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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten
Autoren: Susanne Eder
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Bandolf.
    »Dringend? Nun ja, wahrhaftig, das könnte man sagen.« Adalbero hob träge den Becher in seiner Hand und nickte seinem Diener zu.
    »Bring uns Wein.«
    »Gönnt Euch doch auch einen Schluck, Burggraf«, bot er
an. »Das ist ein feiner, weißer Mosler, den ich mir eigens aus Trier kommen lasse.«
    Ungeduldig zog Bandolf seinen Zinnbecher aus der Tasche seines Mantels und ließ sich einschenken, während er sich fragte, welchen Knüppel der Bischof ihm dieses Mal zwischen die Beine werfen würde. Adalbero ließ ihn zappeln.
    »Ich hatte nach Euch schicken lassen, nicht nach Eurem Schreiber«, bemerkte der Bischof, und seine flinken Augen, mit denen er Bandolf taxierte, straften seine müde Stimme Lügen.
    »Vier Augen und Ohren mögen Euch besser dienen als nur zwei.« Bandolf lächelte kalt und trank einen Schluck aus seinem Becher. In der Tat schmeckte der Wein vorzüglich.
    »Wie Ihr meint.« Adalbero griff nach einem der gelben Küchlein, die zu seiner Erfrischung auf dem Tisch standen, und betrachtete es wohlgefällig, bevor er es in den Mund schob. Während er sich schmatzend die Finger ableckte, sagte er beiläufig:
    »Ich erwarte morgen meinen Archidiakon in Worms. Es wird doch keine Schwierigkeiten an der Rheinfähre für ihn geben?«
    »Was für Schwierigkeiten?«
    »Nun mein Lieber, ich möchte nicht, dass die Fährleute die Hand aufhalten, wenn sie einen Mann der Kirche übersetzen«, meinte der Bischof glatt und schielte nach einem weiteren Kuchen.
    Bandolf, der genau wusste, worauf Adalbero hinauswollte, kniff die Augen zusammen. »Dann soll ich also die Fahrt Euch in Rechnung stellen lassen?«, fragte er.
    »Aber mein lieber, guter Graf«, schalt Adalbero. »Ihr wisst doch, was ich meine.«
    »Der Fährdienst ist ein Privileg der Stadt, nicht der Kirche.
Euer Archidiakon wird bezahlen müssen, wie jeder andere auch«, brummte Bandolf verärgert und fragte sich, ob die Fährleute um ihren Lohn zu prellen alles war, was der Bischof von ihm wollte. Adalbero schüttelte den Kopf, als hätte er ein ungezogenes Kind vor sich, das die elementarsten Dinge des Lebens nicht begreifen wollte. »Wenn dem also so ist …«, seufzte er. Fragend sah er den Burggrafen an. Nachdem aber Bandolf hartnäckig schwieg, nahm sich der Bischof noch ein Stück Kuchen und kam dann endlich zur Sache.
    »Da ist noch eine andere Angelegenheit, die Eurer Aufmerksamkeit bedarf«, sagte er und räusperte sich. »Wie Ihr wisst, wurde Seine Eminenz, Adalbert von Bremen, heute Nacht überfallen. Der König ist über alle Maßen empört und verlangt, dass der Dieb, der Seine Eminenz berauben wollte, unverzüglich gefasst werde. Und er besteht darauf, Euch mit dieser Aufgabe zu betrauen.« In seiner Stimme klang unverhohlener Ärger.
    Das hat mir noch gefehlt, dachte Bandolf und unterdrückte ein Stöhnen. Laut sagte er: »Und wenn es nun kein Dieb war, sondern jemand, der einen persönlichen Groll gegen Adalbert von Bremen hegt?«
    »Unsinn. Natürlich war es ein Dieb.« Adalbero ließ den Wein in seinem Becher kreisen. Dann starrte er Bandolf durchdringend an. »Haltet Euch an das Offensichtliche, Burggraf, und bringt mir den Dieb.«
    Er krümmte den Zeigefinger, und der Schreiber brachte ihm ein versiegeltes Pergament, das der Bischof an Bandolf weiterreichte. »Das ist ein Schriftstück, das Euch weiterhelfen sollte«, bemerkte Adalbero. »Vom König persönlich geschrieben und gesiegelt. Falls Ihr nicht lesen könnt, lasst es übersetzen.«
    Mit einem Zug trank Bandolf seinen Becher leer, verstaute ihn in seiner Manteltasche und wandte sich mit einer
Verbeugung und einem Wink in Prosperius‘Richtung zum Gehen. Der Stuhl des Bischofs ächzte, als Adalbero seine Leibesmasse darin aufrichtete. »Ich erwarte ein schnelles Ergebnis, Burggraf«, sagte er leise. »Denkt daran, der König ist kein geduldiger Mensch.« Dann entließ er Bandolf und seinen Schreiber mit einem in die Luft gewedelten Segen.
     
    Als die beiden Männer die Aula Minor verlassen hatten, brach Bandolf das Siegel auf und studierte den Inhalt des Schreibens. »Falls Ihr nicht lesen könnt, lasst es übersetzen«, äffte er den Bischof nach. »Ich wette um das Euter meiner besten Milchkuh, dass dieser Rheinfeldener Prahlhans mein Curriculum Vitae genau studiert hat, als er hierhergekommen ist. Mit Sicherheit ist ihm bekannt, dass ich meine Buchstaben gelernt habe.«
    Prosperius räusperte sich: »Nun, Herr, der Bischof wird sich womöglich gedacht haben, dass
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