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Verfuehrung auf Capri

Verfuehrung auf Capri

Titel: Verfuehrung auf Capri
Autoren: Julia James
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PROLOG
    „Was meinst du damit, du bleibst Vorsitzender?“
    Alessandro di Vincenzo war sehr aufgebracht. Doch aus Respekt vor seinem deutlich älteren Gesprächspartner versuchte er, sich zu beherrschen.
    „Die Situation hat sich geändert“, erwiderte dieser. Er saß in einem ausladenden Ledersessel in der Bibliothek seiner Villa aus dem achtzehnten Jahrhundert – seinem Landsitz vor den Toren Roms.
    Alessandro holte tief Luft. Sein maßgeschneiderter eleganter Anzug betonte dabei seinen schlanken, muskulösen Körper. Das schwarze Haar war perfekt geschnitten, und sein Gesicht hätte auch einem Filmstar alle Ehre gemacht – oder aber dem Generaldirektor eines großen italienischen Unternehmens: dunkle Augen mit langen Wimpern, hohe Wangenknochen, eine fein geschnittene Nase, ein markantes Kinn und ein sinnlicher Mund, der jetzt allerdings zu einem dünnen Strich zusammengekniffen war.
    „Aber es war doch vereinbart, dass du um meinetwillen zurücktreten würdest …“
    „Nein“, entgegnete der ältere Mann. „Ich habe nie eine rechtlich bindende Vereinbarung unterschrieben. Du hast lediglich geglaubt, als Stefano starb …“, seine Stimme brach. Nach einem kurzen Moment fuhr er fort: „Doch die Situation hat sich geändert. Es ist etwas passiert, das ich unmöglich hätte vorhersehen können …“
    Ungeduldig zog Alessandro die Augenbrauen zusammen. „Was hättest du nie vorhersehen können, Tomaso?“
    Nach kurzem Zögern hob der ältere Mann erneut an: „Als ich Stefanos persönlichen Besitz durchging, habe ich Briefe gefunden – geschrieben vor fünfundzwanzig Jahren. Ich weiß nicht, warum er sie aufgehoben hat. Sicher nicht aus Sentimentalität, denn in ihrem letzten Brief schreibt diese mir unbekannte Dame, sie würde aufhören, ihm zu schreiben – und akzeptieren, dass er ihr nicht antwortet.“
    Misstrauisch blickte Alessandro sein Gegenüber an. Langsam wurde er ungeduldig. Tomasos Sohn Stefano, ein überzeugter Junggeselle, war vor zehn Monaten im Alter von fünfundvierzig Jahren mit seinem Rennboot tödlich verunglückt. Daraufhin hatte Alessandro eigentlich in der von seinem verstorbenen Vater und von Tomaso Viale gegründeten Firma, Viale-Vincenzo, befördert werden sollen: vom dynamischen, erfolgreichen Generaldirektor zum Vorsitzenden – mit vollständiger Kontrolle über das Unternehmen.
    Alessandro hatte Tomaso Zeit zum Trauern gelassen, obwohl dessen Verhältnis zu seinem Sohn aufgrund seines ausschweifenden Lebens nie gut gewesen war. Und er hatte sogar akzeptiert, dass Tomaso nach Stefanos Tod vorübergehend den Vorsitz des Unternehmens übernommen hatte. Aber jetzt reichte es. Tomaso hatte ihm Grund zur Annahme gegeben, dass er sich vor Ende des Geschäftsjahres zurückziehen und ihm die volle Verantwortung für die Firma übertragen würde.
    Ungeduldig dachte er daran, dass er eigentlich nach Rom hätte fahren wollen, um sich mit der überaus reizvollen Delia Dellatore zu vergnügen.
    Er warf Tomaso einen prüfenden Blick zu. Seit Stefanos Tod schien dieser um Jahre gealtert zu sein.
    „Was hast du denn entdeckt, Tomaso?“, hakte Alessandro nach.
    Mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck sah dieser ihn an. „Wie du weißt, hat Stefano sich immer geweigert zu heiraten und lieber ein wildes Leben geführt. Ich hatte also wenig Hoffnung, dass sich unsere Familienlinie fortsetzen würde. Die Briefe, die ich gefunden habe, stammen von einer jungen Engländerin. Sie bat darum, Stefano möge zu ihr kommen, zumindest jedoch bestätigen, dass er ihre Briefe und damit die wichtige Nachricht, die sie ihm darin mitteilte, erhalten habe.“
    Für einen Moment schwieg er, und in seinem Gesicht spiegelten sich Wehmut und Entschlossenheit wider.
    „Sie hat ein Kind von Stefano bekommen, eine Tochter. Meine Enkelin.“ Tomaso blickte dem jüngeren Mann in die Augen. „Ich möchte, dass du sie findest und zu mir bringst, Alessandro.“

1. KAPITEL
    Laura spannte die Schultern und hob die Griffe der schwer beladenen Schubkarre an. Das hoch aufgetürmte feuchte Feuerholz schwankte, fiel jedoch nicht herunter. Sie blinzelte die Regentropfen von ihren Wimpern und schob die Karre über den unebenen Boden des Obstgartens zum Hof hinter ihrem Haus. Das hohe, nasse Gras peitschte gegen ihre Gummistiefel, und ihre abgetragene Cordhose war ebenso regenfeucht wie ihre verwaschene Jacke. Doch Laura war Regen gewöhnt. Davon gab es hier in Devon, im Südwesten Englands, schließlich genug.
    Dank des
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