzig Hundeahnunghabern, die uns gefragt und ungefragt unterrichten. Du musst dir keine Namen merken. Sie heißen der Einfachheit halber alle Krause. Bei allem, was wir tun, scheitern wir verschwenderisch und vergnügt. Am Ende geht alles gut aus.
     
     
    Für den Orientierung suchenden Leser
     
    Dieses Buch ist kein Rat-, sondern ein Trostgeber. Du wirst keine Tipps darin finden. Die geschilderten Begebenheiten sind nicht chronologisch geordnet, sondern nach Erziehungsmethoden sortiert. Ähnlichkeiten mit sonst wem und sonst was sind kein Zufall. Du kannst das Buch von vorn nach hinten lesen oder von hinten nach vorn, oder in der Mitte anfangen oder gerne auch am Schluss. Verleihen solltest du das Buch auf gar keinen Fall. Du wirst es nicht zurückbekommen.

     
     
    Für den interessierten Hund
     
    Dies ist ein wohlschmeckendes Buch. Du darfst Schinken dazu sagen. Es ist allen Hundemädels und Hundejungs gewidmet, die fünfzig Kommandos beherrschen, gehorchen wie eine Eins, auf jedes Wort hören und sofort die Nerven verlieren, wenn Katzen auftauchen, Hasen über den Weg schießen oder Kollegen zu lange gucken. Das Buch macht viel her, wenn es im Körbchen liegt. Du kannst es prima hinter die Waschmaschine schieben oder im Garten vergraben. Der Verlagshund behauptet, es rieche nach Putengeschnetzeltem. Du darfst es zerkauen. Es ist im Wesentlichen aus Holz, schmeckt also wie dein Stöckchen.
     
     
    Für den engagierten Anwalt
     
    Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und ihren Hunden sowie tatsächlichen Orten und Ereignissen sind nicht zufällig, sondern unvermeidlich. Du brauchst deswegen aber nicht Klage zu erheben. Jeder Zwei- und jeder Vierbeiner ist völlig anders beschrieben, als er in Wirklichkeit ist. Selbst die Textilien wurden farblich verändert. Wer sich trotzdem erkennt, muss sich irren. Er ist es nicht. Wir haben so konsequent verfremdet, dass Luna mich manchmal fragt, ob es uns wirklich gibt. Ich habe keine Ahnung.
     
     
    Erkrath, im Januar 2011

Das Krawallmaus-Dilemma
    In dem ein vergnügter Vier- und ein bekloppter
Zweibeiner vorgestellt werden (es könnte auch
umgekehrt sein) und wir schlüssig beweisen,
dass Hundebesitzer acht Meinungen erhalten,
wenn sie vier Hundetrainer fragen, die der Einfachheit
halber alle Krause heißen.

Willkommen im Tal der Ahnungslosen
    Meine Lieblingsdisziplin ist Rumkugeln im Schlamm. Das tue ich gern und ausgiebig und in der Regel dann, wenn ich mit Hund und Fahrrad im nahe gelegenen Neandertal unterwegs bin. Mein Hund ist eine Hündin und heißt Luna. Hund und Fahrrad sind sehr stabil. Ich eigentlich auch.
    Neulich ist es mal wieder so weit. Auf dem schattigen, morastigen Waldweg kommen uns Herr und Frau Lose mit ihrem Airedaleterrier entgegen. Der Airedale trägt ein Bällchen in der Schnauze. Er mault ein bisschen rum, weil es sein Bällchen ist. Luna pupt zurück, dass Bällchen grundsätzlich allen gehören und er das Ding gefälligst rausrücken soll. Außerdem sei er ein Balljunkie, und an der Leine habe sie sowieso schlechte Laune. Ein Wort gibt das andere. Luna flippt aus. Wir brezeln vom Weg runter. Das Fahrrad ist zu hoch, die Grasnarbe zu tief, meine Hündin zu aufgebracht. In Zeitlupe kippe ich nach rechts – halb zog sie ihn, halb sank er hin – und lande mit dem Drahtesel im Dreck. Das sieht bescheuert aus.
    Herr Lose sieht interessiert zu und fragt: »Warum tun Sie sich das eigentlich an?«
    Ja, das ist eine der großen Fragen, die die Menschheit bewegen. Existiert Gott? Gibt es intelligentes Leben im Universum? Werden wir wiedergeboren? Warum tut der sich das an?

    Dass ich mich im Laufe meiner nunmehr fünf Luna-Jahre an diesen Zirkus und die damit verbundenen dämlichen Kommentare gewöhnt hätte, wäre zu viel gesagt. Zumindest aber kann ich relativ gelassen damit umgehen. Aufstehen, Erdbrösel vom Hosenboden klopfen, freundlich grüßen, weiterradeln. Außerdem sind die mit schlammbraunen Bundhosen und jagdgrünen Wadenstrümpfen ausgestatteten Eheleute Lose nicht die einzigen Hundebesitzer zwischen Düsseldorf und Wuppertal, die sich freuen uns zu sehen. Davon gibt es unzählige, und wir enttäuschen
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