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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten
Autoren: Susanne Eder
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Ihr es nicht könnt, da Ihr ja kein Mann der Kirche seid und obendrein noch einen Schreiber habt.«
    Doch Bandolf ging es im Grunde gar nicht um die spitze Bemerkung des Bischofs.
    »Ich stecke in Schwierigkeiten, Prosperius«, brummte er.
    Sein junger Schreiber fragte erstaunt: »Warum denn, Herr? Glaubt Ihr etwa, Ihr könnt den Dieb nicht fangen?«
    »Wenn es denn ein Dieb gewesen ist, dann sollte er sich schon längst aus dem Staub gemacht haben, nachdem sein Überfall auf den Erzbischof von Bremen fehlgeschlagen ist«, versetzte der Burggraf. »Aber das habe ich nicht gemeint. Allem Anschein nach ist der Bischof mehr als verärgert darüber, dass der König mich mit dieser Angelegenheit betraut und die Kirche übergangen hat. Wenn ich den Täter nun nicht fassen kann, wird er sich die fetten Hände reiben und mir mit einem hinterhältigen Lächeln einen Strick daraus
drehen. Und item …«, grübelnd strich er sich über seinen Bart, »… item hat er sehr nachdrücklich darauf bestanden, dass es ein Dieb gewesen sein muss. Warum?«
    »Wer soll es denn sonst gewesen sein?«, fragte Prosperius sorglos.
    »Wie man so hört, hat Adalbert von Bremen hochgesteckte Ziele, und ein solcher Mann hat nicht nur Freunde«, entgegnete Bandolf, faltete das Pergament wieder zusammen und verstaute es in seiner Manteltasche.
    »Was steht denn nun in dem Papier?«, erkundigte sich Prosperius neugierig.
    »Der König schreibt darin, dass ich in seinem persönlichen Auftrag handle«, gab Bandolf mit düsterem Gesicht zur Antwort. »Er hat es bestimmt gut gemeint, aber ich bezweifle, dass das Schreiben die Zungen lockern wird, wenn die Leute lieber schweigen wollen.« Er zuckte mit den Schultern und seufzte. »Na schön, dann lass uns den Ort des Überfalls noch einmal in Augenschein nehmen.«
     
    Auch wenn der Pfalzhof längst nicht so übervölkert war wie der Marktplatz, herrschte hier am Tag reger Durchgangsverkehr. Boten und Dienstleute eilten zwischen der Pfalz und ihren Quartieren hin und her. Gefolgsleute des Königs standen in Grüppchen zusammen, um den neuesten Klatsch auszutauschen und kleine Intrigen zu schmieden. Pferde wurden an die Tränke geführt, und Eigenleute des Bischofs schöpften Wasser aus dem Brunnen. Einige Brüder des Domstifts gingen gemessenen Schritts über den Platz, und Mägde folgten mit schweren Körben ihren Damen, die auf dem Markt eingekauft hatten.
    Aus der Hohlgasse schoss ein kleiner Mann in der Robe der Domherren auf den Platz. Seine ganze Aufmerksamkeit galt einem mit einem Tuch verhüllten, kastenförmigen Gegenstand, den er auf den Armen trug. Er schien so darauf
bedacht, ihn ja nicht fallen zu lassen, und hatte es dabei so eilig, dass er direkt in den Burggrafen hineinstolperte.
    »Aufgepasst!«, rief Bandolf, und Prosperius griff geistesgegenwärtig nach dem Arm des schon älteren Domherrn, bevor er fallen konnte.
    »Ihr rennt ja, als wären die apokalyptischen Reiter hinter Euch her, Bruder Arbogast«, sagte Bandolf, als er den Sakristan, Hüter der Reliquien und Schätze des Domstifts, erkannte.
    »Burggraf? Ich habe Euch gar nicht gesehen.« Verträumte blaue Augen richteten sich auf Bandolf und seinen Schreiber, und der kleine, rundliche Sakristan blinzelte. »Die apokalyptischen Reiter? Der Herrgott bewahre mich.« Er versuchte, ein Kreuz zu schlagen, was angesichts seiner Last kläglich misslang. »Nein, nein. Niemand ist hinter mir her. Ich will nur die heilige Afra schnell wieder an ihren Platz zurückbringen.« Mit dem Lächeln eines Verliebten lüftete er das Tuch und zeigte dem Burggrafen stolz ein Elfenbeinkästchen. Es war rechteckig, mit Blattgold verziert, und um den Deckel führte eine Borte mit schön geschnitzten Tannenzapfen. »Seht nur. Einer der Zapfen war beschädigt. Ich habe es reparieren lassen, und nun ist die Schlafstatt der heiligen Afra wieder ganz.«
    Prosperius bestaunte den kostbaren Reliquienschrein mit glänzenden Augen und bekreuzigte sich ehrfürchtig. Auch Bandolf schlug ein Kreuz. »Ihr habt doch nicht den Knochensplitter der heiligen Afra aus der Hand gegeben?«, fragte er mit einem Zwinkern, doch Ironie war an den Sakristan verschwendet.
    »Aber nein, wo denkt Ihr hin?«, rief Arbogast entrüstet. »Sie ruhte selbstverständlich vorübergehend in einem anderen Schrein. Aber jetzt bekommt sie wieder ihren eigenen.«
    »Wenn er könnte, würde er seine Heiligen nachts in den
Schlaf singen«, bemerkte Bandolf, als er dem eiligen Sakristan
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